Neuer Nightjet: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Seit Dezember 2023 ist es so weit: Die ersten brandneuen Züge des ÖBB Nightjet sind im planmäßigen Fahrgasteinsatz. Die Zugpost hat alle Infos zum Nightjet der neuen Generation gesammelt.

Neuer Nightjet: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Foto: ÖBB / Harald Eisenberger

Letztes Update: 5. Februar 2024

Mehr Komfort, mehr Platz, mehr Privatsphäre: Mit dem Nightjet der neuen Generation versprechen die ÖBB das Nachtzugreisen in Europa auf ein neues Level zu heben. Seit Dezember 2023 sind die ersten neuen Nightjet-Züge auf der Schiene. Zu den Highlights zählen komplett neu gestaltete Schlafwagen mit Dusche und WC für jedes Abteil sowie Schlafkapseln im Liegewagen, die Privatheit mit einem bezahlbaren Preis verbinden sollen.

Welche Neuerungen bringt der neue Nightjet sonst noch mit sich? Auf welchen Strecken sind die neuen Züge unterwegs? Und was kostet die Fahrt? In diesem Artikel findet ihr die Antworten auf alle wichtigen Fragen rund um den Nightjet der neuen Generation.

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Was ist der neue Nightjet?

Beim neuen Nightjet oder Nightjet der neuen Generation handelt es sich um komplett neu beschaffte Nachtzüge der Österreichischen Bundesbahnen ÖBB. Die Wagen wurden von Siemens Mobility unter dem Namen Viaggio Next Level entwickelt. Insgesamt 33 der neuen Züge befinden sich zurzeit in Bau oder Auslieferung und sollen bis Ende 2025 schrittweise in den Verkehr gehen. Erste Entwürfe stammen noch aus der Zeit, als die Deutsche Bahn die Nachtzüge im deutschsprachigen Raum unter dem Namen CityNightLine betrieb.

Mit dem neuen Nightjet verpassen die ÖBB ihrer Nachtzugflotte ein umfangreiches Update und kommen den modernen Reisebedürfnissen nach. Mit weniger Plätzen pro Abteil sowie komplett neuen Raumkonzepten wie Schlafkapseln wird insbesondere der Wunsch nach mehr Privatheit erfüllt. Auch bezüglich technischer Ausstattung, Barrierefreiheit und Fahrradmitnahme bringen die ÖBB den Nachtzug in das 21. Jahrhundert. Mehr dazu in den folgenden Abschnitten.

Rendering des neuen ÖBB Nightjet
Die neuen Nightjets sind eine Entwicklung von Siemens Mobility. Illustration: ÖBB/Siemens

Durch neu entwickelte Drehgestelle und den Einsatz in fest gekuppelten Einheiten, ähnlich wie beim ICE oder Railjet, wird der Nightjet zudem laufruhiger. Neu ist auch, dass die Züge für Geschwindigkeiten bis 230 Kilometer pro Stunde zugelassen sind, was die Reisezeit auf einigen Strecken verkürzen könnte.

Die Nightjets der neuen Generation sollen die Bestandsflotte nicht ersetzen, sondern erweitern. Freiwerdende ältere Züge werden verwendet, um die Kapazität auf bestehenden Linien zu ergänzen und neue Linien zu ermöglichen. So werden etwa die Bestandszüge, die durch die Einführung der ersten neuen Nightjets im Dezember 2023 frei wurden, für die neuen Nightjet-Linien von Berlin nach Paris und Brüssel genutzt.

Ab Dezember 2023: Im Nachtzug von Berlin nach Paris und Brüssel reisen
Alle Infos zum Start der neuen Nachtzüge von Berlin nach Paris und Brüssel im Dezember 2023.

Seit wann ist der neue Nightjet in Betrieb?

Die ersten Einheiten des Nightjet der neuen Generation sind seit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 im Fahrgasteinsatz. Ursprünglich war geplant gewesen, den neuen Nightjet bereits 2022 in Betrieb zu nehmen. Durch die Corona-Pandemie und Verzögerungen bei der Zulassung wurde der Starttermin aber mehrmals verschoben.

Auf welchen Strecken werden die neuen Nightjets eingesetzt?

Die ersten neuen Nightjets werden im Verkehr zwischen Deutschland und Österreich eingesetzt, und zwar auf den Linien Hamburg–Wien und Hamburg–München–Innsbruck. Im Frühjahr 2024 soll mit Wien–Bregenz die nächste Linie auf die neuen Fahrzeuge umgestellt werden. Mit welchen Verbindungen es dann weiter geht, ist bisher nicht bekannt.

