Paris an einem Montag im Juni. Der Kalkstein der Fassaden schimmert im Spätnachmittagslicht. Ich lasse mich treiben, schlendere über Boulevards und gucke in enge Gassen. In den Bistros und Bars sitzt man beim Kaffee oder ersten Glas Wein und verhandelt die großen und kleinen Fragen des Lebens. Fast fühle ich mich in die fabelhafte Welt der Amélie versetzt, wäre da nicht die allgegenwärtige Werbung für die Olympischen Spiele. Als ich die Seine erreiche, setze ich mich auf eine Mauer und lasse mir die Sonne ins Gesicht scheinen.
Wie es sich für eine Weltstadt gehört, hat Paris nicht nur einen Hauptbahnhof, sondern gleich sechs. Jeder ist für eine andere Ecke des französischen Hexagons zuständig. Züge aus Deutschland kommen am Gare de l’Est an, dem Ostbahnhof, oder – wie in meinem Fall – am Gare du Nord, dem Nordbahnhof, direkt nebenan.
Wer mit dem Nachtzug weiter möchte, muss zum Bahnhof Austerlitz im Süden der Stadt. Mit etwas Glück lässt sich der Bahnhofswechsel in unter einer Stunde mit der Metro erledigen. Doch statt durch den Untergrund zu hetzen, habe ich mich für einen längeren Aufenthalt entschieden, den ich für einen Streifzug nutze. Ein Abend in Paris, ohne einen Cent extra zu zahlen? Zugreisen ist schön.
Austerlitz und Orangina
Noch einmal über die Seine, dann stehe ich vor dem Gare d'Austerlitz. Der kleinste der Pariser Fernbahnhöfe, benannt nach Napoleons größtem Sieg, führt inzwischen ein Schattendasein. Und das ist wörtlich zu nehmen: Austerlitz ist der Nachtzugbahnhof Frankreichs, alle Linien des Intercités de Nuit, wie die Nachtzüge der französischen Bahn heißen, starten hier. Betriebsam wird es nur in den Stunden der Dämmerung.
Vier solcher Nachtzüge machen sich an diesem Abend auf die Reise, zu insgesamt sechs Zielen im Süden von Frankreich. Mein Nachtzug nach Nizza ist für kurz vor 21 Uhr angekündigt. Mir bleibt noch etwas Zeit, Proviant aufzutreiben, denn einen Speisewagen gibt es in den Intercités de Nuit nicht.
Das gastronomische Angebot am Bahnhof, der zudem gerade umgebaut wird, ist überschaubar. Immerhin, an einem Kiosk und einer Bäckerei kann man sich mit dem Nötigsten eindecken. Ich nehme meinen Mut und meine rudimentären Französischkenntnisse zusammen und bestelle ein belegtes Baguette. Wichtiger aber noch: eine Orangina.
An dieser Stelle ein kleiner Einschub: Ich liebe Frankreich. Es ist das Land meiner schönsten Kindheits-Urlaubserinnerungen. Meine Liebe ist unerschütterlich und felsenfest. Ich bin daher nicht die richtige Person, um die französische Bahn und ihre Praktiken zu kritisieren. Und mein Gott, was gäbe es da zu kritisieren! In meiner Kindheit jedenfalls, während sich unsere Eltern an Muscheln, Schnecken und anderen kulinarischen, sagen wir mal, Abenteuern versuchten, war es für meine Schwester und mich die allabendliche Orangina, die unser Herz erfreute. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Zuhause käme ich nie auf die Idee, zuckerhaltige Getränke zu konsumieren, aber wenn ich in Frankreich bin, muss mindestens einmal täglich der klebrig-süße Saft meine Kehle hinunterlaufen.
Zurück zum Nachtzug. Frankreich gehört zu den Ländern, in denen das Nachtzugnetz wieder wächst. Auch in der Grande Nation wurden in den 2010er Jahren viele Verbindungen gestrichen, darunter der legendäre Nachtzug nach Nizza, der als Train Bleu über hundert Jahre lang Urlauber in die mondänen Badeorte der Côte d’Azur gebracht hatte. Doch zuletzt besann sich die SNCF, setzt nun wieder verstärkt auf ihre Nachtzüge. Im Mai 2021 kehrte die Strecke nach Nizza zurück und erfreut sich seitdem großer Beliebtheit.
