Die baltischen Staaten haben keine leichte Beziehung zur Eisenbahn. Oft wird sie als das Werkzeug äußerer Mächte wahrgenommen, nicht als etwas, was aus den eigenen Interessen Estlands, Lettlands und Litauens entstanden wäre. Mit der Unabhängigkeit 1991 wurde die Eisenbahn als unliebsames Überbleibsel der Sowjetunion vernachlässigt. Unbestrittenes Verkehrsmittel Nummer 1 ist seitdem der Fernbus.

Spätestens seit Estland 2014 seinen gesamten Fahrzeugpark austauschte und die Bahnhöfe und Strecken modernisierte, kündigt sich aber eine Trendwende an. Estland hat ausschließlich, Litauen zu einem großen Teil moderne Fahrzeuge im Einsatz. In Lettland und Litauen gibt es zwar noch alte Triebzüge sowjetischen Modells, aber auch ihre Tage sind gezählt. In den nächsten Jahren wird sich im Baltikum viel verändern.

Darum lohnt es sich jetzt ganz besonders, für eine Reise durch das Baltikum den Zug in Betracht zu ziehen. Auch wenn es Lücken im Eisenbahnnetz gibt, sind viele schöne Ziele in Estland, Lettland und Litauen mit der Eisenbahn zu erreichen – entweder ganz unspektakulär in modernen Zügen oder mit dem Charme vergangener Zeiten.

Ein oranger Triebwagen der estnischen Bahn Elron am Bahnsteig von Tallinn
Ein moderner Triebwagen der Estnischen Bahn (Foto: Sebastian Wilken)

Mit dem Zug ins Baltikum

Mit der Neubaustrecke Rail Baltica wird eine Zugfahrt von Polen bis nach Estland eines Tages eine Selbstverständlichkeit sein. In nur sieben Stunden sollen die Züge von Warschau über Kaunas und Riga nach Tallinn sausen. Doch bis es so weit ist, ist der grenzüberschreitende Verkehr im Baltikum mit einigen Tücken versehen. An den Grenzen muss umgestiegen werden, die Fahrpläne sind kaum koordiniert, und zwischen Litauen und Lettland fährt seit 2020 gar kein Zug mehr.

Immerhin: Seit letztem Jahr gibt es wieder eine tägliche Verbindung von Warschau nach Vilnius. Ein normalspuriger polnischer Zug fährt bis Mockava, wo es einen sinnvoll abgestimmten Umstieg zur breitspurigen litauischen Bahn gibt. Mit diesem Startpunkt könnt ihr euch auf große Zugreise (plus ein Stück mit dem Bus) einmal durchs Baltikum begeben:

WarschauMockava – Kaunas – Vilnius – (Fernbus) – Daugavpils – Krustpils – Riga – Sigulda – Cēsis – Valmiera – Valga – Tartu – Tallinn

An kursiven Bahnhöfen ist ein Umstieg nötig. In den letzten Jahren ist die ärgerliche Lücke südlich von Daugavpils neu hinzugekommen, aber dafür verkehren inzwischen alle Züge mindestens einmal täglich.

Polnischer und litauischer Zug am selben Bahnsteig in Mockava
Umstieg in Mockava vom polnischen auf den litauischen Zug (Foto: Sebastian Wilken)

Das Ganze dauert ein paar Tage. Zugegeben: dieser Reiseweg ist etwas umständlich und langwierig. Macht aus der Not eine Tugend und lasst euch noch mehr Zeit. Estland, Lettland und Litauen eignen sich nicht nur zur kurzen Etappe auf einer längeren Reise, sondern füllen mühelos allein einen ganzen Urlaub – mit sehenswerten Städten und viel Natur.

Die Eisenbahn bietet sich als Verkehrsmittel für Slow Travel durch das Baltikum sehr an. Sieben tolle Bahnreisen zu großartigen Zielen in den baltischen Ländern haben wir in diesem Artikel gesammelt. Alle Trips lassen sich von den Hauptstädten Vilnius, Riga und Tallinn aus unternehmen, die sich als natürliche Ausgangspunkte anbieten.

Landkarte von Estland, Lettland und Litauen mit den im Artikel vorgestellten Bahnreisen

1. Elektritschka zum Ostseestrand

Lettland, Bahnstrecken Riga–Jūrmala und Riga–Saulkrasti

Jūrmala ist der Badeort schlechthin in Lettland. Diese langgestreckte Aneinanderreihung kleinerer Orte zwischen dem Fluss Lielupe und der Ostsee bietet fast 26 Kilometer weißen Sandstrand. Entlang der Straßen sind etliche schöne Jugendstil-Holzvillen zu finden. Insgesamt gibt es hier fast 400 Architekturdenkmäler.

