Nachtzüge 2022: Was bringt der neue Fahrplan?

Seit 12. Dezember 2021 gilt der neue Fahrplan in Europa. Für den Nachtzug hat er viele gute Botschaften im Gepäck. Die Zugpost blickt auf die wichtigsten Neuerungen.

Nachtzüge 2022: Was bringt der neue Fahrplan?
Mit dem Fahrplan 2022 wächst Europas Nachtzug-Netz weiter (Foto: David Ecker)

Am heutigen Sonntag war es wieder so weit: Mit dem neuen Fahrplan traten viele große und kleine Änderungen für den Zugverkehr in Europa in Kraft. Für den Nachtzug sind diese fast durchweg positiv. Die Zeiten, in denen Nachtzüge aufs Abstellgleis geschoben wurden, liegen zum Glück hinter uns.

So kommt es im Fahrplan 2022 zur bislang größten Erweiterung im Nightjet-Netz. Neben einer neuen Verbindung nach Paris bringen die ÖBB gemeinsam mit der Schweizer SBB einen Nachtzug von Zürich nach Amsterdam an den Start. Gute Nachrichten gibt es auch aus Schweden, wo der neue Nachtzug von Stockholm nach Hamburg bereits im Juni in Betrieb geht. Und in Frankreich gibt es nicht nur wieder mehr Intercités de nuit, sondern vielleicht schon bald komplett neues Rollmaterial mit den lang ersehnten Schlafwagen.

In diesem Artikel blicken wir wie jedes Jahr auf die wichtigsten Neuerungen, die der neue Fahrplan in Sachen Nachtzug bereithält.

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Bitte beachten: Der Artikel stellt die Situation im Fahrplan 2022 dar und ist nicht mehr aktuell.

Mit dem Nightjet nach Paris

Es hat mittlerweile schon Tradition: Alle Jahre wieder, pünktlich zum Fahrplanwechsel, lassen die ÖBB ihren Nightjet in eine neue europäische Hauptstadt fahren. Nach Berlin, Brüssel und Amsterdam – letzteres allerdings mit einem halben Jahr Corona-Verspätung – ist diesmal Paris an der Reihe. Von Wien aus geht es künftig über München ganz bequem im Schlaf in die Stadt der Liebe. Mit Frankreich bringen die ÖBB damit bereits das siebte Land auf ihre Nachtzug-Landkarte.

Erstmals macht sich der Nightjet Wien–Paris am 13. Dezember 2021 auf die Reise, ab dann verkehrt er dreimal pro Woche und Richtung. Die Route gehört mit etwa 1300 Kilometern zu den längsten in Mitteleuropa und führt über Linz, Salzburg, München, Karlsruhe und Straßburg. Die Fahrzeit auf der Gesamtstrecke beträgt rund 14 Stunden. Zum Einsatz kommt eine klassische Nightjet-Garnitur mit Schlaf-, Liege- und Sitzwagen.

Mehr Infos und Hintergründe zum neuen Nightjet von Wien nach Paris findet ihr in diesem Artikel.

Neuer Nachtzug von Zürich und Basel nach Amsterdam

Und noch ein komplett neuer Nightjet erblickt zum Fahrplanwechsel das Licht der Welt: Wie vor einem Jahr angekündigt, bringt die Schweizer SBB in Kooperation mit den ÖBB einen Nachtzug von Zürich und Basel nach Amsterdam an den Start. Nach der Einstellung des Nachtzugs Zürich–Rom 2009 handelt es sich um den ersten „eigenen“ Nachtzug der Schweiz seit 12 Jahren – wenn auch unter dem Nightjet-Label betrieben.

Auch sonst ist an diesem Zug einiges bemerkenswert. Erstmals beim Nightjet kommen nicht die gewohnten Schlaf- und Liegewagen der ÖBB zum Einsatz, sondern angemietete Wagen des Dienstleister RDC Deutschland. Diese wurden eigens für den Einsatz auf der Strecke nach Amsterdam im typischen Nightjet-Blau foliert. Außerdem: Neben SBB und ÖBB ist auch die Deutsche Bahn mit im Boot, die eine Sitzwagengruppe ab Basel stellt. Damit wird der bisherige Nacht-ICE von Basel nach Kiel ersetzt.