Ursprünglich sollte der Betrieb auf den Linien von München und Wien nach Italien starten. Grund dafür: Nur die neuen Nightjets erfüllen die strengen Vorschriften zum Brandschutz, die demnächst in Italien in Kraft treten. Offenbar gibt es aber Probleme mit der Zulassung, darum hat man sich entschieden, den Betrieb auf den stark nachgefragten Verbindungen von Hamburg nach Wien und Innsbruck vorzuziehen.

Mittelfristig angestrebt wird eine Zulassung für den Betrieb in Österreich, Deutschland, Italien, der Schweiz und den Niederlanden.

Rendering des neuen ÖBB Nightjet
Die ersten Nightjets der neuen Generation pendeln seit Dezember 2023 zwischen Deutschland und Österreich. Illustration: ÖBB/Siemens

Wie sind die neuen Nightjets aufgebaut?

Die neuen Nightjet-Züge bestehen aus sieben Wagen, davon ein Steuerwagen. Anders als bei den bestehenden Nachtzügen handelt es sich um fest verbundene Einheiten. Einzelne Wagen können nicht mehr ohne Weiteres aus dem Zugverbund herausgenommen oder zu ihm hinzugefügt werden. Dafür lassen sich zwei siebenteilige Einheiten zusammenkuppeln, um so einen Flügelzugverkehr zu ermöglichen.

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Beispiel: Die beiden Nightjets von Hamburg nach Wien und Innsbruck fahren zunächst zusammengekuppelt mit insgesamt 14 Wagen bis Nürnberg. Dort werden sie dann getrennt und verkehren auf unterschiedlichen Strecken zu ihren Zielen.

Die neuen Nightjets bestehen aus verschiedenen Wagentypen. Eine siebenteilige Garnitur setzt sich zusammen aus zwei Schlafwagen, drei Liegewagen, einem Multifunktionswagen sowie einem als Steuerwagen ausgeführten Sitzwagen. Die maximale Gesamtkapazität pro neuer Nightjet-Garnitur beträgt 254 Plätze.

Da ein Zugverbund mit zwei Zugteilen die maximale Zuglänge von 14 Wagen erreicht, gibt es keine Möglichkeit mehr, zusätzliche Autotransportwagen anzuhängen. Der Transport von Pkw und Motorrädern entfällt daher auf allen Stecken, auf denen der neue Nightjet zum Einsatz kommt, also zunächst zwischen Hamburg und Innsbruck. Zwischen Hamburg und Wien bieten die ÖBB schon länger keinen Fahrzeugtransport mehr an.

Was sind die Komfortkategorien im neuen Nightjet?

Innerhalb der drei Wagentypen Schlafwagen, Liegewagen und Sitzwagen wird noch einmal in der Ausstattung differenziert, sodass insgesamt sechs Komfortkategorien entstehen. Damit diversifizieren die ÖBB ihr Angebot weiter und versuchen noch stärker den unterschiedlichen Bedürfnissen der Reisenden nachzukommen. Besonders interessant sind die Mini Cabins im Liegewagen, eine Art Kapselhotel auf Schienen, mit denen die ÖBB Neuland im europäischen Nachtzugverkehr betreten.

Das sind die Komfortkategorien im neuen Nightjet:

  • Schlafwagen comfort:
    
Standardabteil im Schlafwagen für ein bis zwei Reisende. Jedes Abteil hat ein eigenes Bad mit WC und einfacher Duschgelegenheit.
  • Schlafwagen comfort plus:
    
Schlafwagenabteil mit gehobenem Komfort. Neben mehr Platz zeichnet sich das Abteil durch ein Bad mit vollwertiger Dusche aus.
  • Liegewagen comfort:
    
Klassisches Liegewagenabteil mit vier Betten, eignet sich besonders für Familien und Gruppen. Sechs-Bett-Abteile gibt es im neuen Nightjet dagegen nicht mehr.
  • Mini Cabin:
    Neben Vier-Bett-Abteilen gibt es im Liegewagen auch abgeschlossene Schlafkapseln für Einzelreisende. Diese werden als Mini Cabins bezeichnet und versprechen ein ganz neues Nachtzug-Erlebnis.
  • Abteil barrierefrei comfort
:
    Pro neuer Nightjet-Garnitur wird ein barrierefreies Abteil mit insgesamt vier Liegen für bis zu zwei Reisende mit eingeschränkter Mobilität und Begleitpersonen mitgeführt. Das Abteil befindet sich im Multifunktionswagen, welcher außerdem über Niederflureinstieg und ein barrierefreies WC verfügt.
  • Sitzwagen comfort:
    
Der Steuerwagen ist als Sitzwagen mit durchgängigem Großraumbereich ausgeführt. Sitzplätze in Abteilen gibt es im neuen Nightjet nicht mehr. Weitere Sitzplätze befinden sich im Multifunktionswagen.