Nachtzug französischer Art
Der französische Nachtzug und ich, das ist eine fast schon slapstickhafte Pannengeschichte. Mehrmals hatte ich ein Ticket in der Tasche, aber ob Pandemie oder Streiks, immer kam etwas dazwischen. Nun ist es endlich so weit. Entsprechend aufgeregt und erwartungsvoll eile ich zum Gleis, als es endlich auf der Abfahrtstafel erscheint. Zu meiner Freude liegt es nicht in den düsteren Katakomben, sondern im Tageslichtteil des Kopfbahnhofs.
„Bonsoir madame, bonsoir monsieur!“ Die Zugbegleiter stehen am Ende des Bahnsteigs und kontrollieren die Tickets. Ich zücke mein Handy, es macht piep, und ich darf weiter zum Zug.
Das erste Mal mit einem Nachtzug zu fahren, ist immer etwas Besonderes. Ich schreite den Zug einmal ab und zähle 14 Wagen. Die vorderen sieben fahren nach Nizza, die hinteren nach Briançon in den französischen Alpen. In der Nacht werden die Zugteile irgendwo getrennt und setzen ihre Reise eigenständig fort.
Von außen machen die Wagen einen hervorragenden Eindruck, glänzen frisch lackiert im Abendlicht. Einige tragen das Logo von France Relance, einem Investitionsprogramm, um die französische Wirtschaft nach dem Covid-Tief wieder aufzupeppeln. Dazu zählt auch die komplette Renovierung der in die Jahre gekommenen Nachtzugflotte.
Frankreich hat, wie sollte es anders sein, auch vom Nachtzug seine ganz eigene Interpretation. In den Intercités de Nuit gibt es keine Schlafwagen, sondern nur Liegewagen. Dafür sind die Liegewagen in 1. und 2. Klasse unterteilt. Hauptunterschied: Während man sich in der 2. Klasse zu sechst im Abteil drängt, geht es in der 1. Klasse mit vier Personen etwas entspannter zu. Das Abteil teilt man in der Regel mit Fremden, auf einigen Relationen lässt sich aber auch ein Privatabteil buchen.
Für meine Premierenfahrt habe ich mich für das Basisangebot entschieden: Sechserabteil, 2. Klasse. Ich reise mit Interrail, die Reservierung für den Platz im Liegewagen hat mich gerade einmal 20 Euro gekostet. So günstig mit dem Nachtzug reisen wie in Frankreich lässt sich sonst kaum noch in Europa.
Überraschend komfortabel
Auch von innen macht der Liegewagen eine gute Figur. Alles wirkt frisch und noch nicht so abgegriffen wie bei Nachtzügen, die schon Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Als ich die Tür zum Abteil aufschiebe, treffe ich auf zwei meiner Mitreisenden, die es sich bereits auf ihren Liegen gemütlich gemacht haben – eine Frau und ein Mann. In den französischen Nachtzügen wird standardmäßig nicht nach Geschlecht getrennt, alleinreisende Frauen können aber auf Wunsch ein Extraabteil in der Nähe des Dienstabteils buchen.
Über die Leiter am Fenster klettere ich auf mein Bett für die Nacht und bin erst mal angenehm überrascht: Für einen Liegewagen ist das wirklich komfortabel, weder zu hart noch zu weich. Allerdings sind die oberen Liegen einen Tick kurz, mit meinen 1,83 Metern komme ich gerade so zurecht. Dafür kann ich meinen Rucksack bequem über der Tür verstauen.
Jede Liege verfügt über ein Leselicht, eine Steckdose und ein ausklappbares Mini-Tischchen. Zusätzlich zur obligatorischen Flasche Wasser spendiert die SNCF jedem Fahrgast noch eine kleine Pappschachtel mit Reiseutensilien – Ohrstöpsel, ein Erfrischungstuch, eine Schlafmaske und anderer Kram. Sicher, eine nette Geste, aber das meiste davon dürfte wohl ungenutzt auf dem Müll landen. Ein Highlight ist dagegen die Bettwäsche: Neben einem großen Kissen gibt es – steril in Plastik eingeschweißt – eine Art Hüttenschlafsack. Dieser ist jedoch nicht wie sonst üblich ein Hauch von Nichts, sondern dick gefüttert und richtig gemütlich.
