Nachtzüge 2019: Was bringt der neue Fahrplan?

Niedergang vorerst gestoppt: Der neue Fahrplan 2019 enthält einige positive Überraschungen für den Nachtzug. Die Zugpost hat alle Neuerungen im großen Überblick.

Nachtzüge 2019: Was bringt der neue Fahrplan?

Alle Jahre wieder bringt der Fahrplanwechsel Veränderungen für die Nachtzüge in Europa. So ist es auch am 9. Dezember 2018, wenn der neue Jahresfahrplan in Kraft tritt. Doch nach dem Komplett-Ausstieg der Deutschen Bahn vor zwei Jahren und dem Streichkonzert vor einem Jahr enthält der Fahrplan für 2019 einige Lichtblicke in Sachen Nachtzug.

Am hellsten strahlt die Rückkehr des Nachtzugs von Berlin nach Wien. Hier übernehmen die ÖBB mit dem Nightjet das Kommando. Durch Kurswagen entstehen zudem direkte Verbindungen nach Budapest, Krakau und Przemyśl. Einen regelrechten Boom erlebt der Nachtzug derzeit auch in Schweden und der Ukraine. Dem gegenüber steht die Einstellung einiger Kurswagen-Verbindungen im östlichen Europa. Nicht bestätigt haben sich Gerüchte um das Ende des Nachtzugs „Lisinski“ von München nach Zagreb.

Diese und viele weitere Nachrichten zum Nachtzug 2019 findet ihr nach Ländern sortiert in der folgenden Übersicht.

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Bitte beachten: Der Artikel stellt die Situation im Fahrplan 2019 dar und ist nicht mehr aktuell.

Österreich

Die Österreichischen Bundesbahnen ÖBB bieten ab Dezember 2018 einen Nachtzug von Berlin nach Wien an (Nightjet 457/456). Damit schließt sich die Lücke, die das überraschende Aus des legendären Nachtzugs „Metropol“ im Vorjahr gerissen hatte. Größte Neuerung: Statt über Dresden und Prag fährt der Nightjet über Wrocław (Breslau) in Polen. Was auf den ersten Blick wie ein Umweg erscheint, ist tatsächlich nur um wenige Kilometer länger.

Zum Jubeln brachte Nachtzug-Fans auch diese Nachricht: Ab Berlin führt der Nightjet außerdem Kurswagen nach Budapest (siehe Ungarn), sowie nach Krakau und Przemyśl (siehe Polen). Damit ist nicht nur der alte Zustand von 2017 wieder hergestellt, sondern es ergeben sich auch ganz neue Verbindungen zwischen Deutschland, Polen und der Ukraine.

Tschechien

Der direkte Schlafwagen Wien-Prag der tschechischen Bahn wird zum Fahrplanwechsel eingestellt. Als Alternative gibt es elf Tagesverbindungen mit einer Fahrtzeit von etwa vier Stunden.

Die České dráhy organisiert ihr Angebot von Prag nach Budapest neu. Statt zwei Kurswagen-Paaren mit unterschiedlichen Abfahrts- und Ankunftszeiten in Prag, gibt es künftig nur noch eine Wagengruppe (Schlaf-, Liege- und Sitzwagen) mit mehrstündigem „Langschläfer“-Aufenthalt in Břeclav. Im Abschnitt Břeclav–Budapest verkehren die Wagen vereinigt mit weiteren Zugteilen aus Warschau und Berlin als EN 477/476 „Metropol“.

Slowakei

Der Kurswagen von Wien nach Košice wird eingestellt. Seit dem letzten Fahrplanwechsel verkehrte der von der slowakischen ZSSK gestellte Schlafwagen bereits nur noch saisonal. Alternative Reisemöglichkeit von Österreich in den Osten der Slowakei sind der neue IC 45/44 Wien–Košice über Bratislava oder ein Umstieg in einen der innerslowakischen Nachtzüge.