Daneben gibt es im Multifunktionswagen Stellplätze für Fahrräder, Kinderwagen, Ski und Snowboards. Mehr zur Ausstattung der einzelnen Wagentypen erfahrt ihr in den folgenden Abschnitten.

Kissen im ÖBB Nightjet
Komfort wird besonders im Schlafwagen des neuen Nightjet großgeschrieben. Foto: ÖBB / Harald Eisenberger

Wie sind die Schlafwagen ausgestattet?

Im Schlafwagen gibt es zwei Komfortkategorien, die als comfort und comfort plus bezeichnet werden. In beiden Kategorien verfügen die Abteile über zwei übereinander angeordnete Betten, die als Abteil für ein oder zwei Personen buchbar sind. Dreierabteile gibt es dagegen nicht mehr. Die Betten sind fest montiert und können anders als bisher nicht mehr eingeklappt werden, um das Abteil in die sogenannte Tagstellung zu bringen. Neu ist, dass alle Schlafwagenabteile über ein eigenes Bad mit WC und einer Möglichkeit zum Duschen verfügen.

Schlafwagen comfort

Pro Schlafwagen gibt es neun Standard-Abteile alias Schlafwagen comfort. Diese weisen im Vergleich zu den bisherigen Wagen ein neues Raumkonzept auf, da die Betten nicht quer, sondern längs zur Fahrtrichtung am Fenster angeordnet sind. Rechtwinklig zu den Betten befindet sich ein Einzelsitz mit Tisch. Der Tisch ist höhenverstellbar und kann mit einem Sitzpolster belegt werden, sodass eine kleine Sitzecke für zwei Personen entsteht. Jedes Abteil hat ein kleines Bad mit Waschbecken und WC sowie einer Duschmöglichkeit. Dabei handelt es sich um einen einfachen Duschkopf, der mit dem Waschbecken verbunden ist.

Schlafwagen comfort plus

Neben den Standard-Abteilen gibt es in jedem Schlafwagen ein Abteil der Kategorie Schlafwagen comfort plus mit besonders hohem Komfort. Diese Abteile verfügen über die klassische Anordnung mit Betten quer zur Fahrtrichtung und bieten Reisenden mehr Platz. Der zusätzliche Raum wird etwa für eine größere Sitzecke und eine geräumige Garderobe verwendet. Deutlich komfortabler ist auch das Badezimmer: Hier gibt es eine vollwertige Dusche mit separater Duschkabine.

Weniger Plätze im Schlafwagen

Durch die relativ geringe Anzahl von zehn Abteilen pro Wagen und die Beschränkung auf Zwei-Bett-Abteile sinkt die Schlafwagenkapazität im neuen Nightjet deutlich. Pro Schlafwagen stehen künftig nur 20 Betten zur Verfügung, pro siebenteiliger Einheit mit zwei Schlafwagen sind es damit 40 Betten. Zum Vergleich: Ein Schlafwagen des Typs Comfortline, wie er in den Bestandszügen eingesetzt wird, verfügt über zwölf Abteile mit drei Betten, hat also eine Kapazität von maximal 36 Plätzen.

Wie sehen die klassischen Abteile im Liegewagen aus?

Der Liegewagen im neuen Nightjet ist in zwei Bereiche unterteilt. Neben klassischen Mehrbettabteilen sind auch die Mini Cabins (siehe nächster Abschnitt) im Liegewagen untergebracht.

Bei den klassischen Abteilen handelt es Viererabteile mit ebenfalls fest verbauten Betten. Sie werden als Liegewagen comfort bezeichnet, um sie von den älteren Bestandsfahrzeugen abzugrenzen. Pro Liegewagen gibt es drei dieser Abteile. Sie werden vor allem als Reisemöglichkeit für Familien und Gruppen beworben und lassen sich auch Privatabteil buchen. Sechserabteile gehören mit dem neuen Nightjet dagegen der Vergangenheit an. Diese Form des Reisens wird von vielen Reisenden als nicht mehr zeitgemäß angesehen und dürfte damit langfristig aus den Zügen des ÖBB Nightjet verschwinden.

