Nachtzüge 2025: Was bringt der neue Fahrplan?
Wenig Neues, Ausfälle und Einstellungen: Nach Jahren des Wachstums tritt der Nachtzug 2025 auf der Stelle. Das ändert sich zum Fahrplanwechsel.
Am Sonntag, den 15. Dezember, ist es wieder so weit: Der neue Fahrplan für 2025 tritt in Kraft. Wie üblich bringt der Fahrplanwechsel wieder einige Änderungen für Europas Nachtzüge mit sich. Konnten wir in den vergangenen Jahren vor allem neue Routen feiern, bleiben die großen Neuerungen beim Nachtzug dieses Mal jedoch aus. Den wenigen neuen Verbindungen stehen langfristige Ausfälle aufgrund von Baustellen und leider auch einige Einstellungen gegenüber.
Damit tritt der Nachtzugverkehr in eine neue Phase ein. Nach Jahren des Wachstums und großer medialer Aufmerksamkeit scheint die Grenze des Machbaren erreicht. Für mehr Nachtzüge braucht es Investitionen in Rollmaterial und politischen Rückhalt – und letzterer ist derzeit rar. Stattdessen konzentrieren sich Nachtzugbetreiber wie die ÖBB auf die Stabilisierung des vorhandenen Netzes. In Tschechien, Schweden und der Slowakei heißt es sogar, von beliebten Nachtzügen Abschied zu nehmen. Eigentlich etwas, von dem wir dachten, es gehöre der Vergangenheit an.
Wie jedes Jahr habe ich die Fahrpläne gewälzt, Reiseauskünfte zum Glühen gebracht und mich umgehört, was sich zum Fahrplanwechsel tut. Hier sind die wichtigsten Änderungen für den Nachtzug 2025.
Nightjet: Keine neuen Linien in 2025
Ob Berlin, Brüssel, Amsterdam oder Paris – seit die ÖBB im Dezember 2016 die Marke Nightjet schufen und zum größten Anbieter von Nachtzügen in Mitteleuropa aufstiegen, schlossen sie Jahr für Jahr eine neue europäische Metropole an ihr Nachtzugnetz an. Nun aber kommt es zur Zäsur: Im Fahrplan 2025 ist erstmals keine neue Verbindung enthalten. Die Kapazität scheint ausgereizt, der Nightjet erreicht damit seine vorläufige Endausbaustufe.
Das muss jedoch keine schlechte Nachricht sein. Dem stark beanspruchten Netz nicht noch eine Linie hinzuzufügen und stattdessen auf Konsolidierung zu setzen, erscheint sinnvoll. Zuletzt war es immer wieder zu kurzfristigen Ausfällen von Wagen und ganzen Zügen gekommen, was Nachtzugfans verständlicherweise verärgert hat.
Bis Ende 2025 werden weitere Nightjets der neuen Generation in Betrieb gehen und auf bestehenden Linien eingesetzt, erstmals auch in der Schweiz. Die dadurch freiwerdenden älteren Wagen dürften genutzt werden, um Reservekapazitäten auszubauen und das Platzangebot auf anderen Strecken zu erhöhen. Auch wenn die neuen Nightjets weiterhin mit Kinderkrankheiten zu kämpfen haben, dürfte ihr Einsatz so insgesamt der Verlässlichkeit zugutekommen.
Tauernsperre: Nightjets nach Italien fallen aus
Auch im Jahr 2025 beeinträchtigen Baustellen den Nachtzugverkehr. Besonders betroffen sind erneut die Nachtzüge nach Italien: Aufgrund umfangreicher Sanierungsarbeiten am Tauerntunnel (Bahnstrecke Salzburg–Villach) fallen die Nightjets von Deutschland nach Rom, La Spezia und Venedig bis Mitte Juli 2025 ersatzlos aus.
Folgende Linien werden bis 13. Juli 2025 gestrichen:
- München – Rom (NJ 294 / 295)
- München – La Spezia (NJ 40295 / 40235)
- Stuttgart – Venedig (NJ 236 / 237)
Zu Änderungen kommt es auch bei den Nachtzügen aus Österreich. Der Nightjet Wien–Venedig verkehrt bis zum 13. Juli 2025 nicht über Salzburg und erhält mit dem Fahrplanwechsel die neue Zugnummer NJ 1237/1236. Im Nightjet Wien–La Spezia entfallen die Schlafwagen; der Zug führt bis auf Weiteres nur noch Sitz- und Liegewagen.