An den Wagenenden befinden sich je eine Toilette sowie ein separater Waschraum. Zum Zähneputzen und Frischmachen reicht das allemal. Duschen gibt es im französischen Nachtzug hingegen nicht. Fahrgäste der 1. Klasse können dafür an den Bahnhöfen Paris-Austerlitz und Toulouse eine kleine Lounge mit luxuriös ausgestatteten Badezimmern nutzen. Ich habe das auf meiner Rückfahrt getestet, und so viel kann ich verraten: allein dafür lohnt sich der Aufpreis für ein 1.-Klasse-Ticket.
Unter Nachtschwärmern
Kurz vor der Abfahrt stößt noch ein weiterer Abteilgenosse hinzu. Da es nach Paris keine weiteren Zustiegshalte gibt, steht fest: Wir sind vollzählig, verbringen die Nacht nur zu viert im Abteil. Ganz ausgebucht ist der Nachtzug nach Nizza an diesem Montagabend also nicht.
Auf meinen Reisen habe ich zwei Arten von Fahrgästen im Nachtzug kennengelernt. Die einen – die Romantiker – wollen jeden Moment aufsaugen. Sie haben sich vorbereitet, extra ein Nachtoutfit eingepackt. Vor dem Schlafengehen sitzen sie noch lange auf dem Bett oder stehen am Fenster, essen, trinken, kommen mit Mitreisenden ins Gespräch. Kurzum, für sie ist eine Nachtzugfahrt ein großes Abenteuer und Vergnügen.
Und dann gibt es die Pragmatiker, die sich in ihren Straßenklamotten aufs Bett werfen und mit der Abfahrt einfach einschlafen. Zu dieser Spezies gehören meine Abteilgenossen. Kaum rollt der Zug an, wird links bereits geschnarcht, und von unten werde ich freundlich, aber bestimmt aufgefordert, das Licht zu löschen. Zur allgemeinen Nachtruhe um 22 Uhr ist es noch über eine Stunde hin. Der kleine Rebell in mir sträubt sich kurz, aber äußerlich füge ich mich natürlich – schließlich ist mir klar, dass man sich in einem geteilten Abteil miteinander arrangieren muss. Höflich fragen, anstatt seinen Wunsch einfach so anzuordnen, könnte man allerdings schon.
Nun gut, denke ich mir, man kann nicht immer Glück haben, und lasse mich noch einmal die Leiter hinabgleiten. Mal schauen, was auf dem Gang so los ist. Schon so manches Mal diente mir der schmale Schlauch zwischen Abteilen und Fensterfront als Zufluchtsort.
Und auch hier enttäuscht der französische Nachtzug nicht: An den Fenstern und Wagenübergängen haben sich die Nachtschwärmer versammelt – zum Telefonieren, Plaudern oder meiner liebsten Beschäftigung: dem Hinausschauen in die Nacht. Während wir im letzten Licht des Tages durch die Île-de-France rauschen, kommt so doch noch die besondere Nachtzug-Atmosphäre auf, die ich so liebe. Als ich auf Zehenspitzen zurück ins Abteil schleiche und vorsichtig in den Schlafsack krieche, ist es bald Mitternacht.
Guten Morgen, Riviera!
Ich schlafe tief und fest. Die hervorragende Federung lässt den Liegewagen butterweich über die Schienen gleiten. Nur einmal schaue ich im Halbschlaf aufs Handy, da ist es 4 Uhr, und wir stehen in Valence südlich von Lyon. Aha, hier werden also die Wagen nach Briançon abgekuppelt, denke ich mir, und drehe mich wieder um. Abgesehen von diesem Betriebshalt rauschen wir ohne Unterbrechung bis ans Mittelmeer. Dass Frankreichs Verkehrsachsen komplett auf Paris ausgerichtet sind, wird beim Nachtzug zum echten Vorteil.
Erst als zwei meiner Abteilgenossen in Marseille aussteigen, wache ich wieder auf. Perfekt, es ist kurz vor 7 Uhr, und vor uns liegt der schönste Teil der Strecke. Nachdem wir Marseille in östlicher Richtung verlassen haben, machen wir noch einen Bogen um den Nationalpark Calanques mit seinen Felsklippen, ehe nach einem langen Tunnel bei Cassis plötzlich das türkisfarbene Meer vor dem Fenster aufblitzt.
Hier beginnt sie nun also: die Riviera, jener zauberhafte Küstenstreifen, der sich bis nach Genua und Cinque Terre in Italien erstreckt und dessen französischer Teil als Côte d’Azur bekannt ist. Was folgt, ist eines der schönsten Stücke Gleis, das man in Europa befahren kann.