Bei den internationalen Nachtzügen Prag–Humenné (EN 443/442 „Slovakia“, ganzjährig) und Prag–Košice (EN 445/444 „Bohemia“, saisonal) kommt es in Richtung Tschechien zu einer Verkürzung der Fahrtzeit von etwa einer Stunde. Auch 2019 unterwegs ist der Kurswagen Prag–Prešov über Zvolen.

Die beiden Nachtzüge Bratislava–Humenné (R 615/614 „Zemplin“) und Bratislava–Prešov (R 801/800 „Poľana“) bleiben erhalten, ebenso wie der beliebte „Langschläfer-Kurswagen“ Bratislava–Košice mit mehrstündiger nächtlicher Pause in Žilina.

Polen

Neuer Nachtzug zwischen Deutschland und Ostpolen: Im Zuge der Einführung des Nightjet nach Wien wird es eine Kurswagen-Verbindung von Berlin nach Krakau und Przemyśl geben. Die Wagengruppe besteht aus einem Schlafwagen und zwei Sitzwagen der polnischen Bahn. In Przemyśl besteht Anschluss an den ukrainischen Intercity+ nach Lwiw (Lemberg) und Kiew.

Die Kapazität auf den Verbindungen Wien–Warschau und Budapest–Warschau (EN 406/407 „Chopin“) wird weiter reduziert. Liegewagen verkehren künftig nur noch zur Hauptreisezeit. Außerdem gibt es im Sommer keine zusätzlichen Wagen mehr auf der Teilstrecke Budapest–Krakau.

Neue Verbindung in die Ukraine: Ab Dezember 2018 gibt es einen Kurswagen von Wrocław (Breslau) nach Kiew. Der ukrainische Schlafwagen hängt bis Przemyśl am IC 8306/8307 „Malczewski“, der neu zudem als Trägerzug für den „Lwów-Express“ Wrocław–Lwiw (polnisch: Lwów) dient. Dadurch kommt es zu einer veränderten Fahrplanlage: Abfahrt am Bahnhof Wrocław Główny ist künftig um 16:30 Uhr, Ankunft in Lwiw um 5:40 Uhr. In Gegenrichtung macht sich der Zug um 23:40 Uhr in Lwiw auf den Weg und erreicht Wrocław um 11:25 Uhr. Die Kurswagen von Gdynia nach Lwiw entfallen.

Der innerpolnische Nachtzug „Rozewie“ verkehrt neu als TLK 54170/45170 von Gdynia nach Bielsko-Biała und führt Kurswagen nach Jelenia Gora. Die direkten Schlafwagen nach Szklarska Poręba hingegen entfallen. Damit fährt ausgerechnet zur Wintersaison kein Nachtzug mehr über die historische Zackenbahn ins Riesengebirge.

Ungarn

Mit dem Nightjet Berlin–Wien wird es auch wieder eine Nachtzug-Verbindung von Berlin nach Budapest geben. Die Kurswagengruppe aus je einem Sitz-, Liege- und Schlafwagen verkehrt zwischen Břeclav und Budapest mit dem EN 477/476 „Metropol“ (siehe Tschechien).

Die ungarische Bahn frischt ihre Nachtzug-Flotte auf. Los geht es zunächst mit den Liegewagen auf den Relationen München–Budapest (EN 463/462 „Kálmán Imre“) und Zürich–Budapest (EN 40467/40462 „Wiener Walzer“). Neben neuen Liegen, Teppichen und Steckdosen kommt in den überholten Wagen neu auch elektronische Schlüsselkarten zum Einsatz.

Außerdem steht bereits fest: Auch im Jahr 2019 wird es wieder die beliebten Sommer-Nachtzüge „Adria“ von Budapest nach Split und „Istria“ von Budapest nach Rijeka und Koper geben.

Ukraine

Ein voller Erfolg ist die seit Dezember 2017 angebotene Kurswagen-Verbindung von Wien nach Kiew über Budapest und Lwiw. Im neuen Fahrplan wird es daher zur Hauptreisezeit einen zweiten Schlafwagen geben. Das Rollmaterial im Trägerzug von Wien nach Záhony (EC 147/140 „Hortobágy“) stellt künftig die ungarische Bahn. Dadurch entfällt der Speisewagen.

