Hallo Zugfans 👋
Oft werde ich gefragt: Sag mal, was war eigentlich deine größte Panne beim Zugreisen? Spontan fällt mir meistens nichts ein. Vielleicht hatte ich bisher einfach Glück. Oder ich bin Meister im Verdrängen.
Doch wenn ich länger nachdenke, kommt mir immer wieder eine Fahrt in den Sinn: Wie mich ein Lokschaden in der schwedischen Provinz stranden ließ – nur um dann, Stunden später, in meinem eigenen Schlafwagen durch Eis und Schnee zu brettern. Diese Geschichte habe ich euch vor ein paar Tagen erzählt, und euer tolles Feedback hat mich riesig gefreut. Danke dafür! 🙌

Die kleine Reise zurück in die Erinnerung brachte mich zum Nachdenken über Pannen beim Zugreisen. Damit meine ich nicht kleine Verzögerungen, sondern die Momente, in denen gar nichts mehr nach Plan läuft – stundenlange Verspätungen, Zugausfälle, ungeplante Übernachtungen.
Erstmal: Pannen passieren. Selbst die beste Bahn der Welt ist nicht vor Wetterkapriolen, technischen Defekten oder Eingriffen von außen gefeit. Entscheidend ist: Was passiert und wann, liegt nicht in unserer Hand. Reisen mit dem Zug bedeutet auch, ein Stück Kontrolle abzugeben – und das kann mitunter herausfordernd sein.
Doch es gibt zwei Dinge, die sehr wohl in unserer Hand liegen:
- Eine clevere Planung – sie verhindert, dass eine Panne zu einer Kettenreaktion führt und womöglich die ganze Reise ins Wanken bringt
- Wie wir mit der Panne umgehen – ob wir uns schrecklich aufregen oder Ruhe behalten und das Beste aus der Situation machen, ist durchaus eine bewusste Entscheidung
1. Die Planung

Eine perfekte Reiseplanung gibt es nicht. Aber mit ein paar einfachen Tricks lassen sich die schlimmsten Pannen vermeiden – oder zumindest ihre Auswirkungen abschwächen.
- Genügend Puffer einplanen. Je wichtiger es ist, einen bestimmten Zug zu erwischen – weil es nur wenige Verbindungen pro Tag gibt oder ihr eine Platzreservierung habt – desto großzügiger sollte der Zeitpuffer sein. Besonders bei Nachtzügen: Verpasse ich die Abfahrt, muss ich mindestens einen Tag warten, bei nicht täglich verkehrenden Verbindungen sogar länger. Gibt es dagegen einen dichten Takt, wo jede Stunde oder häufiger ein Zug fährt, kann man auch mal einen knappen Umstieg riskieren.
- Früh losfahren. Ich muss abends einen bestimmten Ort erreichen, weil ich ein Konzert besuchen möchte oder ein Hotel gebucht habe? Dann ist es keine gute Idee, auf den letzten Zug des Tages zu setzen. Verpasse ich unterwegs einen Anschluss, erreiche ich mein Ziel nicht mehr, und bleibe womöglich auf den Kosten sitzen. Der frühe Vogel reist hier entspannter.
Und wenn doch mal was schiefgeht?
- Alternativen parat haben. Es ist immer gut, einen Plan B in der Tasche zu haben. Gibt es vielleicht eine Alternativroute, wenn die Neubaustrecke gesperrt ist? Kann ich statt über X zu fahren vielleicht auch in Y umsteigen? Es hilft, sich bereits bei der Buchung grob zu orientieren. Tipp: Ein analoges Hilfsmittel im Gepäck kann zum Retter werden – zum Beispiel eine Karte oder ein Kursbuch, die auch ohne Internet funktionieren.
