40: Voyage, Voyage

Über mäanderndes Reisen, einen Sale bei Interrail und Medien, die den Osten vom Fernverkehr abkuppeln. Außerdem: Baustellen halten Europas Zugverkehr in Atem.

40: Voyage, Voyage

Hallo Zugfans 👋

Der Sommer ist da, und viele von euch sind sicher gerade mit dem Zug unterwegs. Vielleicht sogar aufgrund eines Tipps aus der Zugpost, was mich sehr freuen würde.

Ich habe meine Sommerreise schon hinter mir. Im Juni ging es endlich mal wieder auf Schienen durch Europa. Anlass war eine sehr schöne Veranstaltung in Freiburg, auf der ich über Nachtzüge sprechen durfte. Anschließend ging es dann weiter nach Frankreich. Dort habe ich Nachtzüge getestet (Spoiler: Sie sind sehr gut!), bin die Côte d’Azur auf- und abgefahren und habe mir richtig Zeit genommen, eine der schönsten Bergstrecken Europas kennenzulernen.

Mehr darüber lest ihr in den nächsten Wochen und Monaten. Eine kleine Vorschau gibt es schon jetzt auf Mastodon, wo ich Teile meiner Reise in Threads mit vielen Fotos dokumentiert habe:

  • Von Finnland nach Freiburg
    Über Finnlandfähren, den langen Weg nach Hamburg und eine Nacht im „Liegewagen comfort“. [Zum Thread]
  • Immer am Meer entlang nach Spanien
    Über Frankreichs bequemste Züge, tolle Ausblicke und prachtvolle Grenzbahnhöfe. [1. Thread, 2. Thread]
  • In 34 Stunden von Barcelona nach Oldenburg
    Über eine S-Bahn in die Pyrenäen, eine epische Nachtzugfahrt und die Leiden der Reservierungspflicht. [Zum Thread]

Die Reise hatte aber auch einen anderen Zweck. Nach einem für mich schwierigen Mai brauchte ich eine Auszeit. Das lag nicht nur, aber auch an dem ein oder anderen, na ja, nicht gerade motivierenden Feedback, das ich zu meiner Arbeit erhielt. Ich habe mich gefragt, ob ich überhaupt noch Lust habe, über Zugreisen zu berichten und einen signifikanten Teil meiner Lebenszeit darauf zu verwenden.

Die Antwort ist: Ja, das habe ich. Und ich hoffe, das scheint auch in den oben verlinkten Threads durch.

Ich musste aber auch einsehen, dass die Richtung, die die Zugpost zuletzt eingeschlagen hat, keine gute ist. Die Idee, das als großes Magazin anzulegen, war vielleicht nicht verkehrt, funktioniert aber für mich aus verschiedenen Gründen nicht. Deshalb werde ich die Zugpost wieder etwas kleiner und persönlicher denken.

Mit einer Solo-Publikation wie der Zugpost ist es wie mit jeder guten Reise: Der Weg ist nicht immer gerade, sondern mäandernd. Hier und da endet man in einer Sackgasse. Aber am Ende kommt man ans Ziel.

Danke an alle, die mit dabei sind ❤️


Zug auf einr Brücke in den Bergen
Foto: Eurail B.V.

Sommer-Sale bei Interrail

Ein Tipp für alle, die dem Sommertrubel beim Reisen lieber aus dem Weg gehen: Seit gestern gibt es bei Interrail 20 % Rabatt auf alle Global-Pässe, mit denen ihr in 33 Ländern reisen könnt, sowie auf ausgewählte Ein-Länder-Pässe. Der erste mögliche Reisetag ist der 1. September – perfekt für eine Herbstreise in der Nebensaison.

Der Sale läuft noch bis zum 18. Juli 2024. Erhältlich sind die rabattierten Pässe auf interrail.eu oder bei Drittanbietern.