Als einzige Komfortkategorie befinden sich einige Abteile des Typs Liegewagen comfort bereits im Praxiseinsatz. In den letzten Jahren haben die ÖBB einige Sitzwagen in Liegewagen umgebaut und mit einer Ausstattung versehen, die der des neuen Nightjets ähnlich ist. Mehr zu diesem „Nightjet Upgrade“ genannten Programm erfahrt ihr am Ende dieses Artikels.

Liegewagenabteil im neuen Nightjet mit vier Liegen
Blick in ein klassisches Viererabteil im Liegewagen. Foto: ÖBB / Harald Eisenberger

Was sind die Mini Cabins?

Die größte und vielleicht spannendste Neuerung im Nightjet der neuen Generation sind die innovativen Schlafkapseln, die die ÖBB als Mini Cabin bezeichnet. Die Kapseln sind im Liegewagen untergebracht. Pro Wagen gibt es 28 Mini Cabins, in einer Nightjet-Garnitur mit drei Liegewagen also insgesamt 84 Stück.

Die Mini Cabins sind Einzelschlafplätze, die speziell für Alleinreisende konzipiert sind. Jeweils zwei Kabinen sind übereinander angeordnet und befinden sich hinter einem seitlich aufschiebbaren und verschließbaren Rollo. Jede Mini Cabin hat ein kleines Fenster, dazu gibt es einen ausklappbaren Tisch, Ablageflächen, Kleiderhaken und ein Schließfach. Zwischen den Mini Cabins steht jedem Reisenden zudem je ein abschließbares Schuh- und Kofferfach zur Verfügung. Sitzmöglichkeiten gibt es in begrenzter Zahl am Gang.

Der Platz in den Mini Cabin ist so bemessen, dass ihr euch bequem aufsetzen und das Frühstück sitzend am Klapptisch einnehmen könnt. Ein klaustrophobisches Gefühl soll ersten Berichten nach – auch wegen des Fensters, über das jede Kapsel verfügt – nicht aufkommen.

Wie sind die Sitzplätze und was ist der Multifunktionswagen?

In einer siebenteiligen Garnitur des neuen Nightjet gibt es insgesamt 96 Sitzplätze. Diese befinden sich hauptsächlich im Steuerwagen, der als reiner Sitzwagen konzipiert ist. Hinsichtlich Komfort sind diese Wagen ein deutlicher Rückschritt. Statt gemütlicher Abteile mit ausziehbaren Sitzen verfügen die neuen Nightjets nur noch über durchgängige Großraumbereiche. Diese sind zum größten Teil mit wenig zum Schlafen einladenden Vierer-Sitzgruppen mit Tisch ausgeführt. Jeglicher Nachtzug-Charme geht hier verloren.

Weitere Sitzplätze befinden sich im Multifunktionswagen. Dieser verfügt außerdem über ein barrierefreies Liegeabteil für Reisende mit eingeschränkter Mobilität sowie ingesamt sechs Fahrradstellplätze. Ebenfalls findet sich im Multifunktionswagen Platz für größere Gepäckstücke, Kinderwagen, Ski und Snowboards.

Wieviele Plätze gibt es im neuen Nightjet?

Eine neuer Nightjet verfügt über insgesamt 254 Plätze pro siebtenteiliger Einheit. Diese teilen sich wie folgt auf die Komfortkategorien auf:

  • 40 Plätze im Schlafwagen, davon 4 im Comfort-plus-Abteil
  • 114 Plätze im Liegewagen, davon 78 Mini Cabins und 36 Plätze im klassischen Viererabteil
  • 96 Sitzplätze im Sitz- und Multifunktionswagen
  • 4 Plätze im barrierefreien Liegeabteil

In Prozentzahlen ausgedrückt sind rund 16 % der Plätze Betten im Schlafwagen, 46 % Liegewagenplätze und 38 % Sitzplätze.

Welche technischen Neuerungen gibt es an Bord der neuen Nightjets?

Ein Highlight im neuen Nightjet ist die zeitgemäße technische Ausstattung. Im ganzen Zug gibt es kostenloses WLAN, was in den bisherigen Zügen schmerzlich vermisst wird. Zudem gibt es in allen Fahrgastbereichen neben normalen Steckdosen auch USB-Steckdosen sowie Möglichkeiten zum induktiven Laden von Smartphone und Tablet. Die Abteile im Schlaf- und Liegewagen verfügen über ein neues digitales Bediendisplay zur Temperatursteuerung und Regelung der dimmbaren LED-Beleuchtung.

