Schottland mit dem Zug: Der ultimative Guide

Tolle Landschaft, entspanntes Reisen und Bahnhöfe zum Verlieben: Schottland lässt sich hervorragend mit dem Zug entdecken. Wie das geht, erfahrt ihr in unserem großen Guide.

Schottland mit dem Zug: Der ultimative Guide

Hallo Zugfans 👋

Schottland hat mich echt umgehauen. Was für ein großartiges Land. Was für nette Menschen. Und was für eine tolle Eisenbahn.

Ob niedliche Triebwagen, die über Schienenstöße hoppeln, oder elegante Intercity-Züge, die sich durch die Highlands schlängeln – dass dem Eisenbahnherz in Schottland so viel geboten wird, hatte ich vorher ehrlich gesagt nicht geahnt.

Und dann diese Bahnhöfe.

Von liebevoll gepflegt auf dem Land zu wahren Eisenbahnkathedralen in den Städten. Nicht nur einmal fiel der Satz: Oh, hier könnte ich Stunden verbringen und einfach nur gucken.

In diesen Guide habe ich aufgeschrieben, was ich in knapp zwei Wochen auf schottischen Gleisen gelernt habe. Unter anderem erfahrt ihr mehr über:

  • Die Anreise: Wie ihr mit dem Zug nach Schottland fahrt.
  • Schottlands Bahnnetz: Wo sind die schönsten Strecken?
  • Bahnhöfe in Schottland: Was sie so besonders macht und welches die wichtigsten Stationen sind.
  • Züge und Ausstattung: Welche Züge sind in Schottland unterwegs und wie ist der Komfort an Bord?
  • Tickets und Preise: Warum Interrail in Schottland (fast) perfekt ist.
  • Fähren und Busse: Wie ihr Schottlands Inseln erkundet und wie es weitergeht, wenn der Schienenstrang endet.

Kleine Warnung vorweg: Es ist ein bisschen länger geworden. Also schnappt euch einen Tee (oder zwei), macht es euch bequem und kommt mit auf große Fahrt durch Schottland.


Anreise nach Schottland

Wer nach Schottland will, muss nicht in den Flieger steigen. Drei Routen mit Tag- und Nachtzügen sowie einer Fähre.

Bild: Ein Azuma-Zug von LNER im Bahnhof Edinburgh

Zunächst mal stellt ihr euch vielleicht die Frage: Wie kommt man überhaupt mit dem Zug nach Schottland?

Möchtet ihr komplett per Bahn anreisen, geht es zunächst mit dem Eurostar nach London. Von dort habt ihr dann zwei Möglichkeiten zur Weiterfahrt nach Schottland: über Tag mit verschiedenen Anbietern nach Edinburgh oder Glasgow sowie mit dem komfortablen Nachtzug Caledonian Sleeper zu diversen Zielen insbesondere in den Highlands.

Eine Alternative zur reinen Zugfahrt ist die Fähre von Amsterdam ins englische Newcastle nahe der schottischen Grenze.

Zusammen macht das drei Anreise-Varianten, die ich euch im Folgenden näher vorstellen möchte.

Variante 1: Über Tag nach Edinburgh und Glasgow

Bild: Zwei Züge von LNER im Bahnhof Edinburgh Waverley
Edinburgh lässt sich an einem Tag von vielen Orten in Europa erreichen

Vorausgesetzt ihr startet früh am Morgen, lassen sich die schottischen Metropolen Edinburgh und Glasgow von vielen Orten im deutschsprachigen Raum an einem Tag mit dem Zug erreichen.

Egal wo ihr losfahrt und was euer Ziel ist, eins haben alle Routen gemeinsam: sie führen über London. Am schnellsten und einfachsten erreicht ihr London mit dem Eurostar (eurostar.com) durch den Kanaltunnel. Es gibt zwar auch Fähren über den Ärmelkanal, zum Beispiel ab Calais und Hoek van Holland, damit seid ihr aber deutlich länger und am Ende auch teurer unterwegs.

Schritt 1: Zum nächsten Eurostar-Terminal

Entscheidet ihr euch für die Fahrt durch den Tunnel, ist der erste Schritt die Anreise zum nächsten Eurostar-Terminal. Je nachdem, wo eure Reise startet, ist das Brüssel, Amsterdam oder Paris. Alle drei sind mit Direktzügen aus Deutschland zu erreichen. Reist ihr aus Österreich oder der Schweiz an, ist die Anreise mit dem ÖBB Nightjet eine entspannte Alternative.

Schritt 2: Eurostar nach London

Da Großbritannien nicht im Schengen-Raum ist, sind am Terminal umfangreiche Sicherheits- und Einreisekontrollen nötig. Darum müsst ihr für den Übergang auf den Eurostar mehr Zeit als normal einplanen. Empfohlen werden mindestens 45 Minuten, besser ist ein Puffer von 1 bis 2 Stunden.

Habt ihr die Kontrollen erst einmal hinter euch gebracht, geht die Fahrt nach London blitzschnell. Von Brüssel und Paris sind es nur etwas über zwei Stunden. Außerdem habt ihr bei der Hinfahrt die Zeitumstellung auf eurer Seite, so dass ihr effektiv in einer Stunde in England seid.

Bild: Zwei Eurostar-Züge am Bahnsteig mit Reisenden
Der Eurostar erreicht den Bahnhof London St. Pancras

Schritt 3: Bahnhofswechsel in London

Die Eurostar-Züge erreichen London am Bahnhof St. Pancras. Egal wie es für euch weitergeht, steht nun auf jeden Fall ein Bahnhofswechsel an. Die Abfahrtsbahnhöfe für Züge nach Schottland sind London King's Cross und London Euston. Die gute Nachricht: Beide liegen in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof St. Pancras und lassen sich leicht zu Fuß erreichen.

