34: Die schönsten Zugreisen der Welt
Sebastian sieht fern und findet über eine britische Doku-Serie seine Liebe zum Zugreisen wieder.
Hallo Zugfans 👋
Während es äußerlich auf der Website der Zugpost gerade ruhig zugeht, wird im Hintergrund fleißig gewerkelt. Seit ein paar Wochen bereite ich einen Relaunch vor, um mit der Zugpost den nächsten Schritt in Richtung eines modernen, digitalen Magazins zu gehen.
Auf der neuen Seite wird es auch ein Newsletter-Archiv mit allen bisherigen Ausgaben geben. Um die Sache übersichtlich zu gestalten, wird jeder Newsletter ab sofort eine fortlaufende Nummer tragen. Und ja, wenn ich mich nicht verzählt habe, ist dies bereits die 34. reguläre Ausgabe. Gar nicht mal so schlecht, oder? Als jemand, der sonst vor allem auf das schaut, was er nicht geschafft hat, sei mir dieser kleine Schulterklopfer erlaubt.
Als ich in der letzten Woche so vor mich hin bastele, poppt plötzlich überall Zug-Content aus Finnland in meinen Timelines auf. Der Grund: Zur besten Sendezeit lief im finnischen Fernsehen eine Folge der britischen Serie „The World's Most Scenic Railway Journeys“, also die landschaftlich schönsten Zugreisen der Welt. Und zwar über eine Fahrt von Helsinki nach Kemijärvi in Lappland.
Dabei ließ sich einmal mehr beobachten, was mit den Menschen in meiner Wahlheimat passiert, wenn die Existenz ihres kleinen Landes am Rande Europas im Ausland bemerkt wird: Eine Mischung aus ungläubigem Staunen („Meinen die wirklich uns?“), Verlegenheit und Selbstironie. Ich mag es ja, wenn man sich selbst nicht so wichtig nimmt. So ist es bis heute den meisten Finninnen und Finnen ein völliges Rätsel, warum sie unlängst bereits zum sechsten Mal in Folge zum glücklichsten Land der Welt gekürt wurden.
Doch zurück zu den Zugreisen. Inzwischen habe ich mir einige Episoden der Sendung in der Mediathek angeschaut und finde sie sehr gelungen. Sie hat bei mir zwei Effekte. Erstens möchte ich am liebsten sofort in den Zug steigen und selbst auf Entdeckungstour gehen.
Und zweitens: Mindestens genauso gerne möchte ich darüber berichten und euch mit auf die Reise nehmen. Nachdem in der letzten Zeit das ein oder andere aktuelle Thema im Vordergrund stand, soll es in der Zugpost wieder mehr darum gehen – die Freude am Zugreisen. Ich bin mir sicher, dass die neue Website dafür genau die richtige Plattform ist und kann es kaum erwarten.
Bis es so weit ist, habe ich als kleine Inspiration drei der schönsten Zugreisen der Welt für euch herausgepickt. Da ich sie alle selbst kenne, kann ich sie aus ganzem Herzen empfehlen.
1. Finnland: Helsinki nach Kemijärvi
Diese Route ist Finnland in der Nussschale. Von der Hauptstadt aus führt sie ins Herz des Landes, die Seenplatte. Den besten Überblick bietet der Aussichtsturm Puijo in Kuopio. Von Kuopio aus beginnt der wohl schönste Abschnitt der Reise. Der Zug schlängelt sich durch die urwüchsige Landschaft Kainuu, einsame Wälder und reißende Flüsse prägen das Bild. Bald taucht vor dem Fenster der magische See Oulujärvi auf, wegen seiner Größe auch das Meer von Kainuu genannt. Über das moderne Oulu, die nördlichste Großstadt der EU, geht es schließlich nach Kemijärvi in Lappland. Hier warten Fjelle und beeindruckende Nationalparks darauf, erkundet zu werden.
Route:
Helsinki – Kuopio – Oulu – Rovaniemi – Kemijärvi
Reisedauer:
2 bis 3 Tage
2. Schottland: Highland Main Line
Hohe Gipfel und spektakuläre Brücken prägen diese Zugreise, die das zentrale Schottland von Nord nach Süd durchquert. Von Inverness, der Hauptstadt der Highlands, führt die Strecke über den Culloden Viaduct. Die 1898 eröffnete Steinbogenbrücke mag zwar weniger bekannt sein als der „Harry Potter“-Viadukt weiter westlich, steht ihm jedoch in Sachen Wow-Effekt in nichts nach.
Der Zug taucht nun in eine beinahe alpine Landschaft ein und erklimmt bei Dalwhinnie (Übernachtungstipp: das familiäre Old School Hostel direkt am Bahnhof) den mit 452 Metern höchsten Gebirgspass im britischen Schienennetz. Danach geht es hinab in die schottischen Lowlands. Bevor Edinburgh am Bahnhof Waverley erreicht wird, lohnt sich ab Perth unbedingt ein Abstecher über die Forth Bridge – ein absolutes Meisterwerk der Ingenieurskunst.