Weitere Neuerungen sind ein verbesserter Handy-Empfang durch mobilfunkdurchlässige Fensterscheiben sowie ein modernes Fahrgastinformationssystem, das Reisende in allen Wagen über den Verlauf der Fahrt auf dem Laufenden hält.

Steckdosen und Smartphone Halterung im Nightjet
USB-Steckdosen und Vorrichtungen zum induktiven Laden von Smartphone und Tablet gehören zum Standard im neuen Nightjet. Foto: ÖBB / Harald Eisenberger

Wie steht es mit der Sicherheit?

Die Sicherheit in Europas Nachtzügen ist generell hoch. Abteile lassen sich von innen verschließen, Schlaf- und Liegewagen sind außerdem rund um die Uhr mit Servicepersonal besetzt. Im neuen Nightjet wird das Thema Sicherheit noch einmal verbessert. Alle Abteile sind mit einem elektronischen Zutrittssystem ausgestattet, das mithilfe von Keycards mit NFC-Technik den Zugang regelt. Darüber hinaus verfügen alle Wagen über Videoüberwachung.

Zu den weiteren Sicherheitseinrichtungen zählt ein Schließfach in jeder Mini Cabin sowie die Möglichkeit, die Gepäckfächer im Multifunktionswagen mittels NFC-Funktion zu sichern.

Wie groß sind die Betten im neuen Nightjet?

Aufgrund des begrenzten Platzes, der in Eisenbahnwagen zur Verfügung steht, sind die Betten in Nachtzügen oft kürzer als die europäische Standard-Bettlänge von 2 Metern. Gerade für Großgewachsene ist das ein Problem und kann entscheidend darüber sein, ob der Nachtzug als Verkehrsmittel in Betracht kommt oder nicht.

Offiziell gibt es seitens der ÖBB keine Angaben zur Länge der Betten. Personen, die die neuen Wagen bereits in Augenschein nehmen konnten, berichten aber, dass die Betten auch im Nightjet der neuen Generation deutlich unter 2 Meter lang sind. Sowohl für den Liegewagen als auch für den Schlafwagen wird eine Bettlänge von 189 Zentimetern angenommen. Damit wären die Betten sogar einen Tick kürzer, als in den aktuell im Nightjet eingesetzten Wagen.

Frühstück im ÖBB Nightjet
Frühstück gehört auch beim neuen Nightjet zum Serviceangebot und ist bei einer Fahrt im Liege- oder Schlafwagen im Preis inbegriffen. Foto: ÖBB / Harald Eisenberger

Ist der neue Nightjet barrierefrei und gibt es Fahrradstellplätze?

Jeder neue Nightjet ist mit einem barrierefreien Liegeabteil ausgestattet, das bis zu zwei Reisenden mit eingeschränkter Mobilität und zwei Begleitpersonen Platz bietet. Das barrierefreie Abteil befindet sich im Multifunktionswagen. Dieser verfügt außerdem über einen Niederflureinstieg und ein barrierefreies WC. Die anderen Fahrgastbreiche im neuen Nightjet sind dagegen nicht barrierefrei ausgeführt.

Im Multifunktionswagen befinden sich außerdem sechs Fahrradstellplätze. Die Fahrräder werden längs zur Fahrtrichtung platziert und können mit fest montierten Halterungen gesichert werden. Die Möglichkeit zur Fahrradmitnahme ist eine deutliche Verbesserung gegenüber den Bestandszügen, in denen nur auf ausgewählten Linien ein Liegewagen mit Fahrradabteil mitgeführt wird.

Was kostet die Fahrt im neuen Nightjet?

Zeitgleich mit den ersten neuen Nightjets haben die ÖBB zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 ohne Vorankündigung ein neues Preissystem eingeführt. Die wichtigste Änderung: Alle Preiskategorien für den Nightjet sind jetzt dynamisch, einen festen Basispreis gibt es nicht mehr. Außerdem steigen die maximal möglichen Preise im neuen System teils erheblich. So kann eine Fahrt im Schlafwagen an stark nachgefragten Tagen zwei- bis dreimal so teuer werden wie bislang.

Durch das neue dynamische Preissystem mit seinen sehr breiten Preisspannen ist es leider nicht mehr möglich, verlässliche Angaben oder Vorhersagen zu den Kosten für eine Fahrt im Nightjet zu machen. Eine ausführliche Betrachtung des neuen Preissystems findet ihr in diesem Artikel der Zugpost.