Schritt 4: Fahrt nach Edinburgh und Glasgow

London ist hervorragend mit Tagzügen an Edinburgh und Glasgow angebunden. Es gibt zwei Anbieter, die auf verschiedenen Routen häufig und schnell in Schottlands größte Städte fahren.

  • London North Eastern Railway, kurz LNER (lner.co.uk), fährt zweimal die Stunde über die East Coast Main Line nach Edinburgh. Die Route führt über York und Newcastle. Je nach Verbindung dauert das 4 bis 5 Stunden. Einzelne Züge werden bis Aberdeen und Inverness verlängert. Die Züge von LNER fahren vom Bahnhof London King's Cross.
  • Mit Avanti West Coast (avantiwestcoast.co.uk) geht es über die West Coast Main Line stündlich von London Euston nach Glasgow. Die Route führt über Warrington, Lancaster und Carlisle. Auf der Gesamtstrecke von London nach Glasgow beträgt die Fahrzeit 4,5 Stunden.

Sowohl LNER als auch Avanti West Coast bieten auf den Strecken nach Schottland moderne und zweckmäßige, aber nicht übermäßig komfortable Triebzüge an. Für welchen Anbieter ihr euch letztendlich entscheidet, hängt vor allem von eurem Reiseziel ab.

Bild: Ganz im Azuma von LNER mit Zwischentür
Blick in einen Zug des Typs Azuma von LNER
Bild: Innenraum vom Azuma mit Sitzen
Der Sitzkomfort in den Azuma-Zügen ist nicht besonders hoch

Alternative: Mit CrossCountry quer durch England

Mit CrossCountry (crosscountrytrains.co.uk) gibt es noch einen dritten Anbieter zwischen England und Schottland. Die Züge sind allerdings nicht über London unterwegs, sondern starten an der Südwestspitze Englands. Von dort fahren sie – wie der Name andeutet – einmal quer durchs Land und binden Industriestädte wie Birmingham, Sheffield und Leeds an. Ab York geht es dann über Newcastle nach Schottland.

Die Fahrt mit CrossCountry ist kaum interessant, wenn ihr direkt vom Kontinent nach Schottland fahren wollt. Habt ihr aber vor, euren Trip mit einem Aufenthalt im Nordwesten Englands oder in den Regionen Cornwall und Devon zu verbinden, kann sie eine Option sein.

Bild: Ein Zug von CrossCountry am Bahnsteig
Mit den Zügen von CrossCountry geht es quer durch England

Die Stammstrecke führt von Plymouth nach Edinburgh, dort sind die CrossCountry-Züge stündlich unterwegs. Einzelne Zugläufe werden bis Penzance im Süden und Aberdeen im Norden verlängert, womit sie zu den längsten in Großbritannien überhaupt zählen.

Variante 2: Nachtzug Caledonian Sleeper

Bild: Ein Zug von Caledonian Sleeper in den Highlands
Im Caledonian Sleeper geht es über Nacht nach Schottland

Ihr habt keine Lust, den ganzen Tag im Zug zu sitzen? Oder euer Ziel heißt nicht Edinburgh oder Glasgow, sondern liegt weiter nördlich in den Highlands oder an den schottischen Küsten?

Dann ist der Caledonian Sleeper (sleeper.scot) genau das Richtige für euch. Der Nachtzug fährt ebenfalls von London, so dass eure Anreise bis Schritt 3 aussieht wie oben beschrieben. Am Abend steigt ihr dann statt in einen Tagzug in den Schlafwagen. Das ist nicht nur bequem, sondern hat auch einen weiteren Vorteil: Ihr könnt euch bei der Fahrt nach London mehr Zeit lassen und größere Sicherheitspuffer zum Umsteigen einplanen.

Beim Caledonian Sleeper handelt es sich genau genommen um zwei Nachtzüge, den Lowland Sleeper mit Zugteilen nach Edinburgh und Glasgow sowie den Highland Sleeper mit Zugteilen nach Aberdeen, Inverness und Fort William. Beide starten ihre Reise am Bahnhof London Euston und fahren über die West Coast Main Line in den Süden Schottlands. Von dort verzweigen sich die Routen dann zu den jeweiligen Zielen.

Bild: Ein Schlafwagen-Abteil im Caledonian Sleeper
Im Schlafwagen reist ihr besonders bequem nach Schottland
Bild: Der Speisewagen Club Car mit Sitzgruppen und Barsitzen am Fenster
Ein Highlight im Caledonian Sleeper ist das Club Car

Die Fahrt mit dem Caledonian Sleeper ist nicht ganz günstig, aber ein einmaliges Erlebnis. Service und Komfort an Bord sind Spitzenklasse. Einen ausführlichen Bericht lest ihr in der Zugpost „Im Caledonian Sleeper nach Schottland“.

Im Caledonian Sleeper nach Schottland
Der Caledonian Sleeper gilt als einer der besten Nachtzüge in Europa. Ob er hält, was er verspricht, erfahrt ihr in der Zugpost.

Über Tag oder über Nacht? 🤔

Die Variante über Tag ist klar die günstigste, insbesondere wenn ihr mit Interrail reist. Da es in Großbritannien keine Reservierungspflicht gibt, müsst ihr in vielen Fällen für den Trip nur eine einzige Reservierung vornehmen, und zwar für den Eurostar. Das kostet 30 bis 43 € pro Person. Achtung: Die Verfügbarkeit ist begrenzt, unbedingt rechtzeitig buchen (via b-europe.com).

Auf der anderen Seite ist die Fahrt mit dem Caledonian Sleeper eine großartige Erfahrung, die ihr euch als Nachtzug-Fan nicht entgehen lassen solltet. Interessant ist vor allem der Highland Sleeper. Wegen der längeren Fahrzeit (je nach Ziel 11 bis 13 Stunden) habt ihr genug Zeit, die tolle Atmosphäre an Bord zu genießen. Außerdem sind die Strecken am Morgen allesamt wunderschön.

