Hallo Zugfans 👋
Kurz vor Weihnachten meldet sich die Zugpost mit der letzten Ausgabe für dieses Jahr. Wobei: Für Eisenbahnmenschen hat das neue Jahr ja eigentlich schon am vorletzten Sonntag mit dem großen Fahrplanwechsel begonnen.
Was sich zum Start des Fahrplans 2023 in Europa alles tat, haben wir für euch beobachtet. Für alle, die es kaum erwarten können, die neuen Verbindungen auszuprobieren, hat Interrail bis zum 5. Januar ein tolles Angebot. Und passend zur Jahreszeit nimmt euch Lennart zum Schnäppchenpreis mit ins Winter-Wunderland Rhätische Bahn.
Euch und euren Lieben ein frohes Fest und viele tolle Zugabenteuer in 2023 🥂
Viel Spaß beim Lesen wünscht
Sebastian
Winter-Sale bei Interrail
Kaum ist die Aktion zum Black Friday vorbei, legt uns Interrail zum Jahreswechsel das nächste Geschenk vor die Tür. Ab heute, 22. Dezember, bis einschließlich Donnerstag, 5. Januar, gibt es im Winter-Sale 10 % auf alle Global-Pässe sowie viele One-Country-Pässe. Der Rabatt gilt für alle Altersgruppen (Erwachsene, Jugendliche bis 27 Jahre und Senioren ab 60 Jahre). Nicht Teil des Sales sind die One-Country-Pässe für Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland, Deutschland und die Schweiz.
Den kleinsten Global-Pass mit 4 Reisetagen in 1 Monat gibt es damit für Erwachsene in der 2. Klasse bereits für 221 €, für Jugendliche (167 €) und Senioren (199 €) ist es sogar noch günstiger. Das lohnt sich oft schon für eine Hin- und Rückfahrt ins europäische Ausland, schließlich lassen sich Global-Pässe an zwei Reistagen auch im Wohnsitzland nutzen (die so genannte Outbound bzw. Inbound Journey). Anders als noch zum Black Friday kann das Startdatum beim Winter-Sale wieder bis zu 11 Monate in der Zukunft liegen, was dem Standard bei Interrail entspricht.
Beispiel: Wenn ihr am 1. Januar 2023 einen fortlaufenden Pass mit einer Laufzeit von zwei Monaten kauft, könnt ihr diesen bis spätestens 1. Dezember 2023 aktivieren und bis einschließlich 31. Januar 2024 nutzen.
Noch ein Pluspunkt für den Winter-Sale: Anders als in früheren Promo-Aktionen ist die Rückgabe der Pässe diesmal möglich. Damit eignet sich der Sale perfekt für ein Last-Minute-Weihnachtsgeschenk. Wie bei Interrail üblich beträgt der Rückerstattungsbetrag 85 % des Kaufpreises. Sofern der Pass noch nicht aktiviert wurde, kann auch ein Umtausch in einen anderen Pass erfolgen. In diesem Fall berechnet Interrail pauschal eine Umtauschgebühr von 15 €.
Der Rabatt gilt sowohl für das klassische Papierticket als auch den Mobile Pass auf dem Smartphone. Vorteil Mobile Pass: Man muss sich beim Kauf noch nicht auf das Startdatum festlegen und hat so volle Flexibilität. Zu kaufen gibt es die Pässe wie gewohnt online auf interrail.eu und an vielen Bahnschaltern. Achtung: Die SBB stellt zum 1. Januar den Verkauf von Papierpässen im personenbedienten Verkauf ein. Die DB hat außerdem heimlich die Verkaufspreise für Pässe der 2. Klasse erhöht und sich damit von den „offiziellen“ Preisen entkoppelt.
Beobachtungen zum Fahrplanwechsel
Auf so manchem Bahnsteig in Europa war am dritten Adventswochenende mehr Trubel als sonst. Der Grund war nicht etwa die allgemeine Hektik zur Vorweihnachtszeit, sondern der Fahrplanwechsel: Seit Sonntag, 11. Dezember, gilt bei der Eisenbahn der Jahresfahrplan 2023 – und wie üblich zu diesem Anlass, gab es einige neue Zugverbindungen zu begrüßen.