- Fahrgastrechte kennen. Die Fahrgastrechte im Falle von Zugausfällen und Verspätungen sind EU-weit geregelt. Bei Verspätung am Zielbahnhof von über einer Stunde gibt es eine Erstattung. Strandet ihr unterwegs und eine Weiterreise ist nicht möglich, muss die Bahn eine Übernachtung in einem Hotel bezahlen. Wichtig ist hierbei, eine durchgängige Fahrkarte zu haben oder, falls die Reisekette mehrere Fahrkarten umfasst, dass diese in einem Buchungsvorgang gekauft wurden. Auch Interrail-Tickets sind von den Fahrgastrechten gedeckt.
2. Wie wir reagieren

Damit kommen wir zum zweiten Punkt – und der liegt mir besonders am Herzen. Ist die Panne erst einmal passiert, lässt sie sich nicht mehr rückgängig machen. Nun sind wir am Zug: Unsere Reaktion entscheidet, ob ein katastrophaler Tag doch noch versöhnlich endet.
- Ruhe bewahren. Ich kann mich an keine Situation erinnern, die sich durch Panik verbessert hat. Also: erst mal durchatmen. In den meisten Fällen habt ihr nun ein wenig Zeit. Dann in Ruhe die Möglichkeiten sondieren: Welche Alternativen gibt es? Was kann ich tun? Versucht, Ärger oder Enttäuschung in konstruktive Energie umzuwandeln. Oh, und eines hilft garantiert nicht: sofort das Handy zücken und den Frust in den sozialen Netzwerken abladen.
- Das Beste draus machen. Okay, trotz aller Vorbereitung werdet ihr euer Ziel nicht mehr erreichen. Ihr müsst eure Reise abbrechen oder ungeplant übernachten. In solchen Momenten hilft nur eins: Akzeptanz. Regt euch nicht über etwas auf, das ihr nicht ändern könnt. Vielleicht gibt es in dem Ort, in dem ihr feststeckt, ja etwas Schönes zu entdecken? Vielleicht ist das Hotel, das euch die Bahn stellt, sogar besser als das gebuchte? Wer das Positive sieht, reist entspannter.
Das bringt mich zurück zu meiner Geschichte im Schlafwagen. Ich hätte mich damals schrecklich aufregen können. Acht Stunden Verspätung! Stattdessen habe ich mich entschieden, das Ganze gelassen und mit einer Spur Humor zu nehmen. Am Ende habe ich gewonnen: ein Reiseerlebnis, das ich nicht missen möchte.
Für mich war das eine Lektion. Immer wenn Ärger oder Frust in mir aufsteigen, versuche ich mich daran zu erinnern. Ob wir uns von negativen Emotionen überwältigen lassen oder ihnen bewusst entgegentreten – es ist eine Entscheidung.
Reisen ist eine Schule fürs Leben. Dazu gehört auch, Situationen zu meistern, die nicht nach Plan laufen. Ich wünsche euch natürlich, dass auf euren Reisen immer alles glattgeht.
Und wenn nicht, dann wünsche ich euch: Gelassenheit.
Wie geht ihr mit Pannen beim Zugreisen um? Habt ihr auch schon mal etwas erlebt, was nicht nach Plan lief – und am Ende vielleicht sogar ein besonderes Erlebnis wurde? Schreibt mir gerne einen Kommentar!
Damit wünsche ich euch einen schönen Restsonntag. Und allen, die die Bundestagswahl verfolgen: Ein bisschen Gelassenheit kann wahrscheinlich auch hier nicht schaden 🙂
– Sebastian
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Kurzstrecke 💬
Was gibt es Neues auf Europas Gleisen? Worüber spricht die Zugreise-Community? Das Wichtigste in der Kurzstrecke!
Erfolgreicher Start für ICE Berlin–Paris
Der neue Direktzug zwischen Berlin und Paris kommt gut an: Wie die Rheinpfalz berichtet, liegt die Auslastung oft bei 90 Prozent. Viele Reisende nutzen die Verbindung, die etwa acht Stunden dauert, über die gesamte Strecke. Im Frühjahr wird die Direktverbindung jedoch vorübergehend unterbrochen: Wegen Bauarbeiten starten die Züge vom 18. April bis 1. Mai 2025 erst in Frankfurt am Main.