Wollt ihr dagegen nur nach Glasgow oder Edinburgh, ist der Tagzug wahrscheinlich der bessere Deal. Aber auch hier kann eine Fahrt mit dem Lowland Sleeper eine interessante Variante sein.

Mein Tipp: Wenn ihr euch nicht zwischen Tag- und Nachtzug entscheiden könnt, macht doch einfach beides: hin mit dem Caledonian Sleeper, zurück über Tag. Oder umgekehrt.

Variante 3: Mit der Fähre nach Newcastle

Bild: Fähre Princess Seaways auf dem offenen Meer
Mit der Princess Seaways geht es über Nacht nach Newcastle (Foto: DFDS)

Schottland lässt sich auch einfach, bequem und preiswert mit der Fähre erreichen, und zwar von den Niederlanden. Der Zielhafen Newcastle liegt in England, ist aber keine 100 Kilometer von der schottischen Grenze entfernt. Von Newcastle nach Edinburgh sind es knapp 1,5 Stunden mit dem Zug. Es gibt einen dichten Takt mit mehreren Verbindungen pro Stunde.

Die Fähren werden von DFDS Seaways (dfds.com) betrieben und starten täglich in IJmuiden bei Amsterdam. Die Überfahrt geht über Nacht und dauert 16,5 Stunden. Mit der Abfahrt um 17:30 Uhr und der Ankunft in Newcastle um 9 Uhr Ortszeit am nächsten Morgen sind die Fahrzeiten geradezu ideal für einen entspannten Start in den Schottland-Urlaub.

Fußpassagiere sind auf der Fähre explizit willkommen. Tickets für zwei Erwachsene inklusive Kabine gibt es bereits ab 90 Euro.


Schottlands Bahnnetz

Warum ihr bei einer Zugreise durch Schottland etwas Zeit mitbringen müsst. Und welche Strecken sich besonders lohnen.

Bild: Ein Triebwagen von ScotRail fährt durch die Highlands

So. Nachdem wir die Anreise geklärt haben, geht es im Folgenden um den Bahnverkehr innerhalb Schottlands. Werfen wir zunächst einen Blick auf das schottische Eisenbahnnetz.

Schottland macht etwa ein Drittel der Fläche Großbritanniens aus, stellt mit 5,4 Millionen Einwohnern aber gerade einmal 8 Prozent der britischen Bevölkerung. Mit anderen Worten: Schottland ist ziemlich dünn besiedelt. Außerdem verteilt sich die Bevölkerung extrem ungleichmäßig. Die große Mehrheit drängt sich im Central Belt zwischen Glasgow und Edinburgh, während der wilde Norden vielerorts menschenleer ist.

Entsprechend weitmaschig ist das Schienennetz abseits der Metropolen. Viel weitmaschiger als zum Beispiel in England. Nicht nur diesbezüglich ähnelt Schottland eher einem nordischen Land.

Karte: Ausgewählte Bahnstrecke, Fähren und Busse in Schottland

Und auch die Fahrpläne sind dünn. Je weiter ihr nach Norden vordringt, desto weniger Züge fahren am Tag. Stundentakt könnt ihr bei einem Trip ins ländliche Schottland aus eurem Wortschatz streichen. Am Wochenende ist das Angebot noch mal deutlich reduziert. Extrembeispiel ist hier die Far North Line, wo sonntags genau ein Zug fährt.

Dennoch lässt sich Schottland hervorragend mit dem Zug erkunden. Fast jede Bahnstrecke ist landschaftlich ein Knaller, spektakuläre Bergpanoramen und wilde Küsten prägen die Szenerie. Wer will da schon hetzen. Und wo die Bahn endet, geht es mit Bussen und Fähren weiter. Die Übergänge sind eingespielt und klappen in der Regel verlässlich.

Hier sind einige Strecken, die sich besonders lohnen.

Glasgow – Fort William – Mallaig

West Highland Line

Bild: Berge und Viadukt
Die West Highland Line führt über den weltberühmten Glenfinnan-Viadukt

Die West Highland Line gilt als schönste Bahnstrecke Großbritanniens. Vor allem liegt das am Abschnitt von Fort William zum Hafenstädtchen Mallaig. Hier fährt der Zug über den Glenfinnan-Viadukt, bekannt aus den Harry-Potter-Filmen. Aber auch der Teil südlich von Fort William hat seine Reize. Bei der Fahrt durch das entlegene Rannoch Moor machen die Züge Station in Corrour, dem höchsten britischen Bahnhof, bekannt aus dem Film Trainspotting (siehe Zugpost „Einmal nach Corrour“).

Einmal nach Corrour
Großbritanniens großartigster Bahnhof liegt mitten in der Einsamkeit der schottischen Highlands. Die Zugpost hat ihn besucht.

Ebenfalls zur West Highland Line zählt die Stichstrecke nach Oban, die in Crianlarich von der Hauptlinie abzweigt. Oban ist ein bedeutender Fährhafen und ein Tor zur Inselgruppe der Hebriden. Die Züge halten hier direkt am Fährterminal.

Edinburgh – Dundee – Aberdeen

Edinburgh to Aberdeen Line

Bild: Aussicht aus dem Zugfenster auf Meer mit einem Brückenpfeiler
Die Forth Bridge, aus dem Zug betrachtet auch nur eine Brücke

Spektakuläre Brücken und steile Ufer: Die Strecke von Edinburgh über Dundee nach Aberdeen ist eine Küstenbahn, wie sie im Buche steht. Das alles überstrahlende Highlight ist die Forth Bridge nördlich von Edinburgh. Die rote Stahlkonstruktion ist eines der Wahrzeichen Schottlands und zählt seit 2015 zum UNESCO-Welterbe. Ebenfalls ein Hingucker und mit über 3 Kilometern sogar noch länger ist die Brücke über den Fluss Tay zwischen Wormit und Dundee. Und die malerische Küstenlandschaft sowieso.

