Und plötzlich steht er vor der Tür: der Herbst. Gehört ihr auch zu denen, die sich ärgern, weil der Sommer mal wieder viel zu kurz war? Weil die Reisepläne nicht so ganz aufgegangen sind? Und die vielleicht sogar in ein kleines Stimmungstief rutschen?
Hier kommt die gute Nachricht: Der Herbst kann wunderschön sein. Und für Zugreisen ist er sogar die perfekte Zeit! Es ist nicht mehr so voll, die Temperaturen sind ideal für Sightseeing oder Wanderungen, und die Natur zeigt sich in ihren schönsten Farben. Was gibt es Besseres, als mit einem Buch und einem Heißgetränk im Zug zu sitzen und durch die bunt gefärbte Landschaft zu rauschen?
Ganz besonders liebe ich ja die Zeit genau jetzt. Wenn sich Sommer und Herbst die Hand geben, wenn die Farben am Himmel kräftiger werden und diese besondere Energie in der Luft liegt. Ja, ich bin ein echtes Septemberkind (die Gerüchte, dass ich in diesen Tagen Geburtstag habe, sind tatsächlich wahr 🙂).
Um euch ein bisschen mit meiner Herbstliebe anzustecken, kommen hier drei Zugreise-Tipps, die natürlich nicht nur, aber ganz besonders im Herbst ihren Reiz haben. Von Deutschland, Österreich und der Schweiz aus lassen sich die Reisen bequem an einem verlängerten Wochenende oder in einer Woche unternehmen – perfekt für die Herbstferien oder eine kleine Auszeit zwischendurch.
1. Tschechien: Böhmische Bäder
Direkt an der deutschen Grenze liegen die drei tschechischen Kurorte Karlsbad (Karlovy Vary), Franzensbad (Františkovy Lázně) und Marienbad (Mariánské Lázně). Gemeinsam bilden sie das Westböhmische Bäderdreieck, das seit 2021 zum UNESCO-Welterbe zählt. Eingebettet in die Höhenzüge des Erzgebirges und des Kaiserwaldes, versprühen die Heilbäder noch immer den Glanz und Charme vergangener Zeiten.
Wie es sich für Tschechien gehört, haben alle drei Bäder einen Bahnanschluss und werden regelmäßig von Regional- und Schnellzügen bedient. So lässt sich nicht nur bequem mit dem Zug anreisen, sondern auch mühelos zwischen den Kurorten pendeln. Ein besonderes Highlight ist die Zugfahrt vom sächsischen Johanngeorgenstadt nach Karlsbad. Aufgrund ihrer anspruchsvollen Trassierung wird diese Strecke auch als erzgebirgischer Semmering bezeichnet.
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Die drei Kurbäder im Kreis Karlovy Vary liegen nicht im vom Hochwasser betroffenen Teil Tschechiens.
So wird’s gemacht:
Ein idealer Ausgangspunkt für die Erkundung der Region ist der westböhmische Bahnknoten Cheb, der über Marktredwitz mit Nürnberg verbunden ist. Neben Karlsbad ist auch Franzensbad (ab Hof und Zwickau) direkt aus Deutschland erreichbar.
Tickets:
Ein Tipp für kostengünstige Fahrten zwischen Sachsen, Thüringen, Bayern und Westböhmen ist das EgroNet-Ticket, das in Zügen, Bussen und Straßenbahnen gilt.
Das kleine, aber äußerst vielfältige Slowenien lässt sich hervorragend mit dem Zug erkunden. Besonders gilt das im Herbst, wenn beliebte Ziele wie der Bleder See und die Höhlen von Postojna weniger überlaufen sind. Auch zum Wandern ist es die ideale Jahreszeit – ob in den Julischen Alpen, wo der Triglav, Sloweniens höchster Berg, über dem gleichnamigen Nationalpark thront, oder den Weinbergen rund um Maribor. Und: An der kleinen, aber feinen Slowenischen Riviera mit den Küstenorten Koper und Piran könnt ihr echte Adrialuft schnuppern.