Ich sage meiner verbliebenen Mitreisenden adieu und postiere mich wieder im Gang. Dieser liegt ohnehin besser, nämlich in Fahrtrichtung rechts, also meerseitig. Damit sind wir beim größten Pluspunkt der französischen Nachtzüge, zumindest für Bahnromantiker: Die Fenster lassen sich noch öffnen. Der Mechanismus ist zwar etwas schwergängig, und offiziell vorgesehen ist das wohl nicht mehr, aber egal, dieses Vergnügen lasse ich mir nicht nehmen. Anfangs bin ich noch zurückhaltend, schiebe die Scheibe nur ein Stückchen hinunter und schnell wieder hinauf, wenn sich jemand an mir vorbeidrängelt. Doch bald kann ich nicht mehr anders – ich stecke meinen Kopf aus dem Fenster, lasse mir den Wind um die Nase wehen und sauge diese Wahnsinnskulisse mit allen Sinnen auf.
Küste, Berge, Hinterland
Wir zirkeln um die ersten Buchten, in denen Segelboote in der Morgensonne dümpeln. Mal sind wir direkt am Meer, mal haben sich Pinien und Dächer aus Terrakotta dazwischen geschoben. Doch das ist nur ein Vorgeschmack – hinter Toulon knickt die Strecke erst mal wieder ins Landesinnere ab. Das Küstengebirge ist hier so steil, dass selbst die mutigen Baumeister des 19. Jahrhunderts sich nicht trauten, das Gleis in Hanglage zwischen Fels und Meer zu klemmen. Stattdessen fädelten sie die Strecke hinter dem Gebirgszug entlang. So ist es auch zu erklären, dass Stars und Sternchen in Saint-Tropez ohne Bahnanschluss auskommen müssen.
Langweilig ist der Abschnitt ohne Wasser aber keineswegs. Im Gegenteil, gerade das Wechselspiel zwischen Küste, Bergen und Hinterland macht den besonderen Reiz dieser Bahnstrecke aus. Die Sonne scheint durch das Fenster hinein, vor dem blauen Himmel zeichnen sich die Bergspitzen des Massif des Maures ab.
Inzwischen bin ich nicht mehr der Einzige, der im Gang steht und die Aussicht genießt. Meine Pläne, mich zum Schaffnerabteil durchzukämpfen, um einen Kaffee und ein Croissant zu ergattern, habe ich längst über Bord geworfen. Das Angebot, Kleinigkeiten beim Zugteam kaufen zu können, ist noch neu. Viel habe ich mir davon ohnehin nicht versprochen, die SNCF ist für ihre Bordverpflegung nicht gerade berühmt. Und überhaupt: Wer braucht schon Frühstück, wenn man diese Landschaft haben kann?
Durch das Tal des Flusses Argens schlängeln wir uns zurück ans Meer, das wir bei den Stränden von Fréjus und Saint-Raphaël erreichen – das Herzstück der Côte d’Azur. Die Strecke folgt nun jedem Kap und jeder Kerbe in der Küstenlinie, hinter jeder Kurve wartet ein neuer Ausblick auf Felsen und Dörfer, die von den steilen Hängen in die türkisblauen Tiefen zu stürzen drohen. Ich habe schon viele Orte gesehen, die sich den Beinamen Riviera gegeben haben, von Cornwall, wo sogar ein ganzer Nachtzug danach benannt ist, bis nach Finnland, doch das Original bleibt unerreicht.
Eben noch sanft und dicht bewaldet, schießen die Berge plötzlich schroff und feuerrot in den Himmel – der Esterel, die landschaftlich markanteste Formation der Fahrt. Ihren Farbe verdanken die bizarren Felsen vulkanischer Aktivität vor Millionen von Jahren. Im Sommer facht der Mistral immer wieder schwere Waldbrände an, die sich über die Hänge fressen und die Vegetation stark dezimiert haben.
Ankunft in Nizza
Vom Esterel geht es in die Bucht von Cannes. Ein klangvoller Name, der Bahnhof versprüht allerdings eher den Charme einer Tiefgarage als mondänes Flair. Doch davon solltet ihr euch nicht täuschen lassen: Cannes ist ein großartiger Ort, und wenn nicht gerade Mai ist und halb Hollywood zu den Filmfestspielen da, lässt es sich hier sogar deutlich günstiger übernachten als anderswo an der Côte d’Azur.