Perth – Inverness

Highland Main Line

Bild: Ein blauer Zug, im Hintergrund schneebedeckte Berge
Die Passhöhe bei Dalwhinnie ist der höchste Punkt im britischen Eisenbahnnetz

Die Highland Main Line nach Inverness führt abseits der Küsten mitten durch die Highlands. Wohl keine Bahnlinie in Schottland fühlt sich so alpin an, auch im April zeigten sich die Gipfel entlang der Strecke noch schneebedeckt. Bei Dalwhinnie erklimmen die Züge den höchsten Punkt im britischen Eisenbahnnetz. Mit einer Temperatur von kaum mehr als 6 °C im Jahresmittel ist Dalwhinnie außerdem Schottlands kältester Ort. Im Winter kommt es immer wieder zu Beeinträchtigungen durch Schneeverwehungen.

Inverness – Kyle of Lochalsh

Kyle of Lochalsh Line

Bild: Kyle of Lochalsh, im Vordergrund ein Hotel, im Hintergrund eine Brücke
Von Kyle of Lochalsh geht es über die Brücke im Hintergrund auf die Insel Skye

Die einzige Ost-West-Verbindung im Norden Schottlands führt von der Nordsee an die Schottische See, dazwischen gibt es eine gute Portion Highlands. Vor Kyle of Lochalsh liegt die beliebte Insel Skye. Über die Skye Bridge fahren Busse, zum Beispiel nach Portree, dem Hauptort der Insel, und Uig, von wo ihr zu entlegeneren Orten in den Hebriden schippern könnt. Von Armadale am Südwestzipfel von Skye geht es mit der Fähre nach Mallaig, dort besteht Anschluss an die West Highland Line.

Inverness – Thurso – Wick

Far North Line

Bild: Klippen mit Gras, im Hintergrund das Meer und Möwen
Am Endbahnhof der Far North Line in Wick wartet das offene Meer

Ganz weit in den Norden geht es auf der Far North Line. Die Strecke ist nirgendwo wirklich spektakulär, beeindruckt aber durch ihre absolute Abgeschiedenheit. Ein lohnenswerter Zwischenstopp ist Forsinard. Hier findet ihr das geschützte Moorgebiet Forsinard Flows, das reich an Vögeln, Pflanzen und Insekten ist. Das Besucherzentrum liegt direkt am Bahnhof.

Spannend ist auch das Bedienkonzept an den beiden Endpunkten. Die Züge werden nicht etwa geflügelt, sondern fahren von Georgemas Junction zunächst nach Thurso und dann zurück nach Georgemas Junction, bevor es schließlich nach Wick geht. Wick selbst ist ein graues Fischerstädtchen, bietet von seinen Klippen aber schöne Blicke auf das Meer vor Orkney.


Bahnhöfe in Schottland

Ein Kleinod nach dem anderen: Schottlands Bahnhöfe muss man einfach lieben. Das sind die wichtigsten Stationen.

Bild: Bahnhof Dingwall

Womit die Eisenbahn in Schottland wirklich strahlt, sind ihre Bahnhöfe. Alles ist gepflegt und wird liebevoll, teils von Freiwilligen, in Schuss gehalten. Überall gibt es Blumen, Teestuben und Ausstellungen zur Geschichte. Selbst der kleinste Dorfbahnhof hat einen beheizten Warteraum. Und in den Großstädten begeistern prächtige Gleishallen und tolle Architektur.

An vielen Bahnhöfen gibt es Fahrkartenschalter und überhaupt mehr Personal, als man es aus Mitteleuropa kennt. Toiletten sind kostenlos und für Damen und Herren nicht immer am selben Ort (nach Beschriftung Gents bzw. Ladies Ausschau halten).

Schließfächer oder personenbediente Gepäckaufgaben gibt es an wichtigen Stationen. Für zwei große Gepäckstücke habe ich am Bahnhof Inverness 5 Pfund bezahlt (mit Karte).

Bild: Bahnhof Rogart mit Blumen und einem Handwagen
Blumen und ganz viel Liebe, das ist Bahnhofskultur in Schottland
Bild: Bahnhof Kyle of Lochalsh mit Hinweischild
Hier sind Bahnhöfe noch für die Bedürfnisse der Reisenden da

Edinburgh Waverley

Der Hauptbahnhof von Edinburgh liegt zentral in einem Graben unterhalb der Altstadt. Das Areal ist riesig (flächenmäßig der zweitgrößte Bahnhof Großbritanniens nach London Waterloo) und ein wahres Labyrinth aus Durchgangs- und Stumpfgleisen, Brücken und Inselbahnsteigen. Dazu kommt die großartige Wartehalle mit reich verzierter Glaskuppel. Hier kann man Stunden verbringen und einfach nur dem Treiben zusehen.

Bild: Bahnhof Edinburgh Waverley
Der großartige Bahnhof Edinburgh Waverley

Glasgow Central

Der größere der beiden Hauptbahnhöfe von Glasgow ist der meistfrequentierte Bahnhof Schottlands. Er liegt am Nordufer des River Clyde und markiert den Endpunkt der West Coast Main Line von London Euston. Glasgow Central besteht aus einem großen Kopfbahnhof mit 15 Bahnsteigleisen sowie einem kleineren unterirdischen Durchgangsbahnhof.

Bild: Bahnhof Glasgow Central
Der Bahnhof Glasgow Central ist der meistfrequentierte Schottlands

Glasgow Queen Street

Nur wenige hundert Meter entfernt liegt der zweite Hauptbahnhof der Stadt. Vom Passagieraufkommen liegt Glasgow Queen Street nach Glasgow Central und Edingburgh Waverley auf dem dritten Platz in Schottland. Am Bahnhof starten die Shuttle-Züge nach Edinburgh via Falkirk. Außerdem beginnt hier die West Highland Line nach Mallaig sowie die Highland Main Line nach Inverness. Auch Glasgow Queen Street hat einen unterirdischen Bahnhofsteil.