Technisch gesehen handelt es sich um zwei Halbzüge ab Zürich (Abfahrt 21:59 Uhr) und Basel SBB (Abfahrt 23:13 Uhr), die vereinigt über Freiburg, Köln, Düsseldorf und Duisburg in die Niederlande verkehren. Nach Halten in Arnhem und Utrecht wird Amsterdam Centraal um 09:14 Uhr erreicht. In Gegenrichtung ist die Abfahrt in Amsterdam um 20:30 Uhr, die Ankunft in Basel um 06:20 Uhr und Zürich um 08:05 Uhr. Die Züge verkehren täglich.

Polen: Aus für Kurswagen von Berlin nach Przemyśl

Gegen den Trend verliert Berlin zum Fahrplanwechsel eine Nachtzug-Verbindung: Die Kurswagen ins polnische Przemyśl werden eingestellt. Die Direktverbindung in die Stadt an der Grenze zur Ukraine war im Zuge der Neuordnung des Nachtzug-Verkehrs nach Wien und Budapest im Dezember 2018 eingeführt worden. Die neue Route über Polen machte es möglich, die Wagen nach Przemyśl bis Wrocław mitzuführen. Von dort ging es dann mit einem polnischen Nachtzug weiter Richtung Osten.

Einer der Hauptgründe für die Einstellung war offenbar der Fahrplan, wie die Berliner Zeitung unter Berufung auf PKP-Quellen berichtet. So wurde Krakau, der am stärksten nachgefragte Halt, bereits um 04:08 Uhr erreicht – deutlich zu früh für eine attraktive Nachtzug-Verbindung. Auf der Gesamtstrecke bis Przemyśl hingegen war die Auslastung oft gering, auch wenn die Relation für Gruppenreisende und Arbeitspendler zur Weiterreise in die Ukraine eine gewisse Bedeutung hatte.

Ganz wird das Ziel Przemyśl aber nicht von den Abfahrtstafeln in Berlin verschwinden. So wird der Eurocity „Wawel“, bisher bis Krakau unterwegs, vom 12. Dezember 2021 an in die Stadt in Südostpolen verlängert. Abfahrt am Berliner Hauptbahnhof ist um 10:39 Uhr, Ankunft am Bahnhof Przemyśl Główny um 20:52 Uhr. Der Zug wird in Kooperation von DB und PKP mit polnischen Rollmaterial betrieben und führt einen Speisewagen.

Schweden: Nachtzug Hamburg–Stockholm geht an den Start

Schweden plant bereits seit einiger Zeit Nachtzüge von und nach Mitteleuropa anzubieten, nun wird die erste Verbindung Realität. Im Sommer 2022 soll der Betrieb auf der Strecke zwischen Hamburg und Stockholm aufgenommen werden. Das gab die Verkehrsbehörde Trafikverket im September bekannt. Den Zuschlag erhalten hatte die schwedische SJ, die den Nachtzug unter dem Namen „SJ EuroNight“ betreiben wird.

Wir wollen Menschen aus ganz Europa nach Schweden locken.
– Maria Hofberg, SJ

Inzwischen wurden Details zum Fahrplan bekannt. Früher als erwartet wird der Nachtzug bereits am 27. Juni an den Start gehen und zunächst bis zum 16. September verkehren. Abfahrtsbahnhof ist Hamburg-Altona, wo die Fahrt montags bis freitags um 21:49 Uhr startet. Bereits um 03:15 Uhr wird Kopenhagen erreicht, für Reisende nach Dänemark eignet sich der Nachtzug damit nur bedingt. Ankunft in Stockholm ist um 09:54 Uhr. In Gegenrichtung verlässt der Zug Stockholm um 17:34 Uhr und erreicht Altona um 07:37 Uhr. Ein Halt am Hamburger Hauptbahnhof ist in beiden Richtungen nicht vorgesehen.

Wie bereits bekannt, wird der Nachtzug Hamburg–Stockholm neben Liegewagen auch Schlafwagen führen. Damit bietet der SJ EuroNight mehr Komfort als der private Snälltåget, der weiterhin auf der Strecke Berlin–Stockholm über Hamburg unterwegs sein wird. Zumindest in der Sommersaison werden die beiden Züge künftig in direkter Konkurrenz zueinander fahren.