Die zweite Schlafwagen-Verbindung von Budapest nach Lwiw mit IC 34/33 „Latorca“ hingegen entfällt. Das Kuriose: Die Wagen waren ausschließlich tagsüber unterwegs (Abfahrt 7:23 Uhr, Ankunft 22:16 Uhr).

Die ukrainische Bahn ist weiterhin daran interessiert, ihre internationalen Verbindungen nach Westen auszubauen. Ein heißer Kandidat ist der Nachtzug Berlin–Kiew, der zuletzt im September 2012 verkehrte. Bereits innerhalb des Jahres 2019 könnte es zum Comeback kommen, wie ukrainische Medien berichten. Bis es so weit ist, ist die neue Umsteigeverbindung über Przemyśl (siehe Polen) eine gute Alternative zur Reise in die Ukraine.

Bereits seit September gibt es einen Nachtzug von Kiew nach Riga. Weil der reine Schlafwagenzug außerdem im weißrussischen Minsk und in Vilnius in Litauen, hält, ist er auch als „Zug der vier Hauptstädte“ bekannt. Eindrücke von der Premierenfahrt gibt es in diesem Video. Aufgrund steigender Fahrgastzahlen lässt die ukrainische Eisenbahn den Nachtzug künftig statt einmal pro Woche etwa alle zwei Tage fahren. Im Gespräch sind zudem Kurswagen in die estnische Hauptstadt Tallinn.

Kroatien

Eine Buchungssperre sorgte für Gerüchte um die Einstellung des Nachtzugs „Lisinski“ von München nach Zagreb (EN 499/498) mit Kurswagen nach Rijeka. Auf Nachfrage teilte die kroatische Bahn HŽPP jedoch mit, dass der Lisinski auch nach dem 9. Dezember 2018 verkehren wird. Seit Ende November lassen sich nun auch Tickets und Reservierungen kaufen.

Nicht von der Einstellung bedroht ist der Nachtzug Zürich–Zagreb. Zu einer Änderung kommt es jedoch bei den Kurswagen nach Belgrad (siehe Serbien).

Serbien

Auf der Bahnstrecke Budapest–Belgrad kommt es ab 2019 zu einer mehrjährigen Sperrung wegen Bauarbeiten. Bereits bekannt ist, dass der Tag-Schnellzug von Wien nach Belgrad (D 345/344 „Avala“) ab 1. Februar 2019 schon in Budapest endet. Es ist wahrscheinlich, dass die Streckensperrung auch Auswirkungen auf den Nachtzug von Budapest nach Belgrad (D 341/340 „Beograd“) hat. Ob dieser umgeleitet oder ganz eingestellt wird, ist bisher nicht klar.

Änderung bei der Quasi-Direktverbindung von Zürich nach Belgrad: Die Kurswagen in die serbische Hauptstadt (EN 415/414, nur Sitzwagen), die bisher in Villach an den Nachtzug Zürich–Zagreb gehängt wurden, fahren künftig nicht mehr durch Österreich. Sie werden stattdessen erst ab Ljubljana eingesetzt.

Update: Der Nachtzug Budapest–Belgrad sowie die Kurswagen ab Ljubljana wurden wie befürchtet eingestellt. Seitdem gibt es keine direkte Zugverbindung mehr nach Serbien.

Schweden

In Schweden erfreut sich der Nachtzug derzeit großer Beliebtheit. Allein auf der Strecke von Stockholm über Östersund und Åre nach Duved in der Region Jämtland waren 2018 ein Drittel mehr Passagiere unterwegs als im Vorjahr. Die schwedische Bahn SJ lässt den Nachtzug Stockholm–Duved daher bereits seit dem Sommer ganzjährig und täglich fahren.

Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2018 kommt nun ein neuer, ebenfalls täglicher Nachtzug von Göteborg nach Åre und Duved hinzu. Statt über Stockholm fährt dieser über Schwedens siebtgrößte Stadt Örebro. Weiterhin wird es eine Verbindung von Göteborg über Örebro nach Nordschweden geben. Und das sei erst der Anfang, heißt es seitens der SJ, die einen weiteren Ausbau ihres Nachtzugnetzes plant.

Auch der private Snälltåget betreibt in der Wintersaison vom 9. Dezember 2018 bis 21. April 2019 einen Nachtzug nach Jämtland. Dieser startet bereits in Malmö und fährt bis Storlien direkt an der norwegischen Grenze. An einzelnen Tagen gibt es außerdem Kurswagen nach Röjan im Skigebiet Vemdalen. Im März 2019 wird Snälltåget zudem einen Nachtzug von Südschweden über die nördliche Inlandsbahn nach Storuman anbieten. Dort besteht Busanschluss zum Skigebiet Hemavan Tärnaby.

Frankreich

Gute Nachrichten aus Frankreich: Nach Jahren des Niedergangs scheinen die beiden letzten Nachtzüge von Paris nach Briançon sowie von Paris nach Albi, Latour-de-Carol und Port-Bou gesichert zu sein. Die französische Regierung stellt zudem 30 Millionen Euro für die Modernisierung der Fahrzeugflotte des Intercités de Nuit bereit. Das verkündete Verkehrsministerin Élisabeth Borne anlässlich einer Fahrt mit dem Nachzug nach Briançon.

Spanien

Zu einem Comeback könnte es bald in Spanien kommen: Der spanische Kongress hat die Regierung aufgefordert, den Nachtzug Barcelona–Granada zurück auf die Schiene zu bringen. Der unter dem Namen „Trenhotel Alhambara“ bekannte Schlafwagenzug war im August 2015 eingestellt worden. Medienberichten zufolge stehen die Chancen gut, dass die staatliche Eisenbahn Renfe den Zug bereits im ersten Quartal des Jahres 2019 wieder in ihr Angebot aufnehmen wird.

Niederlande

Spannendes Projekt aus den Niederlanden: Der „Jazz Night Express“ ist ein privater Nachtzug, der vom 28. bis 30. Juni 2019 erstmals zwischen Rotterdam, Amsterdam und Berlin verkehren soll. Das Besondere: Es handelt sich um einen rollenden Jazzclub mit Livemusik, Bar und Retro-Speisewagen. Außerdem an Bord sind Schlaf- und Liegewagen, die für eine angenehme Nachtruhe sorgen. Alle Infos gibt es auf der Website Noord West Express von Chris Engelsman.

Interrail und Nachtzug

Eine Neuerung gibt es zum Thema Nachtzug-Nutzung mit Interrail: Die sogenannte 19-Uhr-Regel wird abgeschafft. Bislang musstet ihr für einen Nachtzug, der nach sieben Uhr abends abfährt, nur das Ankunftsdatum als Reisetag in den Interrail-Pass eintragen. Ab Dezember 2018 hingegen ist nun stets der Abreisetag einzutragen – ganz egal, zu welcher Uhrzeit der Nachtzug abfährt.

Die neue Regelung ist nicht nur einfacher, sondern bietet auch Vorteile bei sehr langlaufenden Nachtzügen. Beispiel: Nur noch einen Interrail-Reisetag benötigt ihr künftig für eine Fahrt von Hamburg nach Bukarest (Nachtzug „Dacia“ ab Wien) oder bis über den Polarkreis (Nachtzug Stockholm–Narvik). Nachteile ergeben sich hingegen, wenn ihr nach Ankunft des Nachtzugs direkt weiterreisen möchtet. Für die Anschlussfahrt muss dann ein weiterer Reisetag in den Pass eintragen werden.

Dieser Beitrag erschien ursprünglich auf dem Blog Train Tracks und ist bei der Zugpost archiviert.