ÖBB Nightjet: Das sind die neuen Ticketpreise
Alles zum neuen Preissystem bei den Nachtzügen der ÖBB.

Gilt Interrail im neuen Nightjet?

Ihr könnt die neuen Nightjets auch mit Interrail nutzen. Da es sich um reservierungspflichtige Züge handelt, müsst ihr zusätzlich zum Interrail-Pass eine Reservierung vornehmen. Und auch hier hat es durch das neue Preissystem eine Änderung gegeben: Da es keinen Flexpreis mehr gibt, ist auch der Preis für die Interrail-Reservierungen dynamisch, richtet sich also nach der Nachfrage und Auslastung. Gerade im Schlafwagen sind die Reservierungen im Schnitt erheblich teurer geworden.

Hier sind die Preisspannen für die Reservierung, die ihr für eine Fahrt im Nightjet mit Interrail zahlen müsst:

  • Sitzwagen:
    10–20 €
  • Liegewagen, Viererabteil:
    35–75 €
  • Liegewagen, Mini Cabin:
    35–75 €
  • Schlafwagen:
    2er-Abteil: 85–170 €
    1er-Abteil: 205–390 €
  • Schlafwagen Plus:
    2er-Abteil: 150–290 €
    1er-Abteil: 335–650 €

Alle Angaben ohne Gewähr!

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Den Aufpreis zum Interrail könnt ihr online auf nightjet.com buchen. Dazu wählt im Feld „Reisende“ unter Ermäßigungskarten den Punkt InternationalInterrail / Eurail - Globalpass.

Was hat es mit dem „Nightjet Upgrade“-Programm auf sich?

Neben den komplett neuen Nightjet-Zügen versuchen die ÖBB auch auf anderen Wegen, die Kapazität im Nachtzugnetz zu erhöhen. Eine Maßnahme ist das Programm Nightjet Upgrade, in dem alte Sitzwagen in moderne Liegewagen umgebaut werden.

Die ersten dieser modernisierten Wagen sind bereits in Betrieb und erfreuen sich trotz Kinderkrankheiten großer Beliebtheit. Ihr findet sie in der Reiseauskunft unter der Bezeichnung Liegewagen comfort. Die Wagen verfügen über Viererabteile, deren Ausstattung den oben beschriebenen Liegewagen im neuen Nightjet ähnelt. Zudem gibt es ein barrierefreies Abteil mit zwei Betten, ein barrierefreies WC sowie drei Fahrradstellplätze.

Auf diesen Linien sind die modernisierten Liegewagen aus dem Upgrade-Programm vorwiegend im Einsatz:

  • Hamburg – Wien/Innsbruck
  • Hamburg – Zürich
  • Berlin – Zürich
  • Wien – Zürich
  • Graz – Zürich

Fazit: Modern mit Wermutstropfen

Der neue Nightjet der ÖBB markiert einen Schritt nach vorn für den Nachtzug in Europa. Mit seinem hohen Komfort, den innovativen Raumkonzepten und der zeitgemäßen Technik stellt er ein sinnvolles Upgrade für das 21. Jahrhundert dar. Insbesondere die Mini Cabins versprechen ein ganz neues Reiseerlebnis, das stilprägend für weitere Nachtzug-Entwicklungen in Europa sein könnte.

Doch es gibt dicke Wermutstropfen.

Besonders fragwürdig ist die Entscheidung, die Kapazität in den Schlafwagen stark zu verringern. Nur noch 40 Schlafwagenplätze stehen maximal in einem neuen Nightjet zur Verfügung. Die Folge: Die Preise steigen, und das teils massiv. Der Schlafwagen wandert damit klar ins Hochpreis-Segment, die Fahrt dürfte für viele außer Reichweite sein. Die Mini Cabin kann das als Alternative kaum auffangen – für Paare ist diese nur bedingt, für Familien überhaupt nicht geeignet.

Problematisch sind auch die Sitzwagen. Zum einen sind sie ein klares Downgrade in Sachen Komfort, die Tage einer gemütlichen Fahrt im Abteil mit ausziehbaren Sitzen sind mit dem neuen Nightjet gezählt. Dass mit zwei von sieben Wagen ein erheblicher Teil der Zuglänge ausgerechnet für diese wenig Nachtzug-geeigneten Wagen geopfert wird – zu Ungunsten weiterer Liege- und Schlafwagen – ist angesichts der ungebrochen hohen Nachfrage nach Nachtzugreisen schwer nachvollziehbar.


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