Wenn wir an Zugreisen denken, haben wir oft die großen Magistralen im Kopf – Hauptstrecken, die Metropolen verbinden, auf denen Züge mit Tempo durch die Landschaft donnern. Manchmal so schnell, dass man kaum etwas von der Umgebung mitbekommt.
Doch es lohnt sich, auch abseits dieser Rennstrecken auf Entdeckungstour zu gehen. Auf Schienensträngen, die ihre Bedeutung über die Zeit verloren haben. Die sich harmonisch in die Landschaft schmiegen, statt sie zu zerschneiden. Warum nicht mal wieder durch romantische Flusstäler zuckeln statt über die Schnellfahrstrecke zu rasen? Oder die zerklüftete Küstenlinie entlangfahren statt die Abkürzung durch die Tunnelstrecke zu nehmen?
Ja, es braucht etwas mehr Zeit, um auf solch verschlungenen Pfaden unterwegs zu sein. Aber es lohnt sich. Je kurviger eine Strecke, desto älter ist sie – und desto mehr Geschichten hat sie zu erzählen.
Eine dieser Strecken entdeckte ich vor einigen Jahren im Dreiländereck von Deutschland, Polen und Tschechien: die Zackenbahn. Abseits der Hauptachsen schlängelt sie sich die steilen Hänge des Riesengebirges hinauf. Die Fahrt ist nicht nur wunderschön, sondern auch ein Trip in die europäische Geschichte. Wusstet ihr, dass die Zackenbahn einst eine der ersten elektrifizierten Bahnstrecken Deutschlands war – obwohl sie heute vollständig in Polen und Tschechien verläuft?
Besonders reizvoll: Einmal am Tag kann man die Zackenbahn im Nachtzug hinauffahren. Das habe ich im Frühwinter erlebt – in einem alten polnischen Schlafwagen, das Fenster weit geöffnet:
Es quietscht, als der Zug sich in die nächste Kurve legt. Kehre für Kehre zieht uns die Lok aus dem Tal hinaus. Mit jedem Meter, den wir an Höhe gewinnen, brechen mehr Sonnenstrahlen durch den Nebel und blitzen ins Abteil hinein. In den Wiesen glitzert Raureif, weiter oben, in den Gipfeln, liegt schon der erste Schnee. Ein herrlicher Dezembermorgen.
Mehr Eindrücke der Fahrt Richtung Liberec und die Geschichte dieser faszinierenden Gebirgsbahn habe ich in einem Streckenporträt verwoben, das ihr hier lesen könnt.
Zu einer guten Zugreise gehört nicht nur eine spannende Strecke, sondern auch gutes Essen. Umso besser, wenn es am Zug einen Speisewagen gibt! Wo in Europas rollenden Restaurants noch frisch gekocht wird und wie sich das gastronomische Angebot im Laufe der Zeit verändert hat – darüber habe ich im Podcast „Langsamfahrt“ mit Gregor Börner gesprochen.
Ich bin absolut überwältigt vom Feedback auf die Umfrage zur Zugpost, die ich letzte Woche gestartet habe. Über 1.300 von euch haben bereits teilgenommen – eure Rückmeldungen sind unglaublich wertvoll für mich!
Die Umfrage läuft noch ein paar Tage. Falls ihr noch nicht abgestimmt habt, könnt ihr das hier tun:
Damit leider zu einer schlechten Nachricht, die mich gerade erreicht hat: Die beliebte Nachtzugverbindung von Stuttgart und München nach Rijeka wird eingestellt. Warum das so ist und welche Alternativen es gibt, erfahrt ihr in der Kurzstrecke. Außerdem im Mitgliederbereich: ein besonderer Schienenmoment aus Rumänien.
Habt ein schönes Wochenende!
– Sebastian
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