Ebenfalls von der Tauernsperre betroffen sind die Nachtzüge der Kroatischen Bahn von Stuttgart und Zürich nach Zagreb. Statt auf der gewohnten Strecke über Villach fahren sie bis Juli 2025 über Graz und Maribor. Dadurch entfallen unter anderem die Halte in Ljubljana und Lesce-Bled in Slowenien.
Diese Änderungen gelten bereits ab dem 18. November 2024, wenn der Tauerntunnel für acht Monate komplett für den Zugverkehr gesperrt wird. Die Tauernstrecke ist neben der Brennerachse die wichtigste alpenüberquerende Verbindung in Österreich. Infos und Hintergründe zur Sanierung gibt es hier und hier.
Nightjets nach Amsterdam, Paris und Brüssel
Auf einer neuen Route verkehren künftig auch die Nightjets von Wien und Innsbruck nach Amsterdam. Wegen häufiger Verspätungen in der Vergangenheit und zeitweiligen Bauarbeiten im Jahr 2025 verkehren diese ab dem Fahrplanwechsel nicht mehr über Köln und Utrecht, sondern werden auf einer nördlicheren Route über Kassel, Münster und Deventer geführt. Der Nightjet von Zürich nach Amsterdam ist von dieser Änderung nicht betroffen und bleibt auf seiner regulären Strecke durch das Rheinland.
Die Nightjets von Wien und Berlin nach Brüssel und Paris, die jeweils dreimal pro Woche und Richtung verkehren, erhalten neue Verkehrstage:
- Wien / Berlin nach Paris / Brüssel:
Sonntag, Dienstag, Donnerstag - Paris / Brüssel nach Wien / Berlin:
Montag, Mittwoch, Freitag
Ebenfalls mit drei Fahrten pro Woche ist der ist der private Nachtzug European Sleeper zwischen Berlin und Brüssel unterwegs. Bislang ergänzten sich die Fahrpläne, so dass an sechs von sieben Tagen entweder der Nightjet oder der European Sleeper fuhr. Ab 2025 verkehren beide Züge jedoch an denselben Tagen, wodurch es dreimal pro Woche zwei Nachtzüge zwischen Berlin und Brüssel gibt, an den übrigen Tagen jedoch keinen.
Neuer Nacht-ICE nach Zürich
Auch 2025 betreibt die Deutsche Bahn keine Nachtzüge mit Schlaf- und Liegewagen, baut zum Fahrplanwechsel aber ihr Angebot an Nacht-ICEs weiter aus. Neu hinzu kommt eine Verbindung von Berlin nach Zürich über Hannover, Frankfurt, Freiburg und Basel. Der Zug verlässt Berlin Hbf um 23:28 Uhr und erreicht Zürich um 10:00 Uhr. In Gegenrichtung ist die Abfahrt in Zürich um 18:59 Uhr und die Ankunft in Berlin um 6:49 Uhr. Zum Einsatz kommen Züge des Typs ICE 4.
Die neue Verbindung ergänzt den bestehenden Nacht-ICE von Berlin nach Basel über Köln sowie den stark nachgefragten Nightjet Berlin–Zürich. Weitere ICEs im Nachtverkehr gibt es auf den Strecken Kiel–München, Hamburg–Frankfurt, München–Hamburg und München–Berlin.
European Sleeper nach Venedig
Neben der bestehenden Verbindung zwischen Prag, Berlin und Brüssel bietet European Sleeper im Frühjahr 2025 neu einen saisonalen Nachtzug von Brüssel nach Innsbruck und Venedig an. Die erste Abfahrt ist für den 5. Februar 2025 geplant, danach werden die Züge etwa zweimal wöchentlich im Februar und März verkehren. Angesprochen werden sollen vor allem Reisende, die den Karneval in Venedig besuchen oder in den Alpen Wintersport betreiben möchten.
Von Brüssel aus fährt der Zug zunächst über Breda, Eindhoven und Venlo in den Niederlanden nach Köln, wo am späten Abend noch ein Zustieg möglich ist. Anschließend geht es über Nacht nach München und weiter nach Innsbruck. Ab Innsbruck führt die Route über Südtirol nach Venedig, das der Zug am Nachmittag erreicht. Im European Sleeper nach Venedig kommen Schlaf- und Liegewagen sowie voraussichtlich auch ein Speisewagen zum Einsatz.