Bild: Bahnhof Glasgow Queen Street
Blumen gibt es auch am Bahnhof Glasgow Queen Street

Aberdeen

Der Bahnhof von Schottlands drittgrößter Stadt wurde unlängst renoviert und hat eine luftige Stahldachkonstruktion. Aberdeen ist der meistfrequentierte Bahnhof jenseits des Central Belt, betrieblich geht es aber deutlich ruhiger zu als im Süden. Stündlich gibt es Direktzüge nach Edinburgh, Glasgow und Inverness, dazu einzelne Züge nach London, Leeds und Plymouth.

Bild: Bahnhof Aberdeen
Der Bahnhof von Aberdeen wurde unlängst renoviert

Inverness

Die Hauptstadt der Highlands ist ein idealer Ausgangspunkt, um das schottische Eisenbahnnetz zu erkunden. Ihr könnt direkt mit dem Caledonian Sleeper oder dem durchgehenden Tagzug von LNER aus London anreisen. Von Inverness' Kopfbahnhof aus verzweigen sich dann Bahnstrecken in alle Himmelsrichtungen: nach Wick im Norden, nach Perth und Glasgow im Süden, nach Aberdeen im Osten und nach Kyle of Lochalsh im Westen.

Bild: Bahnhof Inverness
Am Bahnhof von Inverness treffen sich vier Bahnstrecken in die Highlands

Züge und Ausstattung

ScotRail ist die staatliche Eisenbahn von Schottland. Das sind ihre Züge und so ist der Komfort an Bord.

Bild: Sitze in einem Zug von ScotRail

Kommen wir nun zum Rollmaterial. Auf schottischen Gleisen geht es deutlich einheitlicher zu als im Rest Großbritanniens. Klar dominierend sind die blauen Züge von ScotRail (scotrail.co.uk), der staatlichen Eisenbahn von Schottland. Züge anderer Anbieter kommen nur über die Verbindungen mit England ins Land.

Auch wenn es Fortschritte in den Ballungsräumen gibt, ist Schottlands Schienennetz weiterhin zu großen Teilen nicht elektrifiziert. Alles nördlich der Achse Glasgow–Edinburgh fährt mit Diesel, und zwar nahezu ausschließlich mit Triebzügen. Einzig verbliebener Lok-Wagen-Zug im Regelverkehr ist der Nachtzug Caledonian Sleeper.

Zuggattungen

In Schottland gibt es keine Zuggattungen wie anderswo in Europa. Auch wird nicht explizit zwischen Nah- und Fernverkehr unterschieden. Züge sind einfach nur Züge, bezeichnet werden sie üblicherweise nach ihrer Abfahrtszeit. Beispiel: Der 08:46 (Zug) nach Edinburgh. Auch tariflich sind alle Züge gleichgestellt. Sofern keine zeitliche Begrenzung oder Zugbindung besteht, könnt ihr eine Fahrkarte von A nach B in jedem Zug nutzen.

Fahrzeuge

Ein klassisches Bild, vor allem auf den ländlichen Strecken in den Highlands, sind Dieseltriebzüge des Typs Sprinter, die zumeist aus den 1980er-Jahren stammen. Eine neuere Variante ist der Turbostar. Diese Fahrzeuge wurden von 1997 bis 2011 gebaut und können mit älteren Sprintern gekoppelt werden. Auf den elektrifizierten Strecken um Edinburgh und Glasgow kommen moderne Elektrotriebzüge zum Einsatz. Die vorherrschenden Typen sind Alstom Coradia Juniper, Siemens Desiro und Hitachi AT200.

Bild: Sprinter an einem Bahnsteig
Der Sprinter ist das Rückgrat auf den ländlichen Strecken in den Highlands
Bild: Turbostar im Bahnhof Stirling
Der Turbostar ist eine neuere Variante des Sprinter
Bild: Elektrotriebwagen des Typs Hitachi AT200
Zwischen Glasgow und Edinburgh kommen Elektrotriebzüge zum Einsatz

Inter7City

Ganz neu auf Schottlands Gleisen und eine kleine Besonderheit sind die Züge des Typs Inter7City. Durch ihre prägnante Form, ihre Farbgebung (hellgrau statt blau) und das Branding sind sie klar von den anderen Zügen in Schottland zu unterscheiden.

Es handelt sich um 40 Jahre alte Dieseltriebzüge des Typs InterCity 125, die in England ausgemustert worden waren. ScotRail kaufte einige davon und verpasste ihnen in den letzten Jahren ein umfangreiches Redesign. Die Züge sind ausgesprochen komfortabel und in Sachen Platz großzügiger als die oben genannten Triebwagen. Zum Einsatz kommt der Inter7City zwischen den sieben großen Städten Schottlands: Aberdeen, Dundee, Edinburgh, Glasgow, Inverness, Perth und Stirling.

Reisekomfort

Lasst euch nicht täuschen: Gerade die oft nur zweiteiligen Dieseltriebwagen auf landschaftlich reizvollen Strecken wie der West Highland Line sehen aus wie Nahverkehrszüge, bieten aber einen guten Reisekomfort mit bequemen Sitzen.

Durch das kleine britische Lichtraumprofil ist der Platz an Bord allerdings begrenzt. In den Gängen kann man sich unmöglich begegnen, der Stauraum in den Regalen über den Sitzen reicht nur für kleines Handgepäck. Größere Gepäckfächer findet ihr am Wagenende. In manchen Zügen fühlt es sich auch am Platz etwas beengt an, gerade aus den Vierer-Sitzgruppen mit Tisch muss man sich mitunter regelrecht „herausschälen“.

