Hallo Zugfans 👋

Es gibt diese Sehnsuchtsorte für Zugreisende. Den Nachtzug nach Lissabon, der ja nun leider Geschichte ist. Oder Inari, zu dem der schönste Weg bekanntlich über Haparanda in Nordschweden geht.

Und dann gibt es Corrour.

Corrour ist der höchste Bahnhof Großbritanniens. Und der abgelegenste, erreichbar nur mit dem Zug oder zu Fuß.

Das allein würde reichen, um Corrour zum Sehnsuchtsort zu machen. Aber da ist natürlich noch der Film Trainspotting, der dem Bahnhof in den schottischen Highlands ein Denkmal gesetzt hat.

Auf unserer Reise nach Schottland haben meine Freundin und ich uns einen Traum erfüllt und Corrour besucht. Angereist sind wir mit dem Caledonian Sleeper, darüber war in der letzten Zugpost zu lesen.

Was wir in Corrour erlebt haben und was diesen Ort so magisch macht, erfahrt ihr in dieser Ausgabe der Zugpost.

Viel Spaß beim Lesen!


Bahnhof Corrour

Einmal nach Corrour

Ein Dieseltriebwagen fährt hupend davon. Er gibt den Blick frei auf vier verlorene Gestalten. Sie stehen auf einem Bahnsteig, mitten im Nichts. „Now what?“, fragt der eine. „We go for a walk!“, ruft der andere.

„What?“

Schnitt. Nun sehen wir die vier von hinten, vor ihnen türmt sich ein Gipfel auf, an seinen Hängen liegt noch Schnee.

Natürlich geht das nicht gut aus ...

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Dieser Text ist als eigenständiger Artikel auf die Website der Zugpost umgezogen.

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Kurzstrecke 💬

Nachrichten, Updates und Fundstücke – was war diese Woche sonst noch los auf und neben Europas Gleisen?

Vindobona kehrt zurück nach Berlin

Zum 1. Juli erhält Berlin mit dem Schnellzug Vindobona seine direkte Tagzugverbindung nach Wien und Graz zurück. Bedient wird die tägliche Verbindung mit Railjet-Zügen der ÖBB. Die Fahrtzeit von Berlin nach Wien beträgt 8,5 Stunden, bis Graz sind es über 11 Stunden. Der historische Vindobona bestand von 1957 bis 2014. Nach sechs Jahren Pause war der Verkehr im Sommer 2020 wieder aufgenommen worden, im Dezember 2022 wurde der Zuglauf wegen Bauarbeiten im Elbtal jedoch auf die Teilstrecke Děčín–Graz verkürzt. Neben dem Vindobona gibt es zwischen Berlin, Wien und Graz einen Nightjet, dieser ist allerdings auf einer anderen Route über Polen unterwegs.

Deutschland-Ticket auch im Intercity

Am 1. Mai beginnt mit dem 49-Euro-Ticket eine neue Ära in Deutschlands öffentlichen Verkehr. Strittig war bis zuletzt, ob das Ticket auch in Intercity-Zügen gilt, die zur Nutzung mit Fahrscheinen des Nahverkehrs freigegeben sind. Grünes Licht gibt es nun zumindest für einzelne Linien: zwischen Bremen und Norddeich/Mole in Niedersachsen (mehr Infos), zwischen Erfurt und Gera in Thüringen (mehr Infos) sowie auf der Gäubahn zwischen Stuttgart und Singen in Baden-Württemberg (mehr Infos). Hier ist es zwischen den jeweiligen Bundesländern und der Deutschen Bahn zu einer Einigung gekommen.

Günstig über den Gotthard

Zugpost-Leser Markus machte mich auf das Angebot Treno Gottardo Hit der Schweizerischen Südostbahn (SOB) aufmerksam. Damit geht es mit dem Treno Gottardo über die historische Gotthard-Panoramastrecke und zurück für 40 Franken (Halbtax: 20 Franken). Im Preis inbegriffen sind Hin- und Rückfahrt im Treno Gottardo zwischen Zürich oder Basel und Locarno inklusive Gratis-Kaffee an Bord. Die Fahrten sind jeweils einen Tag lang gültig und können beliebig oft für Zwischenstopps unterbrochen werden. Das Angebot ist limitiert, die nächste Verkaufsrunde startet am 30. Juni 2023.