European Sleeper startet Betrieb auf der Strecke Brüssel–Prag

Auf Europas nächtlichen Gleisen wird es bunter. Neben etablierten privaten Anbietern wie Snälltåget und dem Alpen-Sylt-Nachtexpress sorgt dafür künftig auch das Start-up European Sleeper aus den Niederlanden. Im Frühjahr 2022 plant das Unternehmen seinen ersten Nachtzug von Brüssel über Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam und Berlin nach Prag in Betrieb zu nehmen. Nach einigen Jahren kommt es damit endlich wieder zu einer West-Ost-Verbindung durch Mitteleuropa. Aus deutscher Sicht kann sich außerdem Dresden über ein Nachtzug-Comeback freuen.

Der Nachtzug Brüssel–Prag wird zusammen mit dem Partner RegioJet betrieben, der Wagen und Zugpersonal stellt. Im November wurde bekannt, dass European Sleeper eine entsprechende Trasse erhalten hat. Die Fahrt wird zwischen 14 und 15 Stunden dauern, wie Gründer Chris Engelsman dem International Railway Journal verriet. Losgehen soll es mit dem Nachtzug im April, der Ticketverkauf startet voraussichtlich im Januar.

Mehr Nachtzug-Verbindungen von Österreich nach Rumänien

Zu einer regelrechten Nachtzug-Offensive kommt es zwischen Österreich und Rumänien. Gleich zwei neue Verbindungen mit Schlafwagen werden zum Fahrplanwechsel eingerichtet: von Wien nach Cluj-Napoca in der Region Siebenbürgen sowie nach Bukarest über Timişoara. In beiden Fällen handelt es sich um eine zusätzliche Wagengruppe am bestehenden Nachtzug „Dacia“, der damit künftig aus drei Zugteilen besteht: Wien–Bukarest über Brașov, Wien–Cluj-Napoca und Wien–Bukarest über Timişoara.

Alle Teilstrecken werden täglich bedient. Abfahrt am Wiener Hauptbahnhof ist um 19:42 Uhr, Ankunft in Timişoara um 05:52 Uhr und in Cluj-Napoca um 08:19 Uhr. Der Stammzug über Brașov erreicht Bukarest um 15:47 Uhr, die Kurswagen über Timişoara wenig später um 16:00 Uhr. Zurück geht es ab Bukarest um 13:45 bzw. 14:00 Uhr, ab Cluj-Napoca um 21:00 Uhr und ab Timişoara um 23:56 Uhr. Ankunft in Wien ist um 08:21 Uhr. Auf der Route nach Cluj-Napoca werden neben Schlafwagen auch Sitzwagen angeboten, im Stammzug gibt es außerdem Liegewagen.

Frankreich: Ausbau des Nachtzug-Netzes schreitet voran

In Sachen Nachtzug hat sich Frankreich zuletzt vom Stiefkind zum Vorzeigeland entwickelt. Der politische Wille für mehr Nachtzüge ist groß, und auch die SNCF tut einiges, um ihr nächtliches Netz zu erweitern. Bereits im Mai 2021 war der Intercités de nuit nach Nizza zurückgekehrt, zum Fahrplanwechsel kommt nun mit Paris–Tarbes–Lourdes ein weiterer Nachtzug in den Süden hinzu. Im Sommer 2022 soll die Verbindung sogar bis Hendaye an der Grenze zu Spanien verlängert werden und dabei unter anderem in Pau, Dax, Bayonne und Biarritz Station machen.

Die Reisenden wollen komfortable Nachtzüge.
– Jean-Baptiste Djebbari, französischer Verkehrsminister

Der Nachtzug nach Lourdes verkehrt montags bis freitags. Abfahrt am Bahnhof Paris-Austerlitz ist um 21:14 Uhr, Ankunft in der Pilgerstadt am Fuße der Pyrenäen am nächsten Morgen um 07:43 Uhr. Der Zwischenhalt Tarbes wird um 07:25 Uhr erreicht. Auf die Rückfahrt geht es in Lourdes um 19:56 Uhr, Ankunft in Paris ist um 07:09 Uhr. Wie alle Intercités de nuit führt der Zug ausschließlich Liegewagen sowie Sitzwagen mit „Sleeperette“-Sitzen. Tickets gibt es bei der SNCF bereits ab 19 Euro.