Der Rest ist ein Ausklingen: Straßen, Betonmauern und ein Flughafen ziehen vorbei, ehe wir pünktlich um halb zehn in die filigrane Gleishalle des Bahnhofs Nice Ville einrollen. Der Bahnsteig leert sich schnell, viele sind bereits in den Küstenorten zuvor ausgestiegen. Ich stehe noch ein wenig auf der Überführung und blicke hinunter auf den TGV ein paar Gleise weiter. Mit ihm hätte ich in nur sechs statt zwölfeinhalb Stunden in Nizza sein können. Aber wäre es genauso schön gewesen?
Im viel zu engen Empfangsgebäude ist der Teufel los. Touristen – viele aus Übersee, auf dem Weg nach Monaco und den anderen Hotspots am östlichen Ende der Côte d’Azur – drängen sich vor den Bahnsteigsperren, im Hintergrund klimpert jemand auf dem Bahnhofsklavier. Die Servicekräfte der SNCF, die an den Automaten stehen und beim Ticketkauf assistieren, rollen mit den Augen.
Das Gewusel lasse ich schnell hinter mir. Auf dem Vorplatz drehe ich mich noch einmal um und blicke auf das schmucke Bahnhofsgebäude. Es ist im Stil Louis XIII. gehalten, ein Zeichen der Verbundenheit mit Paris. Dann tauche ich ein in die Gassen von Nizza. In einem Straßencafé gönne ich mir ein zweites Frühstück – zum ersten habe ich ja bereits die Riviera genossen.
Fazit
Lange war ich skeptisch, was den französischen Nachtzug betrifft. Als jemand, der gerne im Schlafwagen reist und am liebsten allein, hat mich das Konzept nicht wirklich gelockt. Doch die Fahrt nach Nizza hat mich überzeugt: Das modernisierte Rollmaterial ist großartig – wenn Liegewagen, dann bitte so! Dazu kommen die fairen Preise, besonders mit Interrail. Nein, man kann der französischen Bahn viel vorwerfen, aber bei den Nachtzügen macht sie einiges richtig. Chapeau!
Und dann diese Landschaft. Kann man in einer schöneren Szenerie aufwachen? Für mich war es nicht das erste Mal an der Riviera, und es wird sicher nicht das letzte Mal sein. Bei meiner nächsten Reise würde ich gerne einmal in den Regionalzug steigen und mir richtig Zeit nehmen, um all die kleinen Orte entlang der Strecke zu erkunden.
Praktische Tipps
Nachtzüge in Frankreich
Die Intercités de Nuit der französischen Staatsbahn SNCF verbinden Paris mit beliebten Zielen im Süden Frankreichs, wie der Côte d’Azur, den Pyrenäen, den Alpen und dem Zentralmassiv.
Strecken
Neben der Strecke nach Nizza fahren Nachtzüge nach Latour-de-Carol, Tarbes, Briançon, Cerbère, Aurillac, Rodez und Albi. Alle Verbindungen starten am Bahnhof Paris-Austerlitz. International bieten die ÖBB Nightjets von Paris nach Wien und Berlin an.
Komfort an Bord
Zusätzlich zu den Liegewagen der 1. und 2. Klasse führen die Nachtzüge der SNCF auch Sitzwagen. Schlafwagen gibt es seit 2007 nicht mehr. Auf einigen Strecken lässt sich als Espace Privatif ein Privatabteil im Liegewagen buchen. Einen Frühstücksservice gibt es an Bord der Intercités de Nuit nicht, dafür sind morgens beim Zugteam Kaffee und verpackte Snacks erhältlich. Fahrräder können auf den meisten Strecken gegen eine Gebühr mitgenommen werden.
Tickets und Preise
Die Preise sind dynamisch und starten bei 19 € für Sitzplätze, 29 € im Liegewagen der 2. Klasse und 59 € in der 1. Klasse. Ein Privatabteil gibt es ab 150 €. Tickets sind buchbar über SNCF Connect oder auf den Buchungsportalen Rail Europe und Trainline.
Interrail
Die Nachtzüge können auch mit Interrail genutzt werden. Reservierungen für den Liegewagen kosten ab 20 € und sind direkt über Interrail sowie bei Rail Europe oder der belgischen SNCB erhältlich.
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