Hallo Zugfans 👋
Ich liebe es, unterwegs zu sein. Ob auf Schienen, Straßen oder Schotterwegen. Es ist die Bewegung, der ständige Input fürs Gehirn. Die Landschaft, die an mir vorbeizieht, ist meine Meditation. Neue Eindrücke, neue Gedanken. Wenn ich ehrlich bin, mag ich das Unterwegssein sogar lieber als das Ankommen. Schon als Kind konnte mir keine Fahrt in den Urlaub lang genug sein.
Gerade bin ich wieder unterwegs. Gestern habe ich Portugal erreicht, nachdem ich einige Tage auf dem Schmalspurnetz in Nordspanien verbracht habe. Viel Landschaft ist an mir vorbeigezogen: Berge und Strände, grüne Wiesen und bunte Häuser. Ein ständiger Wechsel – genauso wie das Wetter hier am Atlantik im März.
Wer am Rand Europas lebt, so wie ich in Finnland, muss seine Reisen bündeln. Diese Reise hat daher mehrere Anlässe. Mein erstes Ziel war die Internationale Tourismus-Börse in Berlin, wo ich eingeladen war, um auf einem Panel zum Thema „Mehr Zug statt Flug in Europa: Wie kann die Transformation gelingen?“ zu diskutieren.
Wer die Diskussion nachsehen möchte: Eine Aufzeichnung gibt es auf YouTube, los geht’s bei etwa 12:30 Minuten.

Es hat mir Spaß gemacht, auf einer großen Bühne über meine Leidenschaft zu sprechen: das Zugreisen. Zugreisen ist Unterwegssein in Perfektion. Jedenfalls solange man auf Strecken unterwegs ist, die die Landschaft nicht zerschneiden, sondern sich an sie schmiegen. An Spaniens grüner Küste, wo das Titelfoto entstand, gibt es glücklicherweise noch einige davon.
Solche Diskussionen drehen sich fast immer um die Zukunft. Klar, es gibt viel zu tun. Neue Strecken bauen. Mehr Züge aufs Gleis bringen. Den Fahrkartenkauf vereinfachen.
All diese Anliegen sind richtig und wichtig. Mein Punkt aber ist: Die Transformation gelingt, indem man sie einfach macht. Jawohl, schon heute ist wahnsinnig viel mit dem Zug möglich! Züge bringen uns an die schönsten Orte. Und das oft auf spektakulären Strecken.
In Berlin habe ich aber auch gespürt: Es gibt wieder Reiseanbieter, die das Unterwegssein als Teil der Reise begreifen. Eine Nachtzugfahrt nach Sizilien? Kein notwendiges Übel, sondern ein Höhepunkt im Reiseplan. Sicher, hier und da hakt es noch bei den praktischen Dingen – nach den Billigfliegerjahren ist einiges an Know-how verloren gegangen. Aber es tut sich was!
Wenn ich mit der Zugpost einen kleinen Anteil dazu leisten kann, freut mich das. Genau darum mache ich das hier: Aus Liebe zum Unterwegssein – und der Freude, euch damit anzustecken. Die schönste Bestätigung sind eure Nachrichten von unterwegs.