Essen und Trinken

In schottischen Zügen gibt es keine Speisewagen oder Bordbistros. Einzige Ausnahme ist der Caledonian Sleeper, der mit dem Club Car ein vollwertiges Zugrestaurant führt.

In den Inter7City-Zügen befindet sich am Ende des 1.-Klasse-Wagens ein kleiner Barbereich, das Inter7City Café. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie gab es hier Getränke sowie warme und kalte Snacks. Seitdem ist der Betrieb jedoch eingestellt, die Wiederaufnahme ist fraglich.

Auf einigen langlaufenden Zügen in den Highlands gibt es einen mobilen Bordverkauf mit Trolleys (mehr Infos). Angeboten werden Tee, Kaffee, Kaltgetränke, Sandwiches, Chips und Süßigkeiten. Reist ihr in der 1. Klasse, erhaltet ihr ein Getränk und einen Snack gratis. Bezahlung mit Kreditkarte ist möglich.

Weitere Ausstattung

In allen Zügen gibt es am Platz Steckdosen nach britischem Standard. In neueren oder renovierten Fahrzeugen gibt es zudem USB-Steckdosen. Darüber hinaus verfügen alle Zügen über kostenloses WLAN. Das funktioniert aber nicht immer und ist eher als nette Geste zu verstehen. Der 4G-Empfang in Schottland ist dafür zumeist gut, auf abgelegenen Strecken wie der Far North Line kann es aber zu größeren Funklöchern kommen.

Mülleimer findet ihr nicht am Platz, sondern an einigen zentralen Orten zwischen den Sitzen und am Wagenende. Manchmal geht auch ein Zugbegleiter durch die Wagen und sammelt den Müll ein.

Fahrräder

Fahrradmitnahme ist in allen Zügen von ScotRail möglich. Auf einigen Strecken in den Highlands muss vor Fahrtantritt kostenlos ein Stellplatz reserviert werden (mehr Infos). Auf allen anderen Routen gilt das Prinzip „first come, first served“.

Ein besonderes Angebot für Radfahrer gibt es auf der West Highland Line. Dort ist seit Kurzem der ScotRail Highland Explorer unterwegs, ein zusätzlicher Wagen mit 20 Fahrradstellplätzen und 24 Sitzplätzen. Zum Einsatz kommt der Highland Explorer in Zügen von Glasgow nach Oban sowie von Glasgow nach Fort William and Mallaig.

Bild: Fahrradwagen im Bahnhof Arrochar & Tarbet
Der ScotRail Highland Explorer ist ein tolles neues Angebot für Radreisende

Barrierefreiheit

Das Thema Barrierefreiheit wird in Schottland sehr ernst genommen. ScotRail sichert Reisenden mit eingeschränkter Mobilität Unterstützung beim Ein- und Ausstieg zu – und zwar unabhängig davon, ob der Bedarf vorher angemeldet wurde oder nicht. Um Höhenunterschiede und Spalte zu überbrücken, stehen in allen Zügen und an allen Bahnhöfen Rampen zur Verfügung (mehr Infos).

Nicht ganz so gut steht es dagegen um die Bahnhöfe selbst. Diese sind oft alt, verwinkelt und nicht nach Kriterien der Zugänglichkeit geplant. Ein spezifisch britisches Problem ist, dass es zwischen Bahnsteigen oft Brücken über die Gleise gibt, die allein über Treppen erreichbar sind. Aktuell wird daran gearbeitet, alle Bahnhöfe in Schottland barrierefrei zu machen.


Tickets und Preise

Welche Fahrkarten es gibt, was der Spaß kostet und warum Interrail in Schottland so großartig ist.

Bild: Ticket Office am Bahnhof Stirling

Die Liberalisierung des Bahnmarktes in Großbritannien hat für eines nicht gesorgt: niedrige Preise. Großbritannien nimmt bei Rankings zu den teuersten Tickets in Europa regelmäßig Spitzenplätze ein. Schottland ist da keine Ausnahme.

Dafür ist Zugfahren in Schottland sehr flexibel. Mit dem klassischen Anytime Ticket könnt innerhalb der Gültigkeit (üblicherweise 1 Tag) jeden Zug zwischen Start- und Zielbahnhof nehmen und die Fahrt beliebig oft unterbrechen. Attraktiv sind auch Rückfahrkarten, die oft stark rabattiert sind. Unterschieden wird zwischen Day Return für Rückfahrten am selben Tag und Open Return, bei dem ihr euch bis zu 1 Monat Zeit lassen könnt.

Beispiel: Eine einfache Fahrt von Edinburgh nach Aberdeen (Fahrzeit 2,5 Stunden) kostet als Anytime Ticket etwa 46 € in der Standard-Klasse, für die Fahrt in der 1. Klasse müsst ihr gut 100 € anlegen.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl weiterer Ticket-Varianten, von denen einige im Folgenden genannt sind. Eine vollständige Übersicht der Tarifstruktur gibt es auf scotrail.co.uk.

Off-Peak Tickets

Reist ihr außerhalb der Hauptverkehrszeit, könnt ihr mit einem Off-Peak Ticket sparen. In Schottland gelten diese werktags nach 09:15 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen. Eine Ausnahme ist die Region um Edinburgh und Glasgow, hier sind auch Züge zur abendlichen Stoßzeit gesperrt. Im zugelassenen Zeitfenster funktioniert ein Off-Peak Ticket wie ein Anytime Ticket, spricht ihr könnt es für jeden Zug nutzen.

Advance Tickets

Auch in Schottland gibt mit dem Advance Ticket eine Art Sparpreis. Damit spart ihr bis zu 60 Prozent gegenüber normalen Tickets, wenn ihr euch auf einen bestimmten Zug festlegt. Advance Tickets sind nicht für jede Bahnstrecke in Schottland erhältlich, alle oben genannten sind aber enthalten. Das Angebot ist kontingentiert, frühzeitiges Buchen sichert den besten Preis.

