Willkommen, Estland und Lettland!
Seit 1. Januar 2020 hat die Interrail-Familie zwei neue Mitglieder: Estland und Lettland. Dort warten mit Tallinn und Riga nicht nur spannende Städte, sondern auch faszinierende Landschaften wie die Sümpfe von Soomaa oder der lettische Gauja-Nationalpark. Und weil Litauen bereits seit 2019 an Bord ist, lässt sich nun erstmals das gesamte Baltikum mit Interrail durchqueren.
Aber lohnt sich das überhaupt?
Dagegen spricht das insgesamt dünne Bahnnetz in den baltischen Staaten. Für die Menschen in Estland, Lettland und Litauen ist darum der Bus nach wie vor das Verkehrsmittel der Wahl. Außerdem sind reguläre Fahrkarten oft ziemlich günstig. Die Zugfahrt von Tallinn nach Riga mit Umstieg in Valga kostet zum Beispiel kaum mehr als 20 Euro.
Und dennoch ist es eine gute Nachricht, dass das Baltikum jetzt komplett zu Interrail gehört. Eine Umrundung der Ostsee wird damit nämlich zum Kinderspiel.
Nach einer Interrail-Reise durch Skandinavien noch etwas Zeit und ein paar Reisetage frei? Dann könntet ihr zum Beispiel in diesen fünf Etappen über das Baltikum und Polen nach Deutschland zurückfahren:
- Fähre Stockholm/Helsinki – Tallinn
- Zugfahrt Tallinn – Valga – Riga
- Zugfahrt Riga – Daugavpils – Vilnius
(nur am Wochenende) - Zugfahrt Vilnius – Kaunas – Białystok – Warschau
(nur Montag, Samstag und Sonntag) - Zugfahrt Warschau – Berlin
Aus 3 mach 4: Änderungen beim günstigsten Global Pass
Erst im vergangenen Jahr war es eingeführt worden, jetzt ist es schon wieder Geschichte: das Interrail-Ticket für Kurzreisen mit 3 Reisetagen in 1 Monat. Stattdessen neu im Angebot ist ein Gobal Pass mit 4 Reisetagen in 1 Monat für 246 Euro in der 2. Klasse (Jugendliche bis 27 Jahre: 185 Euro, Senioren: 221 Euro).
Über die Gründe darf spekuliert werden. Das Angebot war vielleicht einfach zu gut: Mit dem 3-Tages-Pass ließ sich zum Beispiel eine Fahrt von Deutschland nach Stockholm und zurück oft günstiger realisieren als mit einer normalen Fahrkarte – und das bei voller Flexibilität. Gut möglich, dass manche Bahn damit ein Problem hatte.
Wichtiger Hinweis: Das neue Angebot mit 4 Reisetagen ist in Deutschland nicht am Fahrkartenschalter erhältlich, sondern lediglich über die Interrail-Website. In Österreich und der Schweiz hingegen gibt es den Einstiegs-Pass auch ganz klassisch am Bahnhof.
Klarheit in Sachen Interrail und Nachtzug
Bis Ende 2018 galt bei der Benutzung von Nachtzügen die sogenannte 19-Uhr-Regel. Verließ ein Nachtzug seinen Abfahrtbahnhof nach 19:00 Uhr, brauchte man nur den Folgetag als Reisetag in den Flexi-Pass (zum Beispiel 7 Tage in 1 Monat) eintragen. Fuhr der Zug hingegen vor 19 Uhr ab, waren zwei Reisetage fällig.
Zum vergangenen Jahr wurde diese Regel gestrichen. Interrail verkündete stattdessen: nur der Abfahrtstag müsse künftig in den Pass eigentragen werden – egal wann der Nachtzug losfährt oder sein Ziel erreicht.
Ganz einfach, oder?
Nicht ganz. Denn kurzerhand erklärte man 2019 zum Übergangsjahr, in dem beide Regeln parallel galten. Das sorgte für Verwirrung – nicht nur bei den Reisenden, sondern auch bei so manchem Zugbegleiter.
Seit dem 1. Januar 2020 herrscht nun endlich Klarheit in Sachen Nachtzug und Interrail: Wer mit einem Nachtzug fährt, musst genau einen Reisetag in seinen Interrail-Pass eintragen: das Abfahrtsdatum. Ohne Ausnahme. Wirklich.
Hamburg – Luleå
Morgens „Moin Moin“, abends Mitternachtssonne. Der Nachtzug von Stockholm macht’s möglich.
Innsbruck – Bukarest
Von Tirol nach Rumänien in 24 Stunden. Mit dem Railjet der ÖBB und dem Nachtzug „Dacia“ kein Problem.
Basel – Sizilien
Über die Alpen und durch Italien. Und am Ende wartet eine Fähre, die den Nachtzug nach Sizilien bringt.
Interrail Premium Pass Italien und Spanien abgeschafft
Der größte Feind von Interrail ist die Reservierungspflicht, wie sie vor allem in Ländern des südlichen Europas praktiziert wird. Interrail versuchte das ein Stück weit abzufedern durch Einführung des Premium Pass. Dieser war etwas teuerer als der reguläre Pass, beinhaltete aber bereits eine Zahl von Sitzplatzreservierungen. Premium Pässe gab es bislang für Spanien und Italien.
Zum 1. Januar 2020 wurde die Premium Pässe kommentarlos abgeschafft. Möglicherweise war die Nachfrage nach dem Premium-Angebot zu gering. Schließlich musste jede Reservierung immer noch telefonisch oder am Bahnhof vor Ort organisiert werden.
DiscoverEU geht in die nächste Runde
Auch 2020 verschenkt die Europäische Union wieder Interrail-Tickets. Im Rahmen der Initiative DiscoverEU wurden seit Juni 2018 bereits knapp 70.000 Interrail-Tickets an Jugendliche verlost. Wegen durchweg positiver Rückmeldungen geht DiscoverEU nun in die nächste Runde, diesmal unter dem Motto „Sustainable Green Europe“. Im Vergleich zu 2019 wird das Budget noch einmal von 16 auf 25 Millionen Euro erhöht.
Die nächste Bewerbungsrunde, dann für Reisen im Herbst 2020, startet voraussichtlich im Frühjahr. Die genauen Termine werden noch bekanntgegeben. An der Verlosung teilnehmen können alle Bürger der EU, die zum Zeitpunkt der Bewerbung 18 Jahre alt sind.
Interrail wird günstiger für Jugendliche
Zum Schluss noch eine gute Nachricht für alle bis einschließlich 27 Jahre: Heimlich, still und leise hat Interrail die Preise gesenkt, und zwar für alle Global Pässe und One Country Pässe in der Kategorie „Jugendliche“. Mit 2 bis 3 Prozent ist die Preissenkung zwar nur moderat, der ein oder andere Euro lässt sich gerade bei einem langlaufenden Global Pass aber durchaus sparen.
In den anderen Altersklassen (Erwachsene ab 28 Jahren, Senioren ab 60 Jahren) bleiben die dagegen Preise stabil. Auch für Kinder ändert sich nichts – diese fahren auch weiterhin bis einschließlich 11 Jahre in Begleitung eines Erwachsenen kostenlos mit.
Dieser Artikel erschien im Januar 2020 auf dem Blog „Train Tracks“ und ist bei der Zugpost archiviert.
Mitgliederdiskussion