Keine zwei Stunden nach der Diskussion saß ich schon im tschechischen Speisewagen Richtung Prag. Ich wollte es mir noch einmal gutgehen lassen – mit Braten, Bier und Knödeln. Und es war gut. Der Speisewagen war voll, wie immer auf dieser Strecke. Umso schwerer fällt es mir zu begreifen, dass das bald zu Ende sein soll.
So schwingt immer ein bisschen Wehmut mit, wenn ich in Europa unterwegs bin. Wie lange wird es diese Zugerlebnisse noch geben? Sich im Speisewagen durch die Landschaft schlängeln? Auf schmaler Spur durch Flusstäler zwängen?
Darum mein Appell: Steigt mal wieder ein. Feiert das Unterwegssein. Solange es noch geht.
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Kurzstrecke 💬
Was gibt es Neues auf Europas Gleisen? Worüber spricht die Zugreise-Community? Das Wichtigste in der Kurzstrecke!
SBB plant mehr Auslandsverbindungen
Internationale Zugreisen ab der Schweiz sind gefragter denn je. Die SBB will ihr Angebot deshalb ausbauen und prüft die Anschaffung eigener Hochgeschwindigkeitszüge. Geplant sind damit neue Tagesverbindungen nach Barcelona und Rom. Die zuvor diskutierten Nachtzüge auf diesen Strecken wurden hingegen endgültig verworfen. Zudem wurde bekannt, dass ab 2026 in Zusammenarbeit mit der ÖBB ein Nachtzug nach Kopenhagen und Malmö starten könnte.
Nightjet Berlin–Brüssel vor dem Aus
Der Nightjet zwischen Berlin und Brüssel wird ab dem 28. März auf unbestimmte Zeit eingestellt. Das geht aus einer Mitteilung auf der ÖBB-Website hervor. Belgische Medien, darunter Le Soir und Grenz-Echo, spekulieren über das endgültige Aus der Verbindung, die erst im Dezember 2023 eingeführt wurde. Als Gründe werden Baustellen sowie eine insgesamt schwache Auslastung genannt. Als Alternative verkehrt weiterhin der European Sleeper. Auch beim Nightjet zwischen Berlin und Paris kommt es im Frühjahr zu Ausfällen, diese Verbindung soll jedoch grundsätzlich bestehen bleiben.
ICE nach Amsterdam
Die Deutsche Bahn stellt zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 die Verbindung zwischen Berlin und Amsterdam auf ICE-Züge um. Bisher verkehren dort klassische Intercity-Züge mit Lok und Wagen. Eigentlich war der Einsatz der neuen ICE L von Talgo vorgesehen, doch wegen Lieferverzögerungen setzt die Bahn nun vorerst auf fabrikneue ICE 3neo. Der Komfort verbessert sich dadurch, da wieder ein Speisewagen angeboten wird. Allerdings könnte die Platzkapazität sinken, da der ICE 3neo in Einfachtraktion weniger Sitzplätze hat als die bisherigen Intercity-Züge.
BahnCard 25 zum halben Preis
Bei der Deutschen Bahn läuft noch bis 31. März eine Preisoffensive. Besonders attraktiv: Die BahnCard 25 gibt es sowohl in der 2. als auch in der 1. Klasse zum halben Preis. Auch die BahnCard 50 wird vergünstigt angeboten. Zusätzlich stellt die Bahn bis zu eine Million weitere Sparpreis-Tickets bereit, darunter besonders günstige Tickets für 10 bzw. 15 Euro auf kurzen und mittleren Strecken.
Neues Bonusprogramm der ÖBB
Die ÖBB haben unter dem Namen „Vorzugspunkte“ ein neues Bonusprogramm gestartet. Teilnehmende sammeln für jeden ausgegebenen Euro Punkte, die ab 100 Punkten gegen Prämien wie Sitzplatzreservierungen oder Freigetränke eingelöst werden können. Wer innerhalb eines Kalenderjahres 800 Punkte erreicht, erhält den „Goldschiene“-Status mit zusätzlichen Vorteilen wie kostenlosem Lounge-Zutritt und einem 1.-Klasse-Upgrade zum Geburtstag.
Finnland: Neuer Zugtyp „Pendolino Plus“
Die finnische Bahn VR hat die ehemaligen Allegro-Triebzüge, die bis 2022 zwischen Helsinki und St. Petersburg verkehrten, für den Binnenverkehr umgerüstet. Ab Ende 2025 sollen sie als Pendolino Plus auf den Strecken Helsinki–Oulu und Helsinki–Turku fahren. Die neue Zugkategorie verspricht besonders hohen Komfort, darunter persönlichen Service am Platz. Die Züge gehörten zuvor einem Joint Venture der finnischen und russischen Bahn.
Schienenmoment 🚞
Fotos, Geschichten, Augenblicke – eure schönsten Eindrücke von unterwegs.

Einen ziemlich perfekten Urlaub mit dem Zug verbrachte Astrid mit ihrer Familie in Schottland. Dabei fuhren sie natürlich auch über den weltberühmten Glenfinnan-Viadukt zwischen Fort William und Mallaig:
Die erste Reise, die ich komplett mit öffentlichen Verkehrsmitteln für meine Familie geplant hatte, ging für zwei Wochen von Jena per Zug über Amsterdam und per Fähre über Newcastle nach Schottland.
Dort sind wir mit einer Art Interrailticket von Scotrail (Spirit of Scotland, komplett papierlos auf dem Smartphone nutzbar) von Edinburgh nach Stonehaven, nach Inverness, nach Mallaig, nach Fort William mit Ausflug nach Corrour, nach Glasgow und zurück gereist. Es war unser bislang allerschönster Familienurlaub – niemand hat sich beschwert, alle haben mitgemacht.
Vielen Dank für die schönen Eindrücke, liebe Astrid! Habt ihr Lust, Schottland auch einmal mit dem Zug zu erkunden? Wie das funktioniert, erfahrt ihr im großen Schottland-Guide der Zugpost.
Ende der Linie 🚉
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