Tipp: Neue Advance Tickets gehen immer donnerstags mit einer Vorverkaufsfrist von 8 Wochen in den Verkauf.

Passangebote

ScotRail bietet eine Reihe eigener Passangebote an, die je nach Reiseplan eine Alternative zu Interrail sein können. Besonders interessant ist der Spirit of Scotland Travel Pass. Damit reist ihr für 149 Pfund an 4 Tagen oder 189 Pfund an 8 Tagen unbegrenzt durch ganz Schottland. Enthalten sind nicht nur Züge, sondern auch Busse, die Edinburgh Tram und die Glasgow Subway.

Darüber hinaus gibt es noch lokale Pässe wie den Central Scotland Rover und den Highland Rover. Leider sind seit April 2023 keine Fähren mehr in den Passangeboten enthalten.

Reservierungen

Reservierungspflichtige Züge gibt es in Schottland nicht. Falls gewünscht, könnt ihr auf einigen Routen optional einen Sitzplatz reservieren. Die Reservierung ist kostenlos und online beim Ticketkauf oder nachträglich telefonisch möglich (mehr Infos). Reservierte Plätze erkennt ihr an einem Papierkärtchen, das in die Rückenlehne gesteckt wird.

Bild: Innenaufnahme Zug mit Steckkärtchen an einigen Plätzen
Reservierte Plätze erkennt ihr am Kärtchen in der Rückenlehne

Interrail in Schottland

Schottland ist wie ganz Großbritannien ein wahres Paradies für Interrail. Abgesehen vom deutschsprachigen Raum ist der Pass nirgendwo so mächtig.

Zum einen liegt das an den hohen Preisen für reguläre Tickets. Die Kosten für einen kleinen Interrail-Pass (etwa 4, 5 oder 7 Reisetage in 1 Monat) habt ihr allein durch die Hin- und Rückfahrt schnell wieder raus. Außerdem müsst ihr bei der Anreise nach Schottland meist weitere Länder durchqueren, mit einem Global-Pass ist das besonders einfach.

Innerhalb Schottlands ist das Reisen mit Interrail dann extrem entspannt. Ihr könnt jeden Zug benutzen, eine Reservierungspflicht oder Zuschläge gibt es nicht. Ebenfalls praktisch: Optional reservierte Plätze erkennt ihr durch Anzeigen über den Sitzen (Züge aus England) oder die oben erwähnten Steckkärtchen (Schottland). So könnt ihr euch in Ruhe einen freien Platz aussuchen und lauft keine Gefahr, unterwegs von eurem Sitz verscheucht zu werden.

Bild: Bahnsteigsperren am Bahnhof Stirling
Bahnsteigsperren und Interrail sind keine Freunde

Ein Ärgernis gibt es aber doch: An den größeren Bahnhöfen in Schottland sind Bahnsteigsperren verbreitet. Leider erkennen die Barcode-Scanner bislang Interrail-Tickets nicht, so müsst ihr jedes Mal einen Mitarbeiter um Einlass bitten. Das ist aber kein großes Problem, Personal ist immer vor Ort und in der Regel werdet ihr einfach durchgewunken.

Neben Global-Pässen gilt in Schottland auch der One Country Pass Großbritannien. Dieser ist allerdings in der teuersten Preisstufe eingeordnet, der Preisvorteil gegenüber dem Global Pass ist gering. Wollt ihr ausschließlich in Schottland mit dem Zug fahren, sind die Passangebote von ScotRail eventuell die bessere Wahl.


Fähren und Busse

Schottlands Inseln entdeckt ihr mit Fähren und Bussen. Welche Routen es gibt und wie sie mit den Zügen verknüpft sind.

Bild: Portree auf der Insel Skye

Es heißt, man hat Schottland erst richtig gesehen, wenn man mindestens eine der malerischen Inseln entlang der Nord- und Westküste besucht hat. Zum Glück ist das nicht schwer: Dutzende Fähren pendeln regelmäßig zu den kleinen und großen Eilanden, die wichtigsten Anbieter sind CalMac Ferries (calmac.co.uk) und NorthLink Ferries (northlinkferries.co.uk).

Viele Häfen auf dem Festland haben direkten Bahnanschluss. Besonders gut mit dem Zug zu erreichen sind Mallaig, Oban, Wemyss Bay, Gourock, Ardrossan Harbour und Largs. Auf die beliebte Insel Skye könnt ihr sogar direkt mit dem Bus fahren.

Busse überbrücken auch Lücken im Bahnnetz in den Highlands. Eine gute Übersicht sämtlicher Verbindungen mit Zug, Fähre und Bus in Schottland bietet die Website travelinescotland.com.

Achtung: Je nach Wetter und Tide kommt es oft zu kurzfristigen Änderungen in den Fahrplänen von CalMac Ferries. Alle Updates gibt es auf calmac.co.uk sowie auf Twitter (@CalMac_Updates).

Innere und Äußere Hebriden

Die Inselgruppe der Hebriden liegt vor der Nordwestküste Schottlands. Die Inneren Hebriden rund um die Inseln Mull und Skye sind über die Häfen Oban und Mallaig angebunden. Beide haben einen Bahnhof in fußläufiger Entfernung zu den Fähren. Nach Skye fahren außerdem Busse via Kyle of Lochalsh.

Nach Ullapool, dem Tor zu den Äußeren Hebriden mit der größten schottischen Insel Lewis and Harris und zudem selbst ein attraktiver Küstenort, geht es mit dem Bus ab Inverness.