Und noch mehr gute Nachrichten gab es unlängst aus Frankreich: Wie die Zeitung Sud Ouest berichtet, plant die Regierung im Zeitraum von 2025 bis 2030 neues Rollmaterial für die Nachtzüge zu beschaffen. Darunter sollen endlich auch wieder Schlafwagen sein. „Die Reisenden wollen komfortable Nachtzüge. Schlafwagen werden darum ein Comeback haben“, kommentierte Verkehrsminister Jean-Baptiste Djebbari die Pläne. Derzeit läuft bereits ein Modernisierungsprogramm für die bestehende Flotte. Die ersten renovierten Liegewagen sind seit diesem Jahr in Betrieb.

Der Alpen-Sylt-Nachtexpress kommt nach Basel

Der Alpen-Sylt-Nachtexpress geht im kommenden Sommer bereits in seine dritte Saison. Was einst als Pop-Up-Nachtzug in der ersten Corona-Welle startete, scheint sich damit endgültig auf Europas Schienen zu etablieren. Der Startschuss für 2022 fällt am 6. Mai, ab dann geht es jedes Wochenende bis zum 16. Oktober über Nacht von den Bergen an die Küste und zurück.

Zu einer Neuerung kommt es beim westlichen Streckenast des Alpen-Sylt-Nachtexpress: Statt wie im vergangenen Jahr beginnt dieser nicht am Bodensee in Konstanz, sondern in Basel. Von dort geht es mit Zwischenhalten in Freiburg, Karlsruhe und Mannheim über die Rheintalbahn in Richtung Norden. Unverändert beliebt die Route auf dem östlichen Streckenast von Salzburg über München, Augsburg und Nürnberg.

Die Preise bleiben stabil und reichen von 29 Euro für einen Sitzplatz bis zu 949 Euro im Schlafwagen Privatabteil Deluxe. Insgesamt gibt es in den Sitz-, Liege- und Schlafwagen sechs Komfortkategorien.

Weitere Nachrichten in Kürze

Österreich

Die Steiermark bekommt zwei neue Nachtzug-Verbindungen. So wird der Nightjet Wien–Berlin ab dem 12. Juni 2022 verlängert und startet bereits in Graz. Abfahrt am Grazer Hauptbahnhof ist um 19:21 Uhr, Ankunft in Gegenrichtung um 10:02 Uhr. Mit am Zug hängt dann auch die Kurswagengruppe nach Warschau (EuroNight „Chopin“), die bis Bohumín mit dem Nightjet geführt wird.

Norwegen

Im Nachtzug von Oslo nach Bergen kommen mit dem Fahrplanwechsel erstmals Liegewagen zum Einsatz. Die norwegische Vy hatte ingesamt acht der ehemaligen CityNightLine-Wagen in Deutschland erworben und mit einigem Aufwand zur Generalüberholung nach Finnland überführt. Vermarktet wird der Liegewagen in Norwegen vor allem als preiswertes Angebot für Gruppen, aber auch die Buchung einzelner Plätze ist möglich.

Serbien und Montenegro

Bereits seit Oktober 2021 verkehrt der Nachtzug Belgrad–Bar nicht mehr vom Bahnhof Topčider, sondern vom neuen Hauptbahnhof Belgrad Centar aus. Da dieser bislang über keine Infrastruktur zur Fahrzeugverladung verfügt, verliert der Nachtzug seine Autotransportwagen.

Moldawien

Zum Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 kehrt der Nachtzug von Bukarest nach Chișinău in der Republik Moldau zurück. Abfahrt in Bukarest ist jeden Montag und Freitag um 19:20 Uhr, Ankunft in Chișinău am kommenden Tag um 08:15 Uhr. Der Gegenzug verlässt Chișinău jeden Donnerstag und Sonntag um 17:20 Uhr und erreicht Bukarest am nächsten Morgen um 06:17 Uhr.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf dem Blog Train Tracks und ist bei der Zugpost archiviert.