Aus für Kurswagen Zürich–Prag
Seit Dezember 2022 gibt es zwei Möglichkeiten, mit dem Nachtzug von Zürich nach Prag zu reisen: den EuroNight „Canopus“ über Basel, Karlsruhe und Leipzig sowie einen einzelnen Kursschlafwagen der tschechischen Bahn über Innsbruck, Linz und České Budějovice.
Zum Fahrplanwechsel wird der Kurswagen über Linz nun eingestellt. Die freiwerdenden Schlafwagen werden genutzt, um den EuroNight „Canopus“ zu verstärken, so dass die Kapazität zwischen Zürich und Prag insgesamt gleich bleibt. Mit dem Wegfall der landschaftlich reizvollen Strecke durch die Alpen verschwindet jedoch ein weiteres Stück Nachtzug-Vielfalt in Europa.
Von Prag an die Ostsee
Ab dem Fahrplanwechsel bieten die tschechische und polnische Bahn eine neue tägliche Nachtzugverbindung von Prag nach Gdańsk und Gdynia an der Ostseeküste an. Dem Eurocity 460/461 „Baltic Express“ werden dazu ein Schlafwagen und ein Sitzwagen der polnischen Bahn PKP beigestellt. Die Route führt über Kolín, Pardubice, Wrocław und Poznań. Der Zug startet in Prag um 18:51 Uhr und erreicht Gdynia um 5:20 Uhr. In der Gegenrichtung fährt er um 23:12 Uhr in Gdynia ab und kommt um 09:06 Uhr in Prag an.
Tipp: Durch die frühe Ankunft bzw. späte Abfahrt in Gdynia besteht Anschluss zu den Fähren nach Karlskrona in Schweden.
Umbruch in Schweden
Im schwedischen Nachtzugnetz kommt es zu einem Umbruch: Wie bereits im Newsletter berichtet, koppelt die schwedischen Bahn SJ Göteborg vom Nachtzug ab. Die Verbindung von Göteborg nach Umeå wird zum Fahrplanwechsel eingestellt, und auch der Nachtzug von Göteborg in die beliebte Skidestination Åre soll im Frühjahr 2025 folgen. Eine Petition gegen die Einstellung hat inzwischen knapp 80.000 Unterschriften gesammelt.
Im Gegenzug wird die SJ in Nordschweden aktiv und übernimmt die Nachtzugstrecken von Stockholm nach Narvik und Luleå. Diese Verbindungen werden aktuell von der norwegischen Bahn Vy bedient, die jedoch überraschend angekündigt hat, den Betreibervertrag nicht zu verlängern. Im Sommer kam es daher zu einer Notvergabe an die SJ. Anders als die Verbindungen ab Göteborg werden die Strecken nach Norrland vom schwedischen Staat subventioniert.
Weniger Nachtzüge in der Slowakei
In der Slowakei gab es bislang zwei eigenständige Nachtzüge zwischen der Hauptstadt Bratislava und Košice im Osten des Landes. Einer der beiden Züge, der R 801/800 „Poľana“, wird nun zum Fahrplanwechsel eingestellt. Der Nachtzug verkehrte auf der teilweise nicht elektrifizierten Südstrecke über Zvolen. Der andere slowakische Nachtzug, der R 615/614 „Zemplín“ auf der nördlichen Route über Žilina und Poprad-Tatry, bleibt dagegen erhalten.
Von der Einstellung des Nachtzugs „Poľana“ betroffen ist auch ein Kursschlafwagen von Prag über Zvolen nach Košice. Dieser war mit einem abendlichen Eurocity von Prag nach Bratislava gekommen und ging auf den Nachtzug über.
Das war die alljährliche Übersicht zu den Änderungen bei den Nachtzügen im neuen Jahresfahrplan. Sollte sich bis zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 noch etwas ändern, werde ich diesen Artikel auf der Website aktualisieren.
Falls ihr noch einmal einen Blick auf die vergangenen Jahre werfen möchtet, findet ihr hier die Übersichten für die Fahrplanjahre 2018, 2019, 2020, 2021, 2022, 2023 und 2024.