Durchs Baltikum in zwei Zügen
Die neue Zugverbindung von Vilnius nach Tallinn wurde weiter verbessert: Seit dem 10. Februar entfällt der Umstieg in Riga, der litauische Zug fährt nun direkt bis Valga an der estnisch-lettischen Grenze. Dort bleibt nur ein kurzer Wechsel in den estnischen Anschlusszug nach Tallinn. Die Gesamtfahrzeit beträgt 10,5 Stunden. Ebenfalls neu: Die litauische Bahn verkauft nun durchgängige Tickets von Vilnius nach Tallinn für 39 € in der 2. Klasse.
Eurostar Amsterdam–London zurück
Eurostar fährt wieder direkt von Amsterdam nach London. Die Verbindung war wegen Umbauarbeiten am Terminal in Amsterdam seit Juni 2024 unterbrochen. Mit dem Neustart am 10. Februar wuchs auch die Kapazität: Statt bisher 250 können nun 450 Passagiere pro Zug von Amsterdam nach London reisen, im Frühjahr soll die Zahl auf 650 steigen. Bis 2026 soll zudem die Zahl der täglichen Verbindungen von derzeit drei auf fünf ausgeweitet werden.
Kein Direktzug nach Trondheim?
Die Pläne für eine direkte Zugverbindung zwischen Stockholm und Trondheim liegen vorerst auf Eis. Schwedens Regierung will die benötigten Subventionen von knapp 2 Millionen Euro nicht bereitstellen. Derzeit wird die Bahnstrecke von Storlien an der schwedisch-norwegischen Grenze nach Trondheim elektrifiziert. Nach Fertigstellung der Arbeiten wären durchgehende Züge aus Stockholm möglich. Geplant waren zwei Tagesverbindungen sowie ein Nachtzug.
Handyempfang in Zügen verbessert
Die Deutsche Bahn verbessert den Mobilfunk in ihren Zügen. Möglich wird das durch eine Änderung beim Zugfunk GSM-R, der nun nicht mehr mit den von der Allgemeinheit genutzten LTE-Frequenzen konkurriert. Rund 10.000 Fahrzeuge wurden dafür umgerüstet. Da eine Störung des sicherheitsrelevanten Zugfunks nun ausgeschlossen ist, können die Mobilfunkanbieter ihre Sendeleistung entlang der Bahnstrecken erhöhen. Zudem sollen neue Fenster mit besserer Signal-Durchlässigkeit den Empfang künftig weiter optimieren.
Schienenmoment 🚞
Fotos, Geschichten, Augenblicke – eure schönsten Eindrücke von unterwegs.

Auf einen Trip zurück ins Jahr 1998 nimmt uns Michael aus Wien. Damals gab es in Griechenland noch regen Zugverkehr auf der Halbinsel Peloponnes – mit der meterspurigen Peloponnes-Bahn:
Mit meiner Partnerin fuhr ich per Fähre von Venedig nach Patras und weiter mit Bahn und Bus auf den Spuren früherer Peloponnes-Urlaube. Schon in den 80ern hatte ich eine günstige Möglichkeit entdeckt, dem Wiener Winter zu entfliehen: Mit dem „Gastarbeiterbus“ nach Maribor und per Zug bis an die griechische Grenze.
Beim ersten Mal ging es zu Fuß über die Grenze, dann mit einem griechischen Inlandsticket im selben Zug weiter nach Athen – und schließlich mit der Peloponnes-Bahn bis Kalamata. Als ich 2023 wieder dort war, sah ich leider nur noch grasüberwachsene Gleise.
Bis auf zwei Abschnitte ruht der Betrieb auf der Peloponnes seit 2011. Lieber Michael, vielen Dank für diese schönen Eindrücke!
Ende der Linie 🚉
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