Das geht heute nicht mehr ohne Tamtam. Zur Meisterschaft nicht nur in Sachen Nachtzug, sondern auch in dieser Disziplin, haben es die ÖBB gebracht. Ob neue Fahrzeuge, die Einführung einer neuen Linie oder die Verlängerung einer alten – wenn es um den Nightjet geht, wird aufgefahren. So war es in Stuttgart eine Gondel samt Gondoliere, die es anlässlich der neuen Nachtzug-Verbindung nach Venedig zu bestaunen gab. Am Hauptbahnhof in Wien gab sich indes das eingespielte Duo aus ÖBB-Chef Matthä und Verkehrsministerin Gewessler die Ehre. Routiniert zelebrierten sie die neuen Ziele Genua und La Spezia, Matthä rief 2023 gar zum „Italien-Jahr“ aus. Und auch dort selbst wurde gefeiert, am Bahnhof Genova Piazza Principe wartete am Sonntagmorgen eine große Delegation auf den ersten Nightjet.
Deutlich leiser wurde dagegen kommuniziert, dass die ÖBB ausgerechnet im italienischen Jahr den saisonalen Nightjet nach Livorno einstellen. Zum Fahrplanwechsel war die beliebte Verbindung plötzlich von den Netzplänen verschwunden, eine knappe Nachricht auf Twitter bestätigte die Streichung. Grund dürfte die Sperrung der Strecke Bologna–Florenz im Sommer sein. Davon betroffen sind auch die Nightjets nach Rom, diese werden von Juni bis September nach Rimini und Ancona umgeleitet.
Gar nicht zum Feiern zumute war am Vorabend des Fahrplanwechsels einer Gruppe im belgischen Mons. Sie waren dem Aufruf von Jon Worth zur „Beerdigung“ einer Zugverbindung gefolgt. Gemeinsam legten sie einen Kranz nieder und erwiesen dem letzten Zug über die Grenze ins französische Aulnoye-Aymeries die letzte Ehre. Diese europäische Verbindung ist seitdem Geschichte – angesichts einer Klimakatastrophe, die sich vor unseren Augen entfaltet, und einer EU, die noch vor Kurzem das „Europäische Jahr der Schiene“ ausgerufen hatte. Für Worth, der im Sommer alle Binnengrenzen der EU mit dem Zug überquerte, ist das unerträglich.
Und in Deutschland? Hier ging weitgehend geräuschlos die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm in Betrieb, die seitdem die Fahrzeit auf der Achse zwischen Stuttgart und München um eine Viertelstunde verkürzt. In Stuttgart ließ es sich außerdem auch der „Schienenbeauftragte“ der Bundesregierung, Michael Theurer (FDP), nicht nehmen, den ersten Nightjet mit auf die Reise zu schicken. Natürlich nicht, ohne noch einmal die Rolle der Deutschen Bahn herauszustellen und auf das von seinen Vorgängern ersonnene Projekt „TEE 2.0“ zu verweisen.
Was die DB in der Praxis für den Nachtzug tut, ließ sich in den Tagen nach dem Fahrplanwechsel beobachten. Einem Twitter-User war aufgefallen, dass sich der neue Nachtzug Zürich–Prag der tschechischen Bahn nicht für innerdeutsche Fahrten buchen lässt. Dabei sind die Fahrzeiten geeignet, um Strecken wie Freiburg–Dresden im Schlaf- oder Liegewagen zurückzulegen. Warum es dennoch keine Tickets gab, begründet die DB lapidar nur mit „tariflich nicht vorgesehen“. Es folgte ein langes Hin und Her, das aber schließlich ein gutes Ende fand: Seit heute lassen sich die Fahrkarten auf international-bahn.de wie auch bei den ÖBB buchen.
Lennarts Fahrkarten: Mit dem Welterbe RhB ins Winter-Wunderland
Von Lennart Fahnenmüller
Sparpreise der Deutsche Bahn gelten auch in der Schweiz, das wissen wir spätestens seit dem Chiasso-Trick (siehe Zugpost Oktober). Aber dass das ebenfalls viele Schmalspurbahnen umfasst, die so besonders günstig nutzbar sind, ist vielleicht noch nicht so bekannt. Und wer ganz im Osten der Schweiz, wo die vierte Amtssprache Rätoromanisch zuhause ist, über die Alpen fährt, kommt mit dem UNESCO-Welterbe Rhätische Bahn sogar bis nach Italien. Genau richtig für alle, die von weißen Weihnachten träumen – oder im Januar nachholen möchten.