Wichtig: Wie immer bei Interrail könnt ihr den mobilen Pass bis 11 Monate nach dem Kauf aktivieren. Ab dann startet der Reisezeitraum. Entscheidend ist in diesem Fall das Kaufdatum. Das heißt, einen Pass, den ihr am 5. Juli 2024 kauft, müsst ihr bis spätestens 4. Juni 2025 aktiviert haben, sonst verfällt er.

Die einzige Einschränkung bei den Aktionspässen ist, dass ihr sie erst ab September nutzen könnt. Ansonsten gelten die gleichen Bedingungen wie für reguläre Pässe.

Tipp: Bei dem Anbieter All Aboard sind alle Interrail-Pässe zu 100 % erstattbar, das gilt auch für die Pässe aus dem Sale.

Mehr zur Rabattaktion lest ihr hier:

Sommer-Sale 2024: Jetzt 20 % bei Interrail sparen
Vom 4. bis 18. Juli 2024 gibt es bei Interrail 20 Prozent Rabatt auf alle Global-Pässe und viele Ein-Länder-Pässe. Was ihr zur aktuellen Rabattaktion wissen müsst.

Auch interessant 📚

  • Viel schlimmer geht es nicht – Bahnfahrer und Zugpost-Autor Niklas Hoth im ARD-Morgenmagazin über Probleme der Deutschen Bahn während der Fußball-EM
  • „Knödel-Express“ vor dem Aus – Im Eurocity nach Budapest soll bald der Ofen aus bleiben. Der NDR fährt noch einmal mit und guckt Koch Gábor im Speisewagen über die Schulter
  • Rostocks Eisenbahnfähre weiter gefragt – Der Tägliche Hafenbericht blickt zurück auf 30 Jahre Eisenbahnfährverkehr zwischen Rostock und Trelleborg
  • Die harte Realität des Nachtzug-Comebacks – Eine Reportage des Schweizer Fernsehens berichtet über die Herausforderungen für Nachtzugbetreiber in Europa
  • Bier, Tauchen und Oasis – Was diese Dinge mit dem Eisenbahntunnel unter dem River Severn in Südwales zu tun haben, erzählt die BBC in diesem Artikel (Englisch)

Schlagzeilen vor einem Doppelstock-Intercity
Illustration: Übermedien

Medien kuppeln „Osten“ ab

Letzte Woche gab es mal wieder Aufregung um die Deutsche Bahn. Der Spiegel hatte herausgefunden, dass einige Intercity-Linien von der Einstellung bedroht sind, sollte die erwartete Erhöhung der Trassenpreise im Herbst kommen.

So weit, so berichtenswert. Allerdings gab der Spiegel der Geschichte einen seltsamen Dreh: Besonders „der Osten“ sei von der Einstellung bedroht. Andere Medien griffen dies dankbar auf, was eine hitzige Diskussion über die vermeintliche Abkopplung Ostdeutschlands auslöste, in die sich am Ende sogar Politiker einschalteten.

Das Problem: An der Sache mit „dem Osten“ ist praktisch nichts dran. Der Spiegel hatte zwei Intercity-Linien miteinander verwechselt. Dies gab er später selbst in einer Korrektur des Artikels zu. Da war die Geschichte aber längst in der Welt und multiplizierte sich in den Echokammern klassischer und sozialer Medien. Berücksichtigt man die Korrektur, liegen gerade einmal 17 % der Kilometerleistung der von Einstellung bedrohten Linien in den neuen Bundesländern, wie Zugfan Marco Bereth auf Mastodon vorgerechnet hat.

Jetzt kann man natürlich sagen: Ist doch egal. Solange man etwas findet, warum man auf die Bahn einprügeln kann, sollte man es nutzen. Der Zweck heiligt die Mittel.

Das finde ich aber nicht.