Mit dem Treno Gottardo Hit ins Tessin und zurück − SOB
Ab 20 Franken den Süden der Schweiz erleben

Keine Normalspur in Finnland

In der EU wurden zuletzt Forderungen laut, neue TEN-Strecken künftig ausnahmslos in Normalspur (1435 mm) bauen zu lassen und bestehende Strecken in anderer Spurweite entsprechend umzubauen. Für Finnland, dessen Eisenbahnnetz aus historischen Gründen in Breitspur (1524 mm) ausgeführt ist, ist das ein erhebliches Problem. Eine Studie des finnischen Verkehrsministeriums zeigt nun, dass die Kosten für eine solche Umstellung in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen. Finnland wird sich dafür einsetzen, dass die Spurweite auch weiterhin auf nationaler Ebene entschieden wird.


Begegnung der Woche

Es gibt Sachen, die erlebt man nur auf Zugreisen. Dazu gehört diese flüchtige Begegnung, die wir bei unserer Reise durch Schottland am Bahnhof Dalwhinnie zwischen Inverness und Edinburgh hatten.

Wir wären an der Tür des winzigen Wartesaals fast zusammengestoßen. Ich war auf dem Weg zum Bahnsteig, um auf den Zug nach Edinburgh zu warten, und er kam herein, um zu sehen, ob es ein Café gibt.

„Hier gibt es kein Café“, sagte ich. „Ich habe nur Äpfel.“

Wir unterhielten uns auf dem leeren Bahnsteig weiter. Sebastian gesellte sich zu uns. Unser neuer Bekannter stammte aus Austin, Texas. Als er hörte, dass Sebastian aus Oldenburg kommt, wechselte er die Sprache. Er entschuldigte sich zunächst für seine schlechten Sprachkenntnisse und führte dann das Gespräch fehlerfrei auf Deutsch weiter.

„Ich kenne Oldenburg“, sagte er. Er erzählte uns von der deutschen Einwanderung nach Texas im 19. Jahrhundert, bei der Johann Friedrich Ernst aus Oldenburg eine große Rolle spielte, wie wir erfuhren. Er beschrieb, wie einige texanisch-deutsche Einwanderer, die die Sklaverei beenden wollten, sich sogar den Unionsgruppen in New Mexico anschlossen.

„Ich gehöre tatsächlich zu einem der vielen deutschen Gesangvereine in Texas“, erzählte er. „Wir treffen uns, um Opern und klassische Musik auf Deutsch zu singen, einfach so zum Spaß.“

„Der Warteraum wäre ideal für ein kleines Konzert gewesen“, sagte ich. Ich hätte gerne etwas gehört.

Er begann auf dem Bahnsteig Schubert zu singen. Ich hob überrascht die Hände vor den Mund. Sein wunderschöner Tenor verlieh dem grauen und kühlen Aprilnachmittag an einem einsamen Bahnhof in den Highlands etwas Magisches. Es war so schön und unwirklich, dass es mir die Tränen in die Augen trieb.

Wir klatschten und bedankten uns für das kleine Privatkonzert. Bald kam der Zug an. Ich weiß nicht einmal seinen Namen, aber ich wünsche ihm alles Gute auf seinen Reisen.

Aufgeschrieben von Virpi Flyg.


Ende der Linie 🚉

Das war die Zugpost zu Corrour. Leider wieder etwas später, sorry! Wir sind immer noch auf Reisen, mittlerweile sind wir an der Südwestspitze Englands, in Cornwall angekommen.

Für die kommende Ausgabe habe ich einen ausführlichen Guide zum Zugfahren in Schottland vorgesehen. Wenn ihr etwas Spezielles darüber wissen möchtet, schreibt mir doch gerne eine E-Mail.

Bis dahin eine gute Zeit,

Sebastian