Das Netz der Rhätischen Bahn (RhB) beginnt im Graubündner Hauptort Chur. Unlängst wurde auf den Gleisen der Weltrekord für den längsten Zug aufgestellt: Mit 100 Wagen oder 25 Triebzügen fuhr man über die Albula- und Berninabahn. Beide Strecken gelten als Meisterwerk der Ingenieurskunst und sorgen seit 2008 für den Welterbe-Status der RhB. Wer mag, kann von Chur mit zwei Umstiegen bis ins italienische Tirano fahren und so auch bei der DB buchen. Bis Tirano sind es von Chur noch etwa fünf Stunden, so dass diese Tour denen ans Herz gelegt sei, die bereits im Süden Deutschlands starten – denn für die Dunkelheit ist die Route zu schade. Für alle anderen bietet sich als Tagesziel zum Beispiel St. Moritz an.
Richtung St. Moritz könnt ihr auf Hin- und Rückfahrt unterschiedliche Routen wählen. So gibt es sowohl ab Landquart als auch ab Chur Direktzüge. Erstere fahren über Klosters (Funktion „Zwischenhalte“ der DB-Reiseauskunft nutzen!) und durch den Vereinatunnel ins Engadin (entlang des namensgebenden Flusses Inn), letztere bis auf ein paar Minuten gleich schnell über den Albulapass und das weltbekannte Landwasserviadukt (via Filisur). Auch ein kleiner Umweg über Davos (ca. 1 h länger) wird vom System geschluckt. Tipp: Wer nur einmal fährt – zum Beispiel, weil es nach Italien gehen soll und der Rückweg auf dem kürzesten Weg erfolgt – fährt unbedingt über Chur und den Albulapass.
Wenn ihr nun schon mit der Via-Funktion experimentiert, will ich euch dafür noch einen Geheimtipp verraten: Mit einigen Stunden Aufenthalt könnt ihr über Nacht in St. Moritz bleiben – und am Folgetag mit dem gleichen Ticket gut zwei Stunden über den Berninapass bis nach Tirano weiterfahren. Von dort geht es stündlich in 2,5 Stunden bis nach Mailand (12 €, trenitalia.com). Auf diese Weise konnten wir am 11. Januar mit 15 Stunden Aufenthalt ein Ticket von Hamburg (ab 5:15 Uhr) bis St. Moritz (an 17:09 Uhr) und am nächsten Tag weiter nach Tirano für unschlagbare 29,90 € buchen.
Zur Buchung müsst ihr „nur“ in der Reiseauskunft nur euren Zielbahnhof eintragen – egal ob Tirano, St. Moritz oder einen der anderen Orte. Auf deutscher Seite muss ein Fernzug dabei sein. Zur Orientierung: Es bieten sich ICEs ab Nord- und Westdeutschland nach Basel, ICs aus Stuttgart nach Zürich oder der ECE von München bis St. Margrethen an. Zurück funktioniert das natürlich genauso gut.
Wichtig ist bei diesen Sparpreisen, dass ihr auch im Ausland – mit Ausnahme von Regionalzügen – zuggebunden unterwegs seid. Auch einige Züge der RhB verkehren als Interregio und sind daher von dieser Regelung betroffen. Plant bitte etwaige Aufenthalte sorgfältig mit der Via-Funktion der Reiseauskunft. Einen Puffer müsst ihr jedoch nicht zwingend einplanen – der Takt funktioniert wortwörtlich wie ein Schweizer Uhrwerk, wenn ihr einen Anschluss verpasst, fahren bis spät abends weitere Züge. In diesem Fall bitte kurz am Schalter oder im Zug den Anschlussverlust bestätigen lassen, damit ihr auf der Weiterreise keine Probleme bekommt.