Route:
Inverness – Dalwhinnie – Perth – Edinburgh
Reisedauer:
1 bis 2 Tage
3. Norwegen: Oslo nach Bodø
Diese Route in Norwegen geht wirklich All-In. Sie führt von Oslo im Süden zum nördlichsten Punkt im norwegischen Eisenbahnnetz – und bietet unterwegs einen Abstecher auf eine der imposantesten Bahnstrecken Norwegens. Der Auftakt führt über die Dovrebahn auf das namensgebende Hochplateau. Auf etwa halbem Weg nach Trondheim zweigt in Dombås die Raumabahn ab, die ihr euch nicht entgehen lassen solltet. Sie führt von 659 Meter Seehöhe direkt an den Fjord in Åndalsnes – durch Kehrtunnel, über schwindelhohe Brücken wie die steinerne Kylling bru und entlang Europas höchster Steilwand.
Nach der Rückkehr nach Dombås geht es hinunter nach Trondheim. Ein Aufenthalt in der Domstadt lohnt sich unbedingt – nicht zuletzt, um Atem zu holen. Denn mit der Nordlandsbahn folgt nun eine der ganz großen Zugfahrten Europas. Der wörtliche Höhepunkt ist die Überquerung des Polarkreises auf dem arktischen Saltfjell. Nach zehn Stunden Fahrt erreicht der Zug schließlich in Bodø wieder Meereshöhe. Bodø trägt 2024 den Titel Kulturhauptstadt Europas, sodass sich der Besuch dieses Jahr besonders lohnt.
Route:
Oslo – Dombås – Åndalsnes – Dombås – Trondheim – Bodø
Reisedauer:
3 bis 5 Tage
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Kurzstrecke 💬
Was gibt es Neues auf Europas Gleisen? Worüber spricht die Zugreise-Community? Das Wichtigste in der Kurzstrecke!
Frachter rammt Eisenbahnbrücke
Verheerender Schiffsunfall in Niedersachsen: Ein Binnenschiff beschädigte die Eisenbahnbrücke über die Hunte in Elsfleth schwer, wodurch die Bahnstrecke von Bremen nach Nordenham seit Sonntag, 25. Februar, gesperrt ist. Die Nordwestbahn hat einen Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. Besonders tragisch ist die Sperrung für die Häfen in Brake und Nordenham, die nun vom Hinterlandverkehr per Bahn abgeschnitten sind. Der Unfall erinnert an einen ähnlichen Vorfall in der Region: Im Dezember 2015 zerstörte ein Frachter die Friesenbrücke bei Weener, der grenzüberschreitende Zugverkehr zwischen Leer und Groningen ist seitdem unterbrochen.
Zug Vilnius–Riga: Erfolgreicher Start
Im Dezember ging eine neue tägliche Zugverbindung zwischen Vilnius und Riga an den Start. Die litauische Bahn, die den Zug betriebt, zeigt sich mit den ersten Betriebswochen zufrieden. Mit 14.000 verkauften Tickets wurden die Erwartungen übertroffen, heißt es. Gerade rund um den Jahreswechsel waren die Züge oft ausgebucht. Nun scheint die Nachfrage aber zurückzugehen, wie das Portal LRT berichtet. Um dem zu begegnen, werden weitere Halte in Litauen ins Spiel gebracht. Damit soll die Verbindung attraktiver für Pendelnde werden.
Erzbahn wieder unterbrochen
Die Freude währte nur kurz: Wenige Tage nach Wiedereröffnung der schwedisch-norwegischen Erzbahn zwischen Luleå und Narvik (die Strecke war unfallbedingt für zwei Monate gesperrt) kam es erneut zur Entgleisung eines Erzzuges. Noch ist unklar, wann die Räumungsarbeiten beginnen und wie lange die Strecke dieses Mal unterbrochen bleibt. Reisende des Nachtzugs von Stockholm nach Narvik müssen sich auf weitere Beeinträchtigungen einstellen. Derzeit enden die Schlafwagen bereits in Luleå, von wo aus es mit einem Ersatzzug mit Sitzwagen sowie ab Abisko bzw. Björkliden mit Bussen weitergeht.
Schweden: Neuer Player im Fernverkehr
Bleiben wir kurz in Schweden. Im Fernverkehr zwischen Göteborg und Stockholm waren bisher drei Unternehmen aktiv – die staatliche SJ sowie die privaten Anbieter MTRX und Flixtrain. Doch nun steht auf dieser wichtigen Bahnstrecke ein Umbruch bevor. Anfang Februar kündigte Flixtrain überraschend an, bis auf Weiteres alle Zugfahrten zwischen Stockholm und Göteborg einzustellen. Wenig später folgte die überraschende Nachricht, dass MTRX von der finnischen Staatsbahn VR übernommen wird. Damit entsteht eine direkte Konkurrenzsituation zwischen den staatlichen Bahnen aus Schweden und Finnland.
Bann für Kurzstreckenflüge in Spanien?
Spanien könnte das nächste europäische Land werden, was gewisse Kurzstreckenflüge verbietet. Ein ähnliches Verbot gilt seit diesem Jahr in Frankreich. Der Effekt der Maßnahme ist allerdings umstritten. Ein Problem: Sowohl in Frankreich als auch in Spanien sind nur solche Flüge betroffen, die sich durch eine Zugfahrt von höchstens 2,5 Stunden Dauer ersetzen lassen. Das trifft nur auf einen Bruchteil der Kurzstreckenflüge zu, während viele beliebte Flugrouten das Kriterium um teils nur wenige Minuten verfehlen.
Ende der Linie 🚉
Das war die 34. Ausgabe des Zugpost-Newsletters. Hat es euch gefallen? Dann empfehlt uns gerne weiter!
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Einen guten Start in den Frühling wünscht euch
Sebastian