Gerade in Zeiten, in denen Menschen das Vertrauen in Medien verlieren, sollte man tunlichst genau bei den Fakten bleiben. Außerdem: Bei all dem Bohei ging völlig unter, worum es eigentlich geht: die Eisenbahn, genauer gesagt ihre Finanzierung, und wie sie ihrem Hauptzweck – möglichst vielen in der Gesellschaft zu dienen – am besten nachkommen kann. Dass dort einiges im Argen liegt, ist ja keine Frage.

Für das Magazin Übermedien habe ich die Geschichte aufgeschrieben. Ihr könnt meinen Artikel hier kostenlos lesen:

Medien kuppeln Ostdeutschland vom Fernverkehr ab | Übermedien
Nach einer „Spiegel“-Enthüllung berichten viele Medien, dass die Bahn vorhabe, im Osten viele Zugverbindungen zu streichen. Das klingt nach einem Aufreger, stimmt aber so nicht.

Kurzstrecke 💬

Was gibt es Neues auf Europas Gleisen? Worüber spricht die Zugreise-Community? Das Wichtigste in der Kurzstrecke!

Nightjets fallen aus

Aufgrund von Bauarbeiten kommt es in diesem Sommer zu Ausfällen mehrerer Linien des ÖBB Nightjet. Bereits seit dem 8. Juni sind die Nachtzüge von München und Wien nach Rom eingestellt. Der Betrieb soll am 9. September 2024 wieder aufgenommen werden. Wie die ÖBB nun in einer Pressemitteilung bekannt gaben, werden vom 12. August bis 25. Oktober 2024 auch die Nightjets Wien–Paris, Berlin–Paris und Berlin–Brüssel pausieren. Die Verbindung zwischen Wien und Brüssel soll hingegen planmäßig verkehren.

Dovrebahn wieder frei

Nach mehrmonatiger Unterbrechung ist die Dovrebahn zwischen Oslo und Trondheim wieder durchgängig befahrbar. Das Unwetter „Hans“ hatte im vergangenen Spätsommer eine Eisenbahnbrücke über den Fluss Gudbrandsdalslågen zum Einsturz gebracht. Da die Brückenpfeiler intakt blieben, konnte der Wiederaufbau zügig erfolgen. Ende Mai nahm der Nachtzug Oslo–Trondheim wieder seinen Betrieb auf. Auch auf der Rørosbahn und der Raumabahn, die von der Strecke abzweigen, kehrte der Zugverkehr in seinen alten Rhythmus zurück.

Arbeiten am Gotthardtunnel im Plan

Die Instandsetzungsarbeiten im Gotthard-Basistunnel schreiten gut voran. Laut SBB ist die Wiedereröffnung für den 2. September 2024 geplant. Ab diesem Zeitpunkt soll erstmals ein vollständiger Halbstundentakt zwischen der Deutschschweiz und dem Tessin angeboten werden. Zudem werden dann auch wieder Direktzüge aus der Schweiz nach Bologna und Genua sowie Eurocity-Züge von Frankfurt und Basel nach Mailand verkehren. Der Gotthard-Tunnel wird seit der Entgleisung eines Güterzugs im Oktober 2023 umfassend saniert. Seit Beginn der Arbeiten wurde die Fahrbahn bereits auf sieben Kilometern komplett erneuert.

Friesenbrücke wird später fertig

Länger dauern wird dagegen der Wiederaufbau der Friesenbrücke bei Weener in Niedersachsen. Laut Angaben der Deutschen Bahn ist die Eröffnung nun für Mitte 2025 geplant – zehn Jahre nachdem ein Frachter die Eisenbahnbrücke über die Ems, die Leer in Ostfriesland mit dem niederländischen Groningen verbindet, bei einer Kollision zerstört hat. Die Friesenbrücke ist ein wichtiger Bestandteil des Projekts Wunderline, das eine Beschleunigung des grenzüberschreitenden Zugverkehrs zwischen Bremen und Groningen zum Ziel hat.


Ende der Linie 🚉

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Sebastian