Übrigens: Sollte euch bei der Buchung die Zuggattung „PE“ über den Weg laufen – Gratulation! Ihr habt den Glacier Express auf einer Teilstrecke eurer Reise gebucht. Der ist zwar nicht schneller, aber vielleicht möchte ja der eine oder die andere ein Foto von sich in diesem legendären Zug schießen. Und zuhause verschweigen, dass das schon für 29,90 € geht.
In diesem Sinne: Bun viadi!
Lennart Fahnenmüller ist Bahnnerd und ein echter Fahrkarten-Fuchs. Wenn er sein Wissen nicht gerade auf Twitter oder in der Zugpost teilt, arbeitet er als Berater für den ÖPNV.
Kurzstrecke
Updates, News und Fundstücke – alles, was sich sonst noch auf und neben Europas Gleisen tut, in der Kurzstrecke.
Neue Zugverbindung nach Litauen
Das Baltikum ist ein kleines Stück näher an den Rest Europas herangerückt. Seit dem Fahrplanwechsel bieten Polens und Litauens Bahn eine tägliche Verbindung von Krakau über Warschau nach Kaunas und Vilnius an. Das Bedienkonzept sieht einen Umstieg in Mockava an der litauisch-polnischen Grenze vor, mit einem Übergang von etwa 30 Minuten sollte dieser problemlos klappen. Tickets gibt es online bei LTG und PKP und kosten 30 € für die Gesamtstrecke von Krakau nach Vilnius, Teilstrecken sind entsprechend günstiger. Achtung: Da beide Bahnen offenbar über unterschiedliche Kontingente verfügen, können durchgängige Fahrten schnell ausverkauft sein. In diesem Fall hilft ein Splitten an der Grenze. [Mehr Infos]
Mit Sparpreisen in die Ukraine
Die Deutsche Bahn vereinfacht das Zugfahren in die Ukraine und bietet neu einen Sparpreise Ukraine an. Damit geht es ab 47,30 € („Super Sparpreis“) bzw. 52,30 € („Sparpreis“) von allen deutschen Bahnhöfen zum Beispiel nach Lwiw oder Kiew. Zum Ticketpreis dazu kommt je nach Zugkategorie noch eine Reservierungsgebühr. Für einen Sitzplatz in den über Tag verkehrenden IC-Zügen beträgt diese 4,50 € in der 2. Klasse und 5,90 € in der 1. Klasse, Schlafplätze in Nachtzügen sind entsprechend teurer. Die Tickets gibt es zur Zeit nur im personenbedienten Verkauf im Reisezentrum und in DB-Agenturen. Mit einer Bahncard 25, 50 oder 100 gibt es 25 % Rabatt auf den deutschen Streckenanteil. [Mehr Infos]
Nachtzug-Feature in Süddeutscher Zeitung
Nachtzüge und Medien, das ist so ein Sache. In den immer gleichen Formulierungen („Comeback“, „Renaissance“) kratzen Berichte oft nur an der Oberfläche, nicht selten gibt es zudem fachliche Fehler. Dass es auch anders geht, zeigt die Süddeutsche Zeitung. In einer stimmungsvollen Reportage schildert Autor Dominik Prantl Erlebnisse einer dreiteiligen Nachtzugfahrt von den Alpen nach Kiruna, Nordschweden. Und auch ein anschließender Serviceteil mit Nachtzug-Verbindungen aus ganz Europa ist bis auf Kleinigkeiten akkurat. Die Artikel befinden sich hinter einer Paywall, es gibt ein kostenloses Probeabo. [Zur Reportage] · [Zum Serviceteil]
Fähre Rostock–Nynäshamn wird eingestellt
Erst im August 2021 hatte Hansa Destinations ihre Fährverbindung von Rostock nach Nynäshamn bei Stockholm eingerichtet, nun geht es schon wieder zu Ende. Am 3. Januar wird sich die M/S Drotten zum vorerst letzten Mal auf die Reise nach Schweden machen. Als Grund für die Einstellung gibt die Reederei hohe Treibstoffkosten und mangelnde Auslastung im Frachtbereich an. Bei den Passagierzahlen hingegen seien die Erwartungen sogar übertroffen worden, heißt es. Für 2024 soll daher geprüft werden, ob der Fährverkehr wieder aufgenommen wird. [Mehr Infos]
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