Triebwagen, die durch die Landschaft zuckeln, und urige Bahnhofsgaststätten – Zugreisen in Slowenien hat einen besonderen Charme, der eher an Tschechien und die Slowakei erinnert als an Südosteuropa. Fast alle Strecken sind landschaftlich reizvoll. Besonders schön ist die Wocheinerbahn von Jesenice nach Sežana entlang der türkisblauen Soča sowie die Strecke von Ljubljana nach Villa Opicina, ein Teil der historischen österreichischen Südbahn nach Triest.
So wird’s gemacht:
Bequem nach Jesenice und Ljubljana geht es täglich mit dem kroatischen Nachtzug ab Stuttgart, München oder Zürich. Ein echter Hochgenuss ist die Fahrt im Eurocity „Emona“ von Wien: Der Zug fährt nicht nur über den malerischen Semmering, sondern führt auch einen slowenischen Speisewagen. Ein Geheimtipp ist die Nebenbahn von Bleiburg in Kärnten nach Maribor. Wunderschön!
Tickets:
Tickets für die Nachtzüge und den Eurocity gibt es über die ÖBB. Innerhalb Sloweniens ist Bahnfahren recht günstig, Interrail lohnt sich hier in der Regel eher nicht.
3. Italien: Sizilien im Schlaf
Um auch im Herbst noch etwas Sommer-Feeling zu erleben, müsst ihr nicht in die Südsee reisen. Mein Tipp ist Sizilien! An den Küsten der größten Insel Italiens herrschen selbst im November oft noch Badetemperaturen. Sollte das Wetter einmal nicht mitspielen, bieten Städte wie das quirlige Palermo oder Syrakus mit seinen antiken Ruinen reichlich Geschichte und Kultur. Und dann ist da natürlich noch der Ätna: Europas höchster aktiver Vulkan lässt sich wunderbar mit der Schmalspurbahn Ferrovia Circumetnea erkunden.
Das Beste aber ist: Eine Reise nach Sizilien ist verblüffend einfach und preiswert – mit dem Nachtzug. Jeden Abend fahren Nachtzüge der italienischen Bahn aus Mailand und Rom auf die Insel, wobei sich Mailand besonders für Reisende aus dem deutschsprachigen Raum eignet. Am Ende der Fahrt wird der gesamte Zug auf eine Fähre verladen und nach Sizilien gebracht. Ein einmaliges Erlebnis!
So wird’s gemacht:
Von Frankfurt aus bringt euch seit diesem Monat wieder der Eurocity über Zürich direkt nach Mailand (siehe Kurzstrecke unten). Der Nachtzug nach Sizilien startet dort gegen 20 Uhr und führt zwei Zugteile nach Syrakus und Palermo mit komfortablen Liege- und Schlafwagen.
Tickets:
Die Fahrt im Liegewagen gibt es bei der Trenitalia bereits für 70 €, ein Einzelabteil im Schlafwagen kostet ab 140 €. Je nach Länge eurer Anreise nach Mailand kann sich ein Interrail-Pass mit 4 Reisetagen (für Erwachsene: 283 €, 2. Klasse) durchaus lohnen.
Das waren meine drei herbstlichen Tipps. War etwas für euch dabei? Und was sind eure Lieblingsstrecken im Herbst? Schreibt mir gerne einen Kommentar oder antwortet auf diese E-Mail!
In der Kurzstrecke unten findet ihr gute Nachrichten zur Zugverbindung zwischen Brüssel und Paris sowie für Interrail-Reisende im Baltikum. Außerdem: Fahrt frei für die neue Rubrik Schienenmoment, in der ihr künftig eure schönsten Augenblicke von unterwegs teilen könnt.
Habt einen schönen Start in den Herbst!
– Sebastian
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