Luftaufnahme vom Strand von Jūrmala
Der Strand von Jūrmala ist das Top-Ausflugsziel von Riga (Foto: Reinis Hofmanis / Latvia Travel)

An Sommerwochenenden macht sich halb Riga auf den Weg nach Jūrmala. Verkehrsmittel der Wahl ist die Elektritschka, der Vorortzug. Es gibt mehrere Bahnhöfe in Jūrmala, der wichtigste ist Majori. Sie alle sind nur fünf bis zehn Minuten Fußweg vom Strand entfernt. Es gibt ein bis zwei Züge pro Stunde nach Riga, die Fahrt dauert nur eine halbe Stunde.

Auch ein etwas ruhigerer Badeort ist von Riga mit dem Zug erreichbar. Saulkrasti, wörtlich übersetzt „Sonnenstrand“, liegt etwa eine Stunde nördlich von Riga, und auch hierhin verkehren die Vorortzüge. In Saulkrasti selbst gibt es einen schönen Badestrand. Von der Innenstadt führt der „Sonnenuntergangspfad“ durch die Dünenwälder zur 18 Meter hohen Weißen Düne. Von dort zurück geht es mit der Elektritschka von den nahe gelegenen Haltepunkten Inčupe und Pabaži.

2. Durch Estlands Norden

Estland, Bahnstrecke Tallinn–Narva

Estlands Nordküste ist gegensätzlich geprägt: einerseits von der Naturzerstörung des Ölschieferabbaus, andererseits durch Estlands größten Nationalpark. Von Tallinn verläuft die Eisenbahn über Rakvere und Jõhvi nach Narva und weiter nach Russland.

Der Lahemaa-Nationalpark war der erste Nationalpark der UdSSR. Neben der Küstenlandschaft selbst sind sehenswerte alte Landhäuser eine Attraktion. Viele sind als Hotels, Restaurants oder Museen öffentlich zugänglich. Die recht flache Landschaft bietet sich hervorragend für Fahrradtouren an. Eine gute Möglichkeit ist es, das Fahrrad im Zug von Tallinn nach Kadrina oder Rakvere mitzunehmen. Außerdem gibt es Busse von Rakvere in den Nationalpark. Von Jõhvi fahren Busse an die 55 Meter hohe Steilküste von Ontika und die Gartenanlagen von Oru Park.

Turm der Festung von Narva in Estland
Die Burg von Narva direkt an der russischen Grenze (Foto: Marvin Kuhr / Brand Estonia)

Narva ist Estlands östlichste Stadt. Der Fluss Narva trennt sie vom russischen Iwangorod. In Narva gibt es einerseits Sowietarchitektur zu sehen, andererseits Estlands besterhaltene Burg, die Hermannsfeste. Etwas nördlich der Stadt liegt an der Ostseeküste der Kurort Narva-Jõesuu mit einem langen Sandstrand und schönen Kiefernwäldern. Hier beginnt der europäische Fernwanderweg E9, der bis nach Portugal führt.

3. Lettlands letzte Schmalspurbahn

Lettland, Bahnstrecke Gulbene–Alūksne

In Lettland gab es lange Zeit ein ausgedehntes Netz schmalspuriger Eisenbahnen mit 750 mm Spurweite. Übrig geblieben ist heute nur noch die Strecke von Gulbene nach Alūksne im Nordosten Lettlands. Sie wurde 1984 zum technischen Denkmal erklärt.

Die Schmalspurbahn mit dem Spitznamen „Bānītis“ dient nicht nur dem Tourismus, sondern auch dem normalen Personenverkehr. Bis heute fahren auf der Strecke täglich zwei Zugpaare. Sie legen die 33 Kilometer von Gulbene nach Alūksne in entspannten 85 Minuten zurück. Gewöhnlich kommen historische Dieselloks zum Einsatz, im Sommerhalbjahr fährt an jedem zweiten Samstag eine Dampflokomotive.

Diesellok und ein Personenwagen der Schmalspurbahn Bānītis am Bahnsteig von Gulbene
Schmalspurbahn „Bānītis“ am Bahnhof Gulbene (Foto: Andris Biedrins)

In Gulbene besteht Anschluss an das breitspurige lettische Eisenbahnnetz. Täglich verkehrt ein Zugpaar von Riga nach Gulbene. Unter der Woche sind die Fahrzeiten mehr auf Pendler als Touristen ausgerichtet, aber am Wochenende ist der Fahrplan so gestaltet, dass ein Tagesausflug zur Schmalspurbahn mit dem Zug bequem möglich ist.