⛴️ Oban – Craignure (Isle of Mull)

CalMac Ferries, Fahrzeit 50 Minuten

⛴️ Mallaig – Armadale (Isle of Skye)
CalMac Ferries, Fahrzeit 45 Minuten

⛴️ Ullapool – Stornoway (Lewis and Harris)
CalMac Ferries, Fahrzeit 2,5 Stunden

Bild: Eine CalMac Fähre in Mallaig
CalMac Ferries betreibt Fähren auf die Inneren und Äußeren Hebriden
Bild: Blick auf das Heck der Fähre, im Hintergrund Felsen
Unterwegs mit der Fähre von Mallaig nach Armadale
Bild: Frühlingshafte Szenerie mit Gras und Wasser
Angekommen in Armadale auf der Insel Skye, von hier geht es mit dem Bus weiter

Inseln im Firth of Clyde

Nicht so bekannt, aber nicht weniger sehenswert sind die Inseln im Firth of Clyde, welcher unmittelbar der Stadt Glasgow vorgelagert ist. Hervorragende Verbindungen mit Zug und Fähre gibt via Ardrossan auf die Insel Arran und via Wemyss Bay auf die Insel Bute.

⛴️ Ardrossan – Brodick (Isle of Arran)

CalMac Ferries, Fahrzeit 55 Minuten

⛴️ Wemyss Bay – Rothesay (Isle of Bute)
CalMac Ferries, Fahrzeit 35 Minuten

Orkney und Shetlandinseln

Wenn ihr es etwas rauer mögt, sind Orkney und die Shetlandinseln etwas für euch. Diese liegen vor der nordöstlichen Spitze Schottlands am Übergang zwischen Nordsee und Nordatlantik. Nach Stromness auf der Hauptinsel von Orkney geht es von Scrabster, etwa 2 Kilometer vom Bahnhof Thurso an der Far North Line entfernt.

Noch weiter raus aufs offene Meer führt euch die Fahrt auf die Shetlandinseln mit der Nachtfähre von Aberdeen. An einigen Tagen macht die Fähre in Kirkwall auf Orkney Zwischenstation. Das Fährterminal in Aberdeen liegt fußläufig vom Bahnhof.

⛴️ Scrabster – Stromness (Orkney)
NorthLink Ferries, Fahrzeit 1,5 Stunden

⛴️ Aberdeen – Lerwick (Shetland)
NorthLink Ferries, Fahrzeit 12,5–14,5 Stunden

Busse in den Highlands

Aufgrund der Topografie verlaufen die Bahnstrecken in den Highlands zumeist von Nord nach Süd, Querverbindungen sind dagegen rar. Abhilfe schaffen hier Überlandbusse, der wichtigste Anbieter ist Scottish Citylink (citylink.co.uk). Folgende Busrouten sind besonders gut mit Zügen und Fähren verknüpft.

🚌 Inverness – Ullapool
Fahrzeit 1,5 Stunden, 2 Fahrten täglich

🚌 Inverness – Fort William
Fahrzeit 2 Stunden, 3–5 Fahrten täglich

🚌 Inverness – Kyle of Lochalsh – Isle of Skye
Fahrzeit 3,5 Stunden, 2 Fahrten täglich

🚌 Fort William – Kyle of Lochalsh – Isle of Skye
Fahrzeit 3,5 Stunden, 2 Fahrten täglich

🚌 Fort William – Oban
Fahrzeit 1,5 Stunden, 2 Fahrten Mo–Sa

Bild: Ein Bus von Citylink in Portree auf der Insel Skye
Scottish Citylink ist der wichtigste Anbieter von Überlandbussen in Schottland

Bonus: Glasgow Subway

Zum Schluss noch ein kleines Schmankerl. Wenn ihr in Glasgow seid, müsst ihr unbedingt mit der niedlichen U-Bahn fahren. Die Glasgow Subway ist neben London Underground eine von überhaupt nur zwei vollwertigen U-Bahnen in Großbritannien. Es gibt lediglich eine 10,5 km lange Ringlinie mit 15 Stationen, die vom River Clyde (gedanklich) in zwei Halbkreise zerlegt wird.

Die Ringlinie könnt ihr wahlweise im Uhrzeigersinn (Outer Circle) oder gegen den Uhrzeigersinn (Inner Circle) befahren. Ein einfaches Ticket kostet 1,75 Pfund, damit könnt ihr so lange unter der Stadt kreiseln, wie ihr möchtet.

Hier ein paar Eindrücke von der Fahrt.

Schienengebundenen Nahverkehr gibt es mit der Straßenbahn Edinburgh Trams seit 2014 übrigens auch wieder in Edinburgh. Aktuell gibt es allerdings nur eine Strecke zum Flughafen, im Laufe dieses Jahres soll aber eine zweite Strecke nach Leith und Newhaven in Betrieb gehen.


Fazit

Tolle Bahnstrecken, komfortable Züge und ganz viel Bahnhofsliebe: Schottland ist ein großartiges Land, um es mit dem Zug zu entdecken. Das fängt schon bei der Anreise an. Die geht erstaunlich schnell und einfach, von vielen Orten in Europa erreicht ihr Schottland mit dem Zug bequem an einem Tag.

Bild: Zug von ScotRail im Bahnhof Glasgow Queen Street
Schottland mit dem Zug: Einfach einstiegen und losfahren

In Schottland selbst ist das Tempo gemütlich. Und doch ist vor dem Fenster ist immer was los – ob Berge oder Klippen, Schafe oder Schlösser. Packt euren Rucksack, nehmt euch ein oder zwei Wochen Zeit, und ihr werdet mit tollen Eindrücken belohnt. Und nicht vergessen: Unbedingt eine Insel besuchen und einen Berg besteigen.

Besonders viel Spaß macht Schottland mit Interrail. Damit könnt ihr nicht nur viel Geld sparen, ihr seid auch extrem flexibel unterwegs. Einfach einsteigen und losfahren, das ist Interrailen wie es sein soll. Na ja, jedenfalls nachdem ihr die Bahnsteigsperren hinter euch gelassen habt.


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