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In Gulbene befindet sich das Gasthaus „Depo“, wo ihr in ehemaligen Eisenbahner-Schlafräumen sowie im Salonwagen des Leiters der Kommunistischen Partei Estlands übernachten könnt. Mehr Infos zur Bahn und dem Gasthaus auf banitis.lv.

4. Heimliche Hauptstädte

Estland, Tallinn–Tartu und Litauen, Vilnius–Kaunas

Für Städtereisende gibt es im Baltikum nicht nur die Hauptstädte zu entdecken. Tartu ist die zweitgrößte Stadt in Estland, Kaunas in Litauen. Ihre nächste Gemeinsamkeit: Beide sind Universitätsstandorte und ausgemachte Studentenstädte.

Das macht sie zu dankbaren Reisezielen, denn ihre Veranstaltungskalender sind das ganze Jahr über gut gefüllt. Ob Tartus Hansetage, das Filmfestival tARTuFF, Kaunas' Biennale oder sein Jazzfestival – kulturell spielen die beiden Unistädte ganz vorn mit. Und auch ihr Nachtleben stünde weit größeren Städten nicht schlecht zu Gesicht.

Altstadtstraße in Kaunas mit Kopfsteinpflaster
Blick in die Altstadt von Kaunas (Foto: Tadas Petrokas / Unsplash)

Wer es ruhiger angehen will, wird unter den Museen, die es in beiden Städten zuhauf gibt, fündig. Und auch ein Stadtbummel lohnt sich: Tartu zeichnet sich durch eine Mischung repräsentativer Gebäude aus dem 18. Jahrhundert mit sehenswerter Holzarchitektur aus.

Kaunas besticht mit seiner malerisch zwischen Neris und Nemunas gelegenen Altstadt, viel Jugendstil-Architektur und den einzigen beiden Standseilbahnen im Baltikum. Gemeinsam haben sie viel Kunst im öffentlichen Raum. Kein Wunder, dass Kaunas 2022 Kulturhauptstadt Europas war und Tartu 2024 denselben Titel tragen wird.

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Tartu liegt an der Hauptstrecke Tallinn–Valga–Riga. Es fahren regelmäßig Züge nach Tallinn, nach Koidula an der russischen Grenze und nach Valga an der lettischen Grenze. Dort besteht Anschluss nach Riga. Zwischen Vilnius und Kaunas fährt den ganzen Tag über mindestens ein Zug pro Stunde. Die Züge von Vilnius nach Mockava (mit Anschluss nach Warschau) halten ebenfalls in Kaunas.

5. Die Livländische Schweiz

Lettland, Bahnstrecke Riga–Valga

Die Bahnstrecke von Riga nach Valga und weiter bis Tallinn durchquert in Lettland den Gauja-Nationalpark. Als ältester Nationalpark Lettlands schützt er über 90.000 Hektar des Urstromtals der Gauja. Wichtige Eisenbahnstationen im Nationalpark sind Sigulda, Cēsis und Valmiera.

Luftaufnahme vom Gauja-Nationalpark mit dem mäandernden Fluss Gauja
Der Gauja-Nationalpark ist eines der schönsten Naturziele im Baltikum (Foto: Kristaps Ungurs / Latvia Travel)

Sigulda ist Lettlands Wintersporthauptstadt. Aber auch für Wanderungen, Fahrradtouren oder Ausritte durch das waldreiche Hügelland ist die Stadt ein exzellenter Ausgangspunkt. Bis hierher verkehren häufige Vorortzüge aus Riga. Eine Wanderung zu Siguldas drei Burgen und der Gutmannshöhle ist von Riga aus problemlos als Tagesausflug machbar.

Das mittelalterliche Cēsis bietet einen der am besten erhaltenen historischen Stadtkerne des Baltikums. Mit seiner Kirche aus dem 13. Jahrhundert, einer verwinkelten Altstadt, einer Burgruine und einem Schloss in direkter Nähe zueinander ist Cēsis einer der schönsten Orte Lettlands. Und auch von hier bieten sich Ausflüge in den Nationalpark an, zum Beispiel zur hölzernen Wasserburg von Āraiši.

Ein gelb-blauer Triebwagen der lettischen Eisenbahn steht am Bahnsteig im Bahnhof Sigulda
Ein lettischer Triebwagen am Bahnhof Sigulda (Foto: Sebastian Wilken)

Valmiera liegt am weitesten flussaufwärts. Deshalb ist es ein beliebter Ausgangspunkt für Bootstouren durch den Nationalpark. Bekannt ist die Stadt für das hier gebraute Bier, Valmiermuiža. Nach Anmeldung kann die Brauerei besichtigt werden.

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Vom Stadtrand von Sigulda führt eine Seilbahn über die Gauja zur alten Burg Krimulda. Mit 12 € für Erwachsene ist die Fahrt zwar nicht günstig, die Aussicht auf das Flusstal aber einmalig.

6. Die Kurische Nehrung

Litauen, Bahnstrecke Vilnius–Klaipėda

In einer Region, der es nicht an sehenswerten Altstädten fehlt, ist Klaipėda doch außergewöhnlich: Deutsche Einflüsse sind heute noch in der Architektur von Preußens ehemaliger Hauptstadt sind heute noch zu erkennen. Der Hafen der Stadt ist der bedeutsamste in Litauen, es gibt von hier unter anderem täglich ein Fährschiff nach Kiel.

Klaipėda ist Ausgangspunkt für Ausflüge auf die Kurische Nehrung, eine fast 100 Kilometer lange Halbinsel, die das Kurische Haff von der Ostsee trennt. Zwischen Klaipėda im Norden und Nida im Süden liegen Wälder, Dünen, einige Fischereidörfer und weiße Sandstrände. Die Halbinsel zählt zum UNESCO-Welterbe. Entlang der Halbinsel verkehren Busse, aber auch für Fahrradtouren bietet sie sich an.

Dünen von Nida auf der Kurischen Nehrung (Foto: Andrius Aleksandravičius / Lithuania Travel)

Die Eisenbahn verbindet Klaipėda mit Šiauliai, Radviliškis und Vilnius. Mehrere tägliche Expresszüge benötigen weniger als vier Stunden in die Hauptstadt. In der Sommersaison verkehren im Anschluss an die Züge Bahnbusse zwischen Klaipėda und Nida, die mit einem Zugticket genutzt werden können (mehr Infos).

7. Das Land der blauen Seen

Lettland, Bahnstrecken Riga–Daugavpils und Riga–Zilupe

Die Eisenbahnstrecke von Riga nach Südosten folgt dem Lauf der Daugava in die Landschaft Latgale. Bei Krustpils verzweigt sich die Bahn in einen nördlichen Streckenast nach Rēzekne und Zilupe sowie einen südlichen, der weiter durchs Flusstal bis Daugavpils führt.

Zwischen Daugavpils, Rēzekne und der Grenze zu Weißrussland erstreckt sich eine Hochebene mit etwa 300 Seen. Sei es die Vogelbeobachtung, das Besichtigen von Burgruinen, Schwimmen, Wandern, Radfahren, Reiten oder Kanu fahren – in der Seenlandschaft von Latgale findet sich für jeden etwas. Mittendrin liegt das kleine Örtchen Aglona, dessen Basilika eines von nur acht internationalen Katholischen Heiligtümern ist.

Ruderboot auf einem See
Die Seenlandschaft von Latgale verspricht Entspannung pur (Foto: Valdis Skudre / Latvia Travel)

Auch Daugavpils, Lettlands zweitgrößte Stadt, ist einen Abstecher wert. Wichtigste Sehenswürdigkeit ist die beeindruckende Festung Dünaburg aus dem 19. Jahrhundert. Sie beherbergt heute das Mark Rothko Art Centre, eines der wichtigsten Kunstmuseen Lettlands. Daugavpils ist das Zentrum der russischen Minderheit in Lettland. Bis heute ist Russisch die wichtigste Verkehrssprache.

Mehrere Züge täglich verbinden Riga mit Daugavpils sowie Rēzekne und Zilupe. Von Rēzekne oder Daugavpils könnt ihr euch mit dem Bus auf den Weg in die Seenlandschaft machen. Die Züge aus Vilnius enden seit 2020 leider unmittelbar vor der lettischen Grenze in Turmantas, statt die paar Kilometer weiter nach Daugavpils zu fahren.

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Trotz einer Größe von nur 80.000 Einwohnern hat Daugavpils ein gut ausgebautes Straßenbahnnetz von knapp 30 Kilometern Länge.

Und weiter? Bahn und Fahrrad im Baltikum

Das war natürlich bei weitem nicht alles, was ihr im Baltikum mit der Bahn erleben könnt. Weitere Tipps sind etwa die Stadt Trakai mit ihrem berühmten Wasserschloss an einem Abzweig der Strecke Vilnius–Kaunas, sowie die Höhlen von Piusa, zu denen die Estnische Bahn im Sommer die Linie Tallinn–Koidula verlängert.

Noch viel mehr Möglichkeiten habt ihr aber, wenn ihr ein Fahrrad in den Urlaub im Baltikum mitnehmt, was sowohl im Zug von Polen nach Litauen als auch auf den Ostseefähren problemlos möglich ist.

Fahrräder auf einem Radweg und eine Straßenbahn
Fahrrad und Öffis ergänzen sich im Baltikum wunderbar (Foto: Ģirts Raģelis / Lativa Travel)

In den kleinen und flachen baltischen Ländern ergänzen sich Bahn und Rad wunderbar. Die Möglichkeiten, die beiden zu kombinieren, sind fast endlos: Ihr könnt mit dem Fahrrad nur ein paar Lücken im Eisenbahnnetz schließen oder mit dem Zug zum Startpunkt eines Fernradweges fahren und dann das Rad die Hauptrolle spielen lassen.

Eine besondere Kombination von Bahn und Rad bieten die Greenways, Radrouten auf stillgelegten Eisenbahntrassen im Grenzgebiet zwischen Estland und Lettland. Durch das Baltikum verlaufen außerdem drei EuroVelo-Fernradwege: die Ostseeküsten-Route (EV10), die Osteuropa-Route (EV11) und der Iron Curtain Trail (EV13).

Praktische Tipps

Allgemeines

Estland, Lettland und Litauen liegen im Schengen-Raum, Zahlungsmittel ist der Euro. Die baltischen Staaten spielen bei der Digitalisierung ganz vorn mit. Vieles läuft online, ausländische Kreditkarten werden ohne Probleme akzeptiert. Mit Englisch kommt ihr zumeist gut zurecht, nicht wenige im Baltikum sprechen auch Deutsch.

Zeitzone

Alle drei Länder liegen in der osteuropäischen Zeitzone. Reist ihr von Polen nach Litauen, müsst ihr eure Uhr um eine Stunde vorstellen.

Fahrkarten

Tickets gibt es online sowie an größeren Bahnhöfen auch am Fahrkartenschalter. Ebenfalls möglich ist der Kauf an Bord der Züge, dafür kann es einen geringen Aufpreis geben. Da es keine Sparpreise oder Ähnliches gibt, ist es kein Problem, spontan Fahrkarten zu kaufen. Sitzplatzreservierungen sind (mit Ausnahme der Strecke Vilnius–Klaipėda) nur in der 1. Klasse möglich. Es gibt verschiedene Ermäßigungen, unter anderem für Rentner oder Studierende.

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Die Fahrpläne im Baltikum sind nicht oder nur unvollständig in den europäischen Fahrplanauskünften enthalten. Recherchiert darum unbedingt direkt bei den baltischen Eisenbahnen!

Interrail

In Estland, Lettland und Litauen gelten Interrail-Pässe. Für eine Reise im Baltikum allein lohnen sie sich allerdings meistens nicht, da gewöhnliche Fahrkarten recht günstig sind. Auch in der Flexibilität bringt Interrail keinen Vorteil, da Tickets sogar noch nach der Abfahrt an Bord des Zuges erhältlich sind.

Weitere Infos

Fahrradmitnahme ist fast überall möglich, teilweise aber nur mit Reservierung. Die estnische Eisenbahn ist komplett barrierefrei, die lettische gar nicht, in Litauen gibt es je nach Strecke und Fahrzeug beide Extreme.

  • Fahrpläne, Tickets und mehr gibt es auf den Websites der nationalen Eisenbahnen elron.ee (Estland), pv.lv (Lettland) und ltglink.lt (Litauen).
  • Infos und Fahrscheine für die Verbindung von Warschau über Mockava nach Vilnius gibt es bei der litauischen Bahn. Tickets sind außerdem bei der polnischen Bahn erhältlich.
  • Mehr Infos zur Anreise mit der Fähre ins Baltikum findet ihr bei den Fähranbietern: Kiel–Klaipėda (DFDS), Travemünde–Liepaje (Stena Line), Stockholm–Tallinn (Tallink Silja).
  • Tourismus-Websites von Estland